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Wenn die Kompromisse beim Segeln ins Geld gehen

Es wird einem immer geraten, auf die perfekten Segelbedingungen zu warten. „Der geduldige Skipper hat immer guten Wind.“, sind so die Sprüche, die da kommen. Aber was sind perfekte Segelbedingungen? Nach unserer, jetzt über sechsjährigen Erfahrung gibt es keine perfekten Segelbedingungen. Wie im richtigen Leben bedarf es immer eines Kompromisses. Dabei korreliert die Kompromissbereitschaft mit den zu erwartenden Defekten an Bord. Südpazifik Wir gehen also den Kompromiss ein und starten auf unseren Törn von Fidschi nach Neuseeland . Das Ausklarieren beim Zoll und bei der Migration verläuft problemlos und ist in einer halben Stunde erledigt. Zuvor haben wir in der Marina unsere Abreise organisiert und dürfen etwas länger als normalerweise üblich an der Boje bleiben. Der Wind ist schwach und wir planen, die erste Strecke bis zum Außenriff unter Motor zurückzulegen. Die Wettervorhersage sagt moderaten Wind von 15 Knoten aus Süd voraus. Nicht gerade unsere bevorzugte Windrichtung, denn wir...

Wieder einmal eine Lektion in Demut

Auch mit gutem Zureden war Bärbel nicht zu bewegen, in Fidschi zu bleiben. Am Freitag sind unsere Gäste wieder abgereist und gesund in Deutschland gelandet. Wir setzen unsere Reise fort und verlassen Denarau einen Tag später Richtung Lautoka. Wir wollen auf die Nordseite von Viti Levu. Ziel ist Savusavu auf der Insel Vanua Levu. Doch der Wind ist mal wieder nicht wie angesagt und so reicht unsere erste Etappe gerade einmal bis Lautoka. Die kleine Insel vor Lautoka, Bekana, bietet genügend Schutz bei diesen Wetterbedingungen. Auf sechs Metern ankern wir im Schlamm und finden guten Halt. Die Destiny liegt hier. Annett und Nico sind auf der Katinka Enjoy immer sehr gern gesehene Gäste und wir freuen uns, die beiden noch einmal wiederzusehen, bevor sie Richtung Westen aufbrechen und Fidschi verlassen.

Auf dem Weg in den Norden der Insel Viti Levu, Fidschi

Am nächsten Tag brauchen wir über eine Stunde, um den Anker zu lichten. Gefühlte 100 Pützen hole ich längsseits aus dem Wasser und schütte diese über die total verschlammte Kette. Eine mords Sauerei. Aber so ist das eben beim Ankern. Nicht überall kann man auf feinem weißen Sand den Haken ins Wasser hauen. Um den Ankerkasten nicht völlig einzuschlammen, holen wir die Kette Meter für Meter hoch und spülen den Schlamm gleich wieder über Bord. Nach einer Stunde ist es geschafft. Mir tut das Kreuz weh, aber wir sind wieder auf Kurs und wollen uns am Nachmittag mit der SY Tuvalu in der Vatia-Bucht treffen. Auch hier liegen wir wieder auf sechs Metern im Schlamm. Wir wissen also, was uns morgen bevorsteht.

Richtung Vatia, Fidschi

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Volivoli. Hier wollen wir ein Wetterfenster abwarten, um rüber nach Vanua Levu zu segeln. Doch es kommt anders als geplant. Der starke Wind setzt früher ein als vorhergesagt und kommt auch deutlich mehr aus Ost statt aus Südost. Zahlreiche Riffe machen hier oben einen ständigen Kurswechsel notwendig und so bläst uns der Wind mit bis zu 28 Knoten auf die Nase. Eine kurze, nicht sehr hohe Welle lässt das Meer schäumen. Der Himmel ist blassblau. Es ist diesig. Die Hänge sind kahl, das einzige, was hier wächst, scheinen Grashalme zu sein. So stelle ich mir Patagonien vor, allerdings 20°C kälter. Obwohl der Windfaktor mich die 25°C Außentemperatur jetzt auch nicht gerade mollig empfinden lässt. Seit langem trage ich mal wieder eine Jacke am Steuerstand. Unter der kurzen Hose, bis zu den Knien, macht sich Gänsehaut breit. Die Nase läuft und ich frage mich, was ich da eigentlich tue. Mit drei Knoten Fahrt gegenan, 25 Knoten Wind aus Ost, fast die Richtung, in die wir müssen. Es ist Slaketime, eigentlich gute Bedingungen. Ab jetzt läuft das Wasser wieder hinein. Doch der Wind ist einfach zu heftig, um das noch 20 Meilen durchstehen zu wollen. Mal abgesehen davon, dass solche Aktionen ganz schön aufs Material gehen. Wir drehen um, setzen Segel und erreichen nach fünf Stunden wieder unseren Ausgangspunkt, die Vatia-Bucht. Wieder einmal eine Lektion in Demut gelernt. Nach dem aktuellen Wetterbericht bleibt es jetzt erst einmal die nächste Woche so. Die Bucht ist jwd, „janz weit draußen“ soll heißen im Nirgendwo. Vice kommt mit seinem Boot vorbei und bettelt um Kava. Ich gebe ihm einen Strauß und er verspricht, am nächsten Tag wiederzukommen und uns mit ins Dorf zu nehmen. Nantunuku befindet sich am King's Highway. Der King's Highway ist die Landstraße, die über den Norden der Insel nach Suva führt. Von hier gelangt man mit dem Taxi oder dem Bus nach Ba, der Stadt mit der nächsten Einkaufsmöglichkeit. Natürlich kommt er nicht. Mit Gottfried von der Tuvalu erkunde ich dafür die Umgebung. An einem kleinen Sandstrand landen wir an und finden eine perfekte Grillstelle vor. Wir treffen eine einheimische Familie, die uns auf ihre Matte einlädt. Hier erfahren wir, dass es zu Fuß eine halbe Stunde bis zum King's Highway ist und es dort einen kleinen Laden gibt, in dem man das Nötigste einkaufen kann. Wir beschließen, morgen eine kleine Wanderung zu unternehmen. Doch zuvor werden wir am späten Nachmittag unseren erkundeten Grillplatz ausprobieren.

