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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Wenn Goethes Faust beim Segeln zuschlägt

Die Felsen des Point Teaehoa, dem südlichen Zipfel der Ta'aoa Bay, fallen senkrecht ins Meer. Die Wand ist der Ausläufer des 350 Meter hohen Mt. Pua, der die südlichste Spitze von Hiva-Oa bildet und gleichzeitig die Küstenlinie, zum Kanal zwischen Hiva-Oa und Tahuata. Durch den ständigen Ostwind ist die Felswand schroff und wird von mächtigen Wellen umspült. Dunkelgrün nimmt das Wasser Anlauf, bevor es türkisfarben, immer heller werdend, schließlich, mit einer weißen Gischt, gegen den dunkelbraunen bis schwarzen Fels schlägt. Das Wasser, schneeweiß, durch Rinnen und Spalten wieder ins Meer zurücklaufend, erzeugt ein Bild des Felsens, wie der Huf des Mephistopheles aus Goethes Faust. Ein göttlicher Plan, der durch Zerstörung, die Schöpfung immer wieder neu gestaltet, und sein Werk nie vollenden kann. Einfach grausam schön. Das Ganze wird noch durch eine infernale Geräuschkulisse, einem aus der Tiefe heraufkommenden dumpfen Druckton, verstärkt.

Tahuata, Marquesas

Ich sitze im Cockpit und schaue dem Naturspektakel zu. Die anfänglich flappenden Segeln, haben sich mittlerweile mit Wind gefüllt und wir nähern uns diesem Kap mit fünf Knoten Fahrt. Mit einem gewissen Sicherheitsabstand, der durch die zu erahnenden Kräfte der Natur, sich in meinem inneren Auge gebildet hat, leite ich die Kursänderung in den Kanal ein. Wir sind auf dem Weg nach Nuku-Hiva und wollen noch einen Tag auf Tahuata in einer Bucht verbringen, die für den Besuch der Mantarochen sehr bekannt ist. In knapp 2,5 Std. erreichen wir die, neun Meilen entfernte, Bucht Hanamoena auf Tahuata. Es erwartet uns glasklares Wasser und ein weißer Sandstrand mit Palmen. Tatsächlich findet sich auch ein Manta ein, der sich sichtlich im Wasser wohlfühlt. Mit seinen Loopings, die er dreht, ragen immer wieder die Flügelspitzen aus dem Wasser und dann wiederum, ist sein weißer Bauch zu sehen. In meinem Studierzimmer, dem glasklaren Wasser, ist des Pudels Kern, eine Kreatur, welche weit das Maul aufreißt. Ein schwarzer Manta, der Böse aussieht, aber letztendlich nur Gutes tut und völlig harmlos ist. Wir verbringen den Tag und den Folgetag in der Bucht. Am Nachmittag gehen wir dann Anker auf und machen uns auf den Weg nach Nuku-Hiva. Die rund 80 Seemeilen wollen wir in einer Nachtfahrt überbrücken. Wir kommen auch zügig voran, bis wir in die Windabdeckung von Hiva-Oa kommen. Die Segel fangen erneut an zu flappen und die Fahrt hat sich deutlich reduziert. Gaby fragt: „Nun sag', wie hast du's mit der Religion?“ Ich antworte „Nenn es Glück! Herz! Wenn wir weiterhin so schnell segeln, kommen wir in der Nacht an.“ Tatsächlich hält uns der Windschatten zwei Stunden auf. Danach nimmt der Wind wieder bis auf 20 Knoten zu und wir erreichen eine Fahrt über Grund von bis zu acht Knoten. Die Nacht ist stockdunkel. Das liegt vor allem am Neumond, der nur mit einer dünnen Sichel am Himmel steht. Die Wellen schlagen mal wieder seitlich ans Boot und verschaffen uns eine unruhige Fahrt. In solchen Nächten denkst du über das Dasein nach und versuchst Neptun zu beschwören, um dadurch eine höhere Kenntnis über das Leben zu erlangen. Wie zum Teufel schaffe ich es, Ruhe ins Schiff zu bekommen? Gegen fünf Uhr morgens wird es hell und vor uns taucht Nuku-Hiva auf. Noch 10 Meilen bis zur Ankerbucht Taiohae. 

Nuku-Hiva, Marquesas

Durch das bevorstehende Festival haben sich schon einige Yachten eingefunden. Wir schätzen, so um die 80 herum, und es werden täglich mehr. Die Bucht ist sehr groß und deshalb finden wir auch noch problemlos einen Platz. Wir haben es mal wieder vollbracht, auch wenn wir nicht genau wissen wie. Vielleicht treffen wir ja auf dem Festival den Erdgeist und er verrät uns, wie wir es immer wieder schaffen auf so einem großen Ozean, die Stecknadel im Heuhaufen zu finden. 

Festival Nuku-Hiva, Marquesas

Eins ist auf jeden Fall klar, ich liebe den Ozean, weil hier bin ich Mensch, hier darf ich sein. Auch wenn wir schon lange keinen Winter mehr erlebt haben, ist das Erreichen neuer Gestade, immer wieder das Erwachen von Lebendigkeit und Lebenslust. Auf den Straßen von Taiohae finden die Vorbereitungen zum Festival statt. Es werden kleine Buden errichtet, die für die Verpflegung der Besucher zuständig sind. Auf dem traditionellen Platz, eine große Wiese umrahmt von Zuschauertribünen, werden Tänze und Gesänge geübt. Die Trommeln hört man, mit kurzen Unterbrechungen, den ganzen Tag. Die Veranstaltungen zu dem Festival finden in drei Tälern statt und sind frei zugänglich. Lediglich der Transport dorthin muss organisiert und bezahlt werden. Im Info-Center werden wir belehrt, kein Plastik mitzuführen. Für Essen und Trinken wird eine halbe Kokosnuss-Schale empfohlen. Gegessen wird mit den Fingern. Wir sind gespannt, was uns da erwartet. Wir hoffen natürlich, dass uns die drei Engel erlösen, weil wir uns immer strebend bemühen. In diesem Sinne erzählen wir euch das nächste Mal, was wir so auf dem Festival erlebt haben. Bis dahin, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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