Video Specials

Eine windige Angelegenheit

Der Wind weht weiterhin mit über 20 Knoten aus Ost. Schon die ganze Nacht fahren wir, mit halber Genua, knapp fünf Knoten. Im Osten färbt sich der Horizont orange. Die Sterne, die vereinzelt durch die Wolken blitzen, verblassen so langsam. Ein neuer Tag beginnt. Wir stehen kurz vor den Yasawas. Der erste Pass, der uns in das Innere des Riffs bringt, liegt direkt vor uns. Das Timing könnte nicht besser sein. Der Tag hat begonnen und die Sicht ist klar. Haben wir beim ersten Pass noch den Motor mitlaufen, verzichten wir beim zweiten Pass gänzlich darauf. Wir segeln ohne Probleme hindurch. Die Nabukeru-Bucht liegt querab. Das Wasser wird ruhig. Wir haben es geschafft und sind in den Yasawas angekommen. 

In den Yasawas angekommen.

Nach dem geschäftigen Savusavu suchen wir die Einsamkeit. Die Namaty-Bucht ist unser Ziel. Als wir auf die Leeseite von Tamusua kommen, blasen uns 30 Knoten Wind aus Nordost ins Gesicht. Zwei Segelboote nehmen gerade Reißaus und kommen uns entgegen. Gaby schaut mich an und ich sage zu ihr: „Ich glaube, es ist keine gute Idee, nach Namaty zu segeln.“ Genau das wollte sie in dem Moment hören. Wir drehen also um und entscheiden uns für die Malakati-Bucht auf Nacula Island. In der Hoffnung, dort bessere Bedingungen vorzufinden. Naja, nicht wirklich. Aber ich bin inzwischen ganz schön müde und möchte mich einfach nur noch aufs Ohr hauen. Die Fallböen sind hier nicht ohne und in der Böe haben wir bis zu 35 Knoten. Trotzdem hält der Anker sehr gut und auch die Bewegung im Wasser ist erträglich, da der Hahnepot straff steht. Ich haue den Ankeralarm rein und nehme eine Mütze voll Schlaf. Unser Sevusevu verschieben wir auf morgen.

Das Dorf Malakati, Yasawas Fidschi

Das Dorf Malakati liegt direkt am weißen Sandstrand. Wie in Fidschi üblich, sind die Leute sehr freundlich und interessiert. Es ist Sonntag und die Kinder haben in der Kirche Sonntagsschule. Der Chef macht noch einen Mittagsschlaf. Unseren Kavastrauß übergeben wir seinem Stellvertreter, der uns herzlichst auf die Insel einlädt. Wir machen einen Spaziergang am Strand entlang und kommen mit verschiedenen Dorfbewohnern ins Gespräch. 

Strandspaziergang auf Nacula Island, Fidschi

Leben tun sie hier vom Fischfang und von dem, was der Boden so hergibt. Ananas, Papayas, Maniok und Kokosnüsse sind das, was hier hauptsächlich wächst. Das Umland lädt zum Wandern ein, aber wir wollen das Boot bei diesem Wind nicht so lange alleine lassen. Also kehren wir wieder zurück und machen es uns auf der Katinka Enjoy gemütlich.

Nanuya Island, Fidschi

Unser nächstes Ziel, die Blaue Lagune, liegt nur acht Meilen weiter südlich. Der Wind hat nachgelassen und wir segeln gemütlich zur Nachbarinsel Nanuya Lailai. Der Anker fällt auf 18 Metern in den Sand. Vor uns das Nanuya-Island-Resort. Der Ankerplatz ist unter Seglern als Blue Lagoon bekannt. In der Saison ist es hier ziemlich überlaufen. Ende Oktober ist genügend Platz. 

