Eine ereignisreiche Woche hier auf
Vanua Levu geht zu Ende. Wir haben die Insel mit dem Auto erkundet, einen Segler, den wir in den
Marquesas kennengelernt haben und der sich hier sesshaft gemacht hat, besucht, die
Nawi-Marina besichtigt und einen
driftenden Katamaran gerettet.
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Im Osten von Venua Levu, Fidschi |
Das Wetter ist zur Zeit durchwachsen, dennoch kribbelt es uns in den Fingerspitzen vor Tatendrang. Wir mieten ein Auto und wollen die Insel erkunden. Im Osten liegt die Insel
Kioa vor Vanua Levu. Kioa wurde zwischen 1947 und 1962 auf Grund einer Überbevölkerung in
Tuvalu von diesen besiedelt. Wir haben von dieser Insel gehört und wollen, sollte es eine Möglichkeit geben, diese Insel besuchen. Also fahren wir am ersten Tag unserer Erkundung in den Osten und versuchen unser Glück. Da es in Vanua Levu sehr viele unbefestigte Straßen gibt, haben wir uns einen Allrad-Truck gemietet. Nach guten zehn Kilometern von
Savusavu entfernt finden wir uns auch schon auf einer
Schotterpiste wieder. In
Loa soll es einen Fähranleger geben, von dem wir nach Kioa übersetzen können. Wir finden auch den Anleger, allerdings ist nirgendwo in der Umgebung eine Menschenseele anzutreffen. Ein paar Kilometer weiter, die Straße führt mittlerweile steil bergan und ins Landesinnere, treffen wir auf einen einsamen Einheimischen, der mit seiner
Machete des Weges zieht. Er hält uns an und fragt, ob wir ihn ein Stückchen mitnehmen. Ich sag zu ihm: „Spring auf die Ladefläche.“ Nach etwa fünf Kilometern erreichen wir ein Dorf. Er bedankt sich und fragt, wo wir hinwollen. Als wir erwidern, dass wir gerne auf die Insel Kioa übersetzen wollen, erklärt er uns, jemanden zum Anleger zu schicken, der uns dort abholen wird. Wir sind etwas überrascht, wollen aber die Gelegenheit nicht auslassen. Also fahren wir zurück zum Fähranleger und warten. Ich glaube, wir würden heute noch warten, aber nach einer Stunde über der vereinbarten Zeit setzen wir die Erkundung der Insel fort. Wir fahren bis an die Ostspitze nach
Napuka, wo die Straße, wenn man das noch als Straße bezeichnen kann, aufhört. Die Küstenlandschaft in der
Buca Bay und östlich davon ist vielfältig. Abschnitte mit
Mangroven wechseln sich mit schwarzen und weißen Sandstränden ab. Man kommt an kleinen Dörfern vorbei, die Menschen winken einem freundlich zu und immer wieder hört man das uns schon bekannte „
Bula!“.
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Neben weißen gibt es auch schwarzen Strand, Fidschi |
Am nächsten Tag fahren wir in den Nordwesten. Unser erstes Ziel ist der
Nakawaga-Wasserfall. Eine halbe Stunde durch dichtes Grün des Regenwaldes hört man den Wasserfall schon eine ganze Weile vorher rauschen. In einer Felsnische stürzt er dann in ein kleines Becken, in dem man auch baden kann. Auf der Nordseite hat die Insel einen anderen Charakter. Der Regenwald mit seinem dichten Grün weicht einer landwirtschaftlichen Nutzfläche.
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Nakawaga Wasserfall, Vanua Levu Fidschi |
In
Lekutu biegen wir wieder auf eine Schotterpiste ab und gelangen in die
Galoa-Bucht. Zwei abgewrackte Frachter liegen am ebenso maroden Steg und gammeln so langsam vor sich hin. Ihren Dienst tun sie schon lange nicht mehr und ihre beste Zeit ist auch schon eine Weile her. Wir bekommen langsam Hunger, finden aber in der wenig besiedelten Gegend kein Restaurant. Erst in
Seaqaqa haben wir Glück.
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Schiffswrack in der Bucht Galoa, Vanua Levu Fidschi |
Und dann müssen wir auch schon wieder zurück, weil wir am späten Nachmittag bei einem Seglerpärchen eingeladen sind, das wir in den Marquesas kennengelernt haben und das sich auf Fidschi niedergelassen hat. Das Haus liegt abgelegen auf einem Berg und wir sind froh, einen Allrad zu haben. Die Aussicht ist phantastisch. Das Haus ist stilvoll eingerichtet und drumherum gibt es sehr viel Platz. Es wird ein langer Abend, denn es gibt eine Menge zu erzählen.
