Geduld ist die Fähigkeit, ruhig und beherrscht abzuwarten, auch wenn es schwierig ist oder Zeit erfordert. So zumindest ist es im
Duden zu lesen. Damit wir das mit der Geduld schaffen, haben wir uns die Zeit vertrieben. Beide Motoren haben nun den 500-Std.-Service hinter sich und der Generator hat auch seine Wartung bekommen. Auf unserem Grillplatz machen wir noch einmal ein Barbecue und am Sonntag einen Brunch mit Eiern und Speck.
Wir lernen Ricky kennen, der ein Fischerboot in der Bucht liegen hat und uns kurzerhand zu sich nach Hause mitnimmt. Er lädt uns für den Sonntag zum Abendessen ein. Nachdem wir den ganzen Tag am Strand verbracht haben, holt uns Ricky zur vereinbarten Zeit ab. Natürlich
Fidschi-Time, also plus/minus eine Stunde. Das Dinghy wollte er nicht alleine am Strand zurücklassen, also packen wir es einfach auf seinen Truck. Oben auf dem Berg, auf einem Plateau, hat sein Vater ein Haus gebaut, welches er erweitert und renoviert hat. Von hier oben hat man einen phantastischen Ausblick über die Bucht. Als Gastgeschenk bringen wir einen Kava-Strauß mit. Wir werden der Familie vorgestellt und die Kava-Zeremonie wird vorbereitet. Die Familie kommt ursprünglich aus Indien, lebt aber schon in der dritten Generation auf Fidschi. Ricky ist hier geboren und ein waschechter
Fidschianer. Die gemahlene
Kavawurzel wird in einem Tuch, das man ins Wasser hält, ausgepresst. Anschließend wird das Getränk aus einer
Kava-Schüssel in eine halbe
Kokosnussschale gefüllt und mit „Bulla!“ überreicht. Der Empfänger erwidert das „Bulla!“. Danach wird die Schale ausgetrunken und mit einem „
Vinaka“ wieder zurückgegeben.
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| Kava Getränk, Fidschi |
Das anschließende Abendessen ist dann, wie zu erwarten war, sehr scharf. Es gibt
Fisch- und Hähnchen-Curry. Dazu
Roti und Reis. Gegessen wird mit den Händen. Besteck gibt es keines. Roti, ein Teigfladen, nimmt dem Curry die Schärfe, während man bei Reis diesen Effekt nicht hat. Roti war mir deshalb lieber als Reis. Zumal das Curry mit dem Teigfladen einfacher mit den Fingern zu essen ist. Eine einmalige Erfahrung, für die wir der Familie sehr dankbar sind. Das Dinghy hat den Ritt auf dem Truck auch problemlos überstanden und uns wohlbehalten zurück aufs Boot gebracht.
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| Abendessen richtig scharf. Fidschi |
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| Das Dinghy auf dem Truck, Fidschi |
Am Mittwoch dann das erhoffte Wetterfenster. Kaum Wind und wenn, aus Südost. Wenn wir es nicht besser wüssten. Natürlich wurde aus „kaum“ „mäßig bis kräftig“ und aus „Südost“ „Ost“. Trotzdem schaffen wir es am Mittwoch bis zum
Volivoli Resort Ankerfeld. Wir gehen an Land und testen die
Strandbar. Das Bier wird hier aus Plastikbechern getrunken. Aber wir lassen uns nicht davon abhalten, unseren Durst zu löschen.
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| Volivoli, Fidschi |
Am Donnerstag geht es dann weiter hinüber zur
Vanua-Levu-Insel. Auf dem Weg dorthin haben wir zwei
Riffpassagen. Innerhalb des Riffs muss man auf
Untiefen achten, die nur mäßig bis gar nicht gekennzeichnet sind. Auch am Mittwoch soll der Wind wenig und aus Südost blasen. Wir bekommen 15 Knoten aus Ost bis Ostnordost, sodass wir fast den ganzen Tag mit Unterstützung des Motors fahren müssen. Immerhin schaffen wir die 56 Meilen und erreichen die Wainunu-Bucht bei Tageslicht. Als wir ankommen, schläft der Wind plötzlich ein. Somit steht uns eine ruhige Nacht bevor. Für den nächsten Tag ist die Passdurchfahrt durch den engen Pass
Nasonisoni geplant. Hochwasser ist laut
Tidenkalender um 9:27 Uhr. Wir können also ausschlafen. Die Fahrt durch den Pass ist problemlos, auch wenn eine garstige Welle am Ausgang des Nasonisoni steht. Die Riffkante an Backbord zieht sich weit ins Meer hinaus und versperrt den direkten Weg nach Savusavu. Wir müssen also eine ganze Weile nach Südosten gegen Wind und Welle ankämpfen. Nicht gerade die Paradedisziplin für einen Katamaran. Doch dann ist es so weit. 40° Einfallswinkel reicht für unsere
Katinka-Enjoy. Nach gut einer Stunde können wir nun den direkten Kurs auf Suvasuva anlegen und der Wind tut uns den Gefallen und kommt weiterhin aus Südost. Der Windwinkel ist jetzt 60° und der Wind nimmt weiterhin zu. Aus fünf Knoten am Anfang werden bei 18 Knoten Wind dann knapp acht Knoten Fahrt.
Allerdings beginnt es unterwegs, anzunieseln. Irgendwas ist ja immer. Der Tag fing schon stark bewölkt an und die Hänge um Savusavu sind grau verhangen. Zum Teil sieht man die Landzunge, die nach Südwesten ausgerichtet ist und die direkt vor uns liegt, gar nicht. Nachdem das vorgelagerte Riff passiert ist, kommen wir in die Windabdeckung der Insel und es wird schlagartig ruhiger. Ab und zu fällt noch mal eine Böe ein. Ich melde mich über Funk bei der
Waitui Marina an. Zwei Marineros sind uns mit der Boje behilflich und superfreundlich. Ja, ja, ich weiß, die
Nawi Island Marina ist die beste und schönste in ganz Fidschi, wenn nicht sogar die schönste auf der ganzen Welt. Aber ich bin es leid, für eine halbleere Marina den doppelten Preis zu bezahlen, nur weil ich die Box vollständig ausnutze, während ein Mono das nur zu einem Dreiviertel tut. Deshalb boykottiere ich solche Marinas und ziehe die Einfachheit einer Waitui-Marina vor. Schließlich sind wir auf Weltreise und der Flair, der zugegebener Weise spröde und rau ist, bringt die alten Tage der Weltenbummler auf See wieder in Erinnerung. Eine Hütte, in der eine Dusche und eine Toilette den einzigen Luxus darstellen, ist mir lieber als eine Marina mit Poolbar und Regenschauerdusche. Zumindest ab und zu einmal. Außerdem ist die Waitui authentischer, wenn man das kleine Städtchen Savusavu betrachtet, das mehr den Flair einer Goldgräberstadt hat und sich von den Flaniermeilen auf der Welt, wie zum Beispiel dem
Ocean Drive in Miami, deutlich unterscheidet. Wie auch immer, jeder so, wie er mag. Damit wir mitreden können, werden wir einmal einen Blick in die Nawi Island Marina werfen. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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