Ankerbucht Blue Lagoon, Fidschi

Das Ressort unterscheidet sehr strikt zwischen Seglern und Ressort-Gästen. Grundsätzlich ist das Ressort freundlich gegenüber Seglern, aber man wird stark limitiert, was etwa die Platzwahl betrifft. Wir fühlen uns nicht richtig wohl und ziehen es vor, bei Semi, dem Nachbarn des Ressorts, einen Lovo-Abend zu verbringen. Der Lovo ist ein Erdofen, bei dem die verschiedenen Speisen auf erhitzten Steinen mit Sand zugeschüttet werden und dann mehrere Stunden garen. Die Speisen werden zuvor in Palm- oder/und Bananenblätter eingepackt. Es gibt Lamm, Hühnchen und Fisch. Ein Kürbis, der ebenfalls im Ofen lag, ist mit Reis gefüllt. Eine Art Spinat und Mangold werden als Gemüse gereicht. Diverse Salate, Melone und Ananas runden das leckere Essen ab. Wir sind eine Runde von zehn Seglern aus allen Herren Ländern und haben eine Menge Spaß. Die Getränke haben wir selbst mitgebracht, da Semi keine Ausschankkonzession hat. Es wird ein langer Abend und weil wir Flut haben, können wir direkt über das Riff zum Boot fahren, was hier in Fidschi immer eine spannende Angelegenheit ist. Der Wind hat wieder auf 18 Knoten aufgefrischt und wenn wir Flügel am Dinghy hätten, wären wir zur Katinka Enjoy geflogen.

Der Lovo Erdofen, Fidschi

Um uns einmal wieder die Beine so richtig zu vertreten, entschließen wir uns, um die Insel zu laufen. Auf der Luvseite der Insel befindet sich ein kleines Dorf. Hier kann man Eiscreme kaufen und es gibt ein Teehaus. Dan lebt seit 70 Jahren in diesem Dorf und verkauft Eis. Bananeneis, Ananaseis oder Kokosnusseis, was eben so gerade reif ist. Wir sitzen vor seiner Hütte, genießen unser Eis und er erzählt uns von seinem Dorfleben. 

Dan der Eismann, Fidschi

Der Wind ist hier deutlich kräftiger und draußen auf See bilden sich Schaumkronen. Wir ziehen weiter, am Strand entlang, und erreichen Lo's Tea House. Hier trinken wir einen Zitronenblättertee und bekommen einen Donut. Beides köstlich und so machen wir uns auf den Rückweg. 

Lo's Tea House, Fidschi

Wir wählen den Weg durch die Mangroven. Bei Ebbe fällt der Bereich zwischen Nanuya Lailai und Turtle Island fast trocken. Die Betonung liegt auf „fast“. Die Bucht hat einen breiigen Untergrund, ähnlich einem Kartoffelpüree, der viel zu flüssig geworden ist und zwischen den Zehen hindurchdrückt. Leider sieht die Farbe alles andere als nach Kartoffelpüree aus. Ab und zu watet man durch kniehohes Wasser. Braune Stellen mit Seegras verbergen den Untergrund vollständig, und so weißt du nicht, wo du hintrittst. Außerdem ist die Sicht durch die Mangroven versperrt, so dass wir nicht wissen, ob wir überhaupt richtig sind. Auf halbem Weg stellen wir fest, dass Teile unseres zurückgelegten Weges mittlerweile unter Wasser stehen. Es gibt also kein Zurück mehr. Möglicherweise findet man unsere Skelette erst nach Jahren in den Mangroven. Die Augen, von Fischreihern ausgehackt, die sich so einen Festschmaus nicht entgehen lassen. Doch alle meine Freunde und die Leute, die sonst noch so meinen Blog lesen, muss ich enttäuschen: Wie ihr sicherlich bemerkt habt, lebe ich noch. Es lag auch mehr in der Fantasie von Gaby, die mal wieder Höllenängste ausstand oder endlich meine Lebensversicherung haben möchte. Who knows? Wie auch immer, wir erreichen den Strand und kommen wohlbehalten wieder an unserem Dinghy an, welches wir am Strand an einer Wurzel festgebunden haben.

Wanderweg bei Ebbe durch die Mangroven, Fidschi

Wir werden also die Yasawas noch eine Weile erkunden und auch in der nächsten Woche wieder davon berichten. Bis dahin, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Kommentare

Beliebte Posts