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Strassen auf Venua Levu, Fidschi |
Die Räder greifen auf dem Schotter nicht und die Schnauze des Trucks steht fast senkrecht nach oben, sodass ich die Straße nicht sehe. Wir sind in
Nagigi links abgebogen und folgen der Küste der
Natewa-Bucht. In
Korotasere verlassen wir die Bucht und fahren in die Berge hinein. Steile Anstiege und Gefälle wechseln sich mit kurvenreichen Passagen ab. Zum Teil glaubt man, man befindet sich auf einem
Waschbrett. Ich probiere verschiedene Geschwindigkeiten aus, um ein möglichst komfortables Durchschütteln zu erreichen. Allerdings haben wir dann ein leichtes Übersteuern, was den Fahrgästen unangenehmer ist, als mal so richtig durchgeschüttelt zu werden. Wem will man es auch verdenken? Bei einer zwei Meter breiten Straße bleibt nicht viel Handlungsspielraum, wenn das Gefährt anfängt, Richtung Graben zu rutschen. Ich gehe es also ein bisschen langsamer an. Wir machen an einem Dorf Halt und verteilen wieder einmal ein paar Lutscher an die Kinder.
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Kinder auf Venua Levu, Fidschi |
Unweit des Dorfes nehmen wir erneut einen Anhalter mit. Irgendwann fängt der Truck an zu klappern. Vielleicht hat sich die Auspuffaufhängung gelöst oder, was noch schlimmer wäre, die Aufhängung ist gebrochen. Wir halten an, können aber nichts feststellen. Irgendwann hört das Geklapper auch wieder auf. Wir kommen im Norden in eine Ebene, in der Zuckerohr angebaut wird. Was auffällt, ist, dass die Flüsse hier sehr breit sind. Das ist insofern erstaunlich, als die Insel in der Breite mal gerade 40 Kilometer misst. Es fließt also sehr viel Wasser die Berge hinunter. Dem
Zuckerrohr scheint es zu gefallen. In
Labasa stauen sich die LKWs, die mit Zuckerrohr beladen sind, vor der Fabrik. Labasa selbst ist eine sehr geschäftige Stadt und die größte auf Vanua Levu.
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Zuckerrohr-Trucks auf Venua Levu, Fidschi |
Der Markt ist groß und sehenswert. Neben den
Fidschianern ist der Bevölkerungsanteil der
Inder sehr groß. Es gibt zahlreiche Restaurants. Eines sollte man auf jeden Fall beachten, wenn man in ein indisches Restaurant geht. Wenn „spicy“ draufsteht, ist es scharf. Es ist so scharf, dass es einem die Tränen wie Sturzbäche aus den Augen treibt und man, wenn man Luft holen möchte, dies im gleichen Atemzug bereut, weil man sich wie der Drache Elliott fühlt, der gerade Feuer speit. Wie auch immer, das Essen ist sehr bekömmlich. Wir sehen uns ein bisschen in Labasa um und setzen dann unsere Rundreise zurück nach Savusavu fort. In einem schönen Ausflugscafé am
Urata-Pass genießen wir den Ausblick auf die Bucht vor Savusavu. Die Spezialität hier ist
Bananensplit, was sich Gaby natürlich nicht entgehen lässt.
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Blick vom Urata-Pass Richtung Savusavu, Fidschi |
Am Abend schauen wir bei Roswitha und Gottfried vorbei, die in der luxuriösen Nawi-Marina liegen. Die Marina bietet neue Liegeplätze an
Schwimmpontons. Der Pool ist groß und die Restaurants und Bars erzeugen ein schönes Ambiente. Wenn man den Preis bezahlen will, bekommt man sicherlich viel dafür geboten. Wir ziehen da die Einfachheit vor und liegen vor Savusavu an einer Boje der
Waitui-Marina.
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Bojenfeld vor Savusavu, Fidschi |
Am Morgen, als ich mich gerade auf den Weg mache, das Leihauto zurückzugeben, treibt plötzlich ein herrenloser Katamaran an uns vorbei. Ich staune nicht schlecht, als ich die Reste der Boje noch neben dem Boot herschwimmen sehe. Ein Dinghy ist gerade unterwegs und der Fahrer winkt, dass ich ihm folgen soll. Als wir den Katamaran erreichen, kommt noch ein drittes Boot auf uns zu. Ich vertaue die beiden Boote an Backbord und Steuerbord und wir schieben den Katamaran zur nächsten Boje, um ihn daran festzumachen. Das Boot liegt nun wieder sicher an einer Boje. In der Bucht bin ich jetzt bekannt wie ein bunter Hund und man ruft mir zu: „Ah, der Rescueman!“. Solche Dinge sind die, die kein Mensch braucht, passieren aber immer wieder. Man kann nur hoffen, dass es einen nicht selbst erwischt und wenn, dass man dann wenigstens an Bord ist und angemessen reagieren kann. Allen immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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