Lagerfeuerromantik in der Vatia-Bucht, Fidschi

Voll bepackt mit allem, was man zum Grillen braucht, landen wir am Nachmittag erneut an nun bekannten Gestaden. Die Machete und die Axt ausgepackt, geht es erst einmal ans Holzmachen. Schnell ist ein Feuer entfacht und die Glut bereit, um unsere mitgebrachten Rippchen zu grillen. Natürlich darf unser Totenkopf nicht fehlen, den ich diesmal mit Bounty-Rum gefüllt habe. Wir erleben, wie auf Fidschi schon oft, einen gigantischen Sonnenuntergang, bevor wir unsere Zelte abbrechen und zurück aufs Boot fahren. Leider sind wir zu spät dran, da wir einfach den schönen Abend nicht ausklingen lassen wollten. Das rächt sich jetzt, weil das Wasser weit zurückgegangen ist. Fast den halben Weg müssen wir das Dinghy tragen. Gut, dass die Tuvalu Räder unter ihrem Dinghy hat. Die andere Hälfte müssen wir paddeln, da der Wasserstand für den Außenborder nicht ausreicht. Erst 200 Meter vor unserem Liegeplatz wird es deutlich tiefer. Trotzdem war es eine gelungene Aktion, wieder einmal Lagerfeuerromantik zu erleben.

Abenteuer auf Fidschi

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zur Hauptstraße. Zwei Dinge sind dem Fidschianer fremd. Das eine ist das Zeitgefühl und das andere das Gefühl für Entfernungen. Die halbstündige Wanderung hätte in eine 1,5-stündige ausgeartet, wenn wir uns nicht in ein total überfülltes Auto hineingequetscht hätten. Die freundliche Familie hielt an und fragte, was wir hier machen. Als wir dem Familienoberhaupt sagten, wir wollen zu dem Laden an der Hauptstraße, hat er nur den Kopf geschüttelt und uns einfach mitgenommen. Der Laden war sehr speziell, aber wir bekommen sogar Bohnen aus dem eigenen Garten. Der Ladenbesitzer sagte dann: „Wenn ihr eine halbe Stunde wartet, kommt ein Bus, der euch wieder zurückbringt.“ Wir warten die halbe Stunde und tatsächlich kommt der Bus, der die Schulkinder wieder nach Hause bringt. 

Shoppingcenter auf Fidschi

Wir fahren mit und sind für die Kinder natürlich die Attraktion. Ohne Highfive verabschiedet sich keines der Kinder, bevor sie aussteigen. Ganz zum Schluss sind wir dran und verlassen den Bus fast vor der Haustür bzw. vor unserem Dinghy. Ich übertreibe nicht, wenn ich die Busfahrt als Abenteuer bezeichne. Ein tonnenschweres Gefährt auf einer unbefestigten Straße kann sich ein Europäer einfach nicht mehr vorstellen.

Busfahren in Fidschi – einfach spannend

Am nächsten Tag kommt Vice und holt uns ab, um gemeinsam mit ihm ins Dorf und anschließend in die Stadt zum Einkaufen zu fahren. Eben, Fidschi-Time. Ich bleibe an Bord und mache meine schon lange überfällige Motorenwartung. Gaby und die anderen düsen mit dem 40 PS angetriebenen Holzboot Richtung Festland. Nach fünf Stunden kommt Vice wieder zurück. Gaby hat natürlich kräftig eingekauft und mir Qualitätsöl 15W40 in drei Cola-Flaschen mitgebracht. 

Warten auf das Wassertaxi, Fidschi

Man soll es ja nicht glauben, aber die Welt ist schlecht. In Denarau habe ich zwei Kanister à vier Liter Öl gekauft. Als ich den ersten Kanister aufmache, fehlt die Aluversiegelung. Im Schaufenster des Kanisters sehe ich, dass statt vier Litern nur noch drei Liter drin sind. Tja, Augen auf beim Ölkauf. Wie auch immer, für die Wartung brauche ich mindestens acht Liter, besser zehn Liter. Also hat Gottfried nochmal sechs Liter aus dem Fass besorgt und in Plastikflaschen abgepackt. In der Zwischenzeit habe ich den ersten Motor fertig und Gaby hilft mir noch, die Dieselleitung zu entlüften. Jetzt läuft der Backbordmotor wieder wie am Schnürchen. 

Sonnenuntergang in der Vatia-Bucht, Fidschi

Morgen kommt dann der Steuerbordmotor dran. Wir sind ja schließlich in Fidschi und da gilt Fidschi-Time. Euch wünsche ich immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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