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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Die Bucht von Hiva-Oa oder, mit einem blauen Auge davongekommen

Die meisten, die von Mittelamerika den Pazifischen Ozean überqueren, landen nach den Galapagos-Inseln auf den Marquesas. Hiva-Oa ist der Einklarierungshafen für Französisch Polynesien. Dementsprechend ist die Bucht Tahaujku stark frequentiert. Ein ständiges Kommen und Gehen, mal mehr, mal weniger Boote. Eigentlich wollten wir schon weg sein, aber das Wetter macht wieder einmal nicht mit. So wie uns geht es hier so manch anderer Crew, und somit ist die Bucht relativ voll, obwohl wir in der Nebensaison sind. Wir liegen ganz am Ende der Bucht und haben einen fantastischen Ausblick in die Berge. Zum Teil ist die Kulisse atemberaubend. Immer dann, wenn über den Bergkamm das nächste Regengebiet, aus dem Osten, heranzieht und die Sonne im Westen die Natur vor dem dunkelgrauen Hintergrund in ein goldenes Licht taucht, wird die Atmosphäre zu einem Lichterschauspiel. Sicherlich ein Grund, warum sich Paul Gauguin und Jacques Brel in die Insel verliebt haben.

Ankerbucht Hiva-Oa, Marquesas

Es ist Sonntag und wir beschließen in die Stadt zu gehen, um uns das Gauguin-Museum anzuschauen. Man merkt, dass es Sonntag ist, da die Straße um die Bucht herum deutlich weniger von Autos befahren ist. Der Supermarkt in Atuona hat am Vormittag offen und so können wir uns mit Getränken versorgen. Das Museum hat natürlich am Sonntag geschlossen, war ja klar. Wären wir an einem Montag auf die Idee gekommen, wäre es selbstverständlich, an diesem Tag geschlossen gewesen. Wie auch immer, wenn wir schon mal da sind, schauen wir uns wenigstens den Friedhof an, auf dem beide ihre letzte Ruhe fanden. Einfacher gesagt, als getan. Der Friedhof liegt auf einem Hügel und es geht ganz schön steil bergan. Wie zwei Grashüpfer hüpfen wir von einem schattenspendenden Baum zum nächsten. Trotzdem kommen wir, völlig durchgeschwitzt, oben an. Der Friedhof ist uralt. Offensichtlich werden die Gräber nicht geräumt, sondern scheinen für die Ewigkeit angelegt zu sein. Tatsächlich finden wir Gräber von Verstorbenen aus der vorletzten Jahrhundertwende. 

Friedhof auf Hiva-Oa, Marquesas

Auch das Grab von Brel und Gauguin entdecken wir. Das Museum sehen wir uns dann an einem anderen Tag an. Im Schatten eines Baumes sondiere ich den weiteren Weg in Google Maps. „Wenn wir jetzt den Berg noch weiter hinauflaufen, können wir auf der anderen Seite wieder zurückkommen.“ Vom Handy aufschauend, blicke ich in zwei entsetzte, wunderschöne, blaue Augen. „Wenn Du meinst“, ist die kurze, „euphorische“, Aussage. Da es Google Maps auf den Inseln, wie schon mehrfach erfahren, mit der Genauigkeit nicht so genau nimmt, müssen wir auf unserem Weg, die steile Rampe nach oben, immer wieder mal nach dem Weg fragen. Natürlich sind wir zu weit gelaufen und werden zurückgeschickt. Manchmal können blaue Augen nicht nur entzückend sein. Wir gehen also den Weg zurück und finden tatsächlich den richtigen Abzweig, auch wenn Google meint, dass da gar keine Straße ist. Die Straße schlängelt sich am Hang entlang talwärts, und irgendwann erreichen wir wieder die Einmündung, die zum Friedhof führt. Wenigstens ist es jetzt nicht mehr so weit, bis wir wieder auf die Hauptstraße gelangen, und blaue Augen können auch töten, wenn man zum falschen Zeitpunkt hineinschaut. An der Hauptstraße entdecken wir ein Restaurant. Kein Take-away, nein, ein richtiges Restaurant. Das ist uns in Französisch Polynesien bis jetzt noch nicht vorgekommen. Die blauen Augen leuchten wieder, und obwohl wir doch ziemlich verschwitzt sind und mir das ein bisschen peinlich ist, kann ich nicht widerstehen, möchte ich doch dieses Restaurant entdecken und ausprobieren.

Wildes Gestade auf Hiva-Oa, Marquesas

Wir bekommen einen Platz und werden sehr freundlich bedient. Die Preise sind gehoben, aber das Essen ist hervorragend und die Atmosphäre auf der luftigen Terrasse mit Blick auf die Bucht und die Berge sehr luxuriös. Wir genießen das Mittagessen und den Ausblick. Der Nachbartisch ist ein klein wenig vor uns fertig, und beim Aufstehen beginnt die Dame am Tisch ein Gespräch mit uns, während ihr Mann, die Rechnung begleicht. Es stellt sich heraus, dass sie ein Jahr in Stuttgart gearbeitet hat, und das eine oder andere Wort noch auf Deutsch sprechen kann. Wir freuen uns über diesen Kontakt und sind froh, dass die Polynesier so offen sind. Auch für uns wird es Zeit, und so brechen wir auf und treten den Rückweg an. Wir sind wieder einmal erstaunt, wie reich die Natur hier bestückt ist. Zahlreiche Mangobäume, Papayas, Orangen, Zitronen und Bananenstauden befinden sich auf unserem Weg. Nach dem üppigen Essen fällt es uns schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzten. 

Avocado Hiva-Oa, Marquesas

Eine Stunde später erreichen wir unser Beiboot und bevor wir zur Katinka übersetzen, laden wir uns zum Kaffee auf die Mare ein. Hatte ich doch versprochen, beim Polstern einer Rückenlehne zu helfen. Auf dem Rückweg wird uns so langsam klar, dass der November nun auch schon wieder bald vorbei ist. Es wird also Zeit, ein Wetterfenster zu finden, um nach Nuku-Hiva zu segeln. Ob und wann wir dorthin aufbrechen, erzählen wir euch das nächste Mal. Bis dahin wünschen wir euch, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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