Fidschi-Time – No Hurry, No Worry
Es ist dunkel und wir sind spät dran. Vorschriftsmäßig haben wir das Dinghy mit einer Leuchte grün/rot vorne und einer weißen Leuchte hinten versehen. Ich sage noch beim Einsteigen: „Passt auf die Leuchten auf.“ Aber da ist es schon geschehen. Die vordere Leuchte wird beim Einsteigen von Gaby einfach weggesemmelt und landet im Wasser. Mit großen Augen schaut sie der Leuchte nach, wie sie vom Boot wegtreibt. Ich versuche, sie zu erreichen, und lehne mich weit aus dem Boot. Es kommt, wie es kommen muss: Ich lande im Wasser. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die Tasche mit dem Handy mit hineingefallen wäre. Alle Ratschläge aus dem Internet helfen da nichts. Das Handy bleibt tot. Im Moment ist also der Kontakt zur Außenwelt, für mich, abgebrochen. Wann ich ein neues Handy auftreiben kann, steht noch in den Sternen, aber ich habe mich schon angepasst und sage nur: Fidschi Time – no hurry, no worry.
Im Meer versenkt. Einsamer Strand, Musket Cove, Fidschi |
Die nächsten Tage werden für mich eine Herausforderung. Im Prinzip läuft bei mir alles über das Handy. Die Bank-App funktioniert nur über die Zwei-Wege-Authentifizierung. Das Wetter rufe ich normalerweise über das Handy ab. Unsere Reise zeichne ich über das Handy auf. WhatsApp, Facebook, Instagram – zur Zeit Fehlanzeige. Unsere Gäste wollen natürlich Fidschi erleben, da kann man sich nicht mit solchen Dingen wie dem Kauf eines neuen Handys aufhalten. Also muss ich erst einmal improvisieren. Der Handykauf erfolgt dann morgen; Fidschi-Time – no hurry, no worry.
Neue Ufer Monoriki, Fidschi |
Nachdem wir die Musket Cove ein paar Tage unsicher gemacht haben, brechen wir zu neuen Ufern auf. Wir wollen zur Yanuya-Insel. Hier fragen wir um Erlaubnis, zu ankern und Monoriki betreten zu dürfen. Monoriki ist die Insel, auf der Tom Hanks im Film „Verschollen“ nach einem Flugzeugabsturz gestrandet ist. Die Insel gehört zur Yanuya-Gruppe und in Yanuya-Village muss man beim Chef um Erlaubnis fragen. Das macht man mit der traditionellen Sevusevu-Zeremonie. Wir landen also mit dem Dinghy am Strand von Yanuya an und fragen uns zum Dorfchef durch. Man bittet uns, auf einer Matte Platz zu nehmen, und erklärt uns, dass sie sich sehr über das mitgebrachte Präsent, die Kavawurzel, freuen und dass wir uns, wenn wir die 20 FJD Landingfee bezahlen (pro Kopf natürlich), frei auf den Inseln bewegen dürfen. Nachdem nichts mehr passierte, fragte ich etwas irritiert, ob es denn kein Sevusevu gebe. Darauf sagte man uns, dass jeweils in der ersten Woche jeden Monats kein Kava getrunken werde. Wenn wir aber darauf bestehen würden, würden sie für uns das Kava zubereiten. Wir respektieren natürlich die Dorfgepflogenheiten und verzichten auf das Getränk.
So eine Art Sevusevu. Yanuya, Fidschi |
Irgendwo wird sich schon einmal die Gelegenheit bieten. Wir haben eben Zeit, Fidschi-Time – no hurry, no worry. Nach einer Dorfbesichtigung und der Rückkehr auf unser Boot nehmen wir noch das vorgelagerte Riff in Augenschein. Das Wasser ist glasklar und die Korallen sind intakt. Große Fächerkorallen in allen Farben wechseln sich mit Hart- und Weichkorallen ab. Eine bunte Vielfalt an kleinen Rifffischen ist zu sehen. Wunderschöne Farben.
Dorfleben auf Yanuya, Fidschi |
Am nächsten Tag wechseln wir zur zwei Meilen entfernten Insel Monoriki. Wir ankern auf zwanzig Metern im Sand. Die Insel ist so berühmt, dass hier sehr viele Ausflugsboote aus den umliegenden Resorts die Insel bevölkern. Um vier Uhr ist der Zauber dann vorbei und wir haben die Insel ganz für uns alleine. Katinka Enjoy ist das einzige Boot vor Anker. Mit dem Dinghy setzen wir über und erkunden den Sandstrand, an dem Tom Hanks gestrandet ist. Das „Help me“ ist heute immer noch mit Kokosnüssen in den Sand geschrieben. Unter Palmen sitzen wir im warmen Sand und trinken unser mitgebrachtes Bier. Die Landschaft mit den benachbarten Inseln ist einmalig und wir lassen das Rauschen der Wellen und die Abendstimmung auf uns wirken. Wir beschließen, am nächsten Tag die Wanderwege zu erkunden, bevor die Touristen über die Insel herfallen.
Katinka Enjoy vor Monoriki Island, Fidschi |
Am nächsten Morgen schwimmen wir hinüber und wandern über die Insel. Der Abzweig zum Aussichtspunkt ist stark verwildert, deshalb erkennen wir ihn nicht gleich und laufen erst einmal daran vorbei. Wir finden den Grabstein, den Tom Hanks nutzte, um seinen Kumpel, der ein paar Tage später tot auf der Insel strandete, zu begraben. Schließlich finden wir den Weg dann doch und folgen den Markierungen, die an den Bäumen angebracht sind. Es geht steil bergauf. Das Dickicht spendet Schatten. Trotzdem kommen wir ganz schön ins Schwitzen.
Tom Hanks lebt immer noch auf Monoriki, Fidschi |
Oben angekommen sind wir ein bisschen enttäuscht, denn die Aussicht wird durch das ganze Gestrüpp stark behindert. Es lohnt sich also nicht wirklich, dort hinaufzumaschieren. Trotzdem haben wir die Wanderung genossen und unseren Seemannsbeinen mal wieder etwas Sport gegönnt. Wir beschließen, zur zwanzig Meilen entfernten Waya-Insel zu fahren. Vielleicht erleben wir dort einmal diese Sevusevu-Zeremonie. Ansonsten kommt langsam der Verdacht auf, dass es diese Zeremonie nur in den Geschichten Fidschis gibt. Aber kommt Zeit, kommt Fidschi-Time – no hurry, no worry. Wir wünschen euch auf jeden Fall immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und bleibt gefasst.
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