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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Sturm und Flaute

Kristallklares Wasser und leuchtend blaue Papageien-Fische unter uns. Die Korallenstöcke kommen fast bis an die Oberfläche, aber eben nur fast. Bei Flut bleiben sie noch gut einen halben Meter unter Wasser. Genug um mit dem Dinghy eine Tour, rund um die Insel Taravai machen zu können. Ich habe den Long John an und möchte auf der Nordseite am Riff schnorcheln gehen. Das Wasser hat gerade einmal 22°C, also normalerweise viel zu kalt für mich. Aber dort soll es auch Haie geben und vielleicht bekommen wir mal einen zu Gesicht. Da muss man eben Opfer bringen.

Picton Castle

Wir haben es dann doch gewagt nach Taravai zu segeln, obwohl der Wetterbericht für Sonntag, starken Wind vorhergesagt hat. Er soll aus Nordwesten kommen. Der Ankerplatz liegt im Süden der Insel, sollte also vor dem Schlimmsten schützen. Der Sonntag ist noch wunderschön. Die Sonne scheint und durch den Nordwind wird es angenehm warm. Valerie hat heute Geburtstag und im Vorfeld hat sie gesagt, dass wir nur die Getränke mitzubringen haben. Alles andere erledigen sie. Neben der selbst geschlachteten Sau, gibt es Hähnchen und Fisch. Als Beilage Kokos, Kartoffel, Reis und Maniok. Letzteres eine Wurzel die ähnlich einer Kartoffel schmeckt. Gaby hat Pudding gemacht und einen Kuchen gebacken, und es gibt so eine Art Windbeutel mit Creme-Füllung. Alles sehr lecker. Wir haben sehr viel Spaß beim Boule und feiern unsere Geburtstage bis spät am Abend. Der Wind hat inzwischen zugenommen und kommt, noch aus Nordost. Die halbe Nacht warte ich, dass er endlich auf Nordwest dreht. Doch den Gefallen tut er mir leider nicht und erreicht maximal Nord. Zuwenig um in die Inselabdeckung zu gelangen. Das Ankerfeld vor Taravai, mit der beeindruckenden Kirche und dem großen Hafenportal, ist von einem Saumriff umgeben und hat im Südwesten einen schmalen Pass, der mit Bojen markiert ist. Der Ankerplatz ist zwischen 15 Meter und 18 Meter tief. Ein großer Korallenstock formt ihn zu einer Niere. Man liegt also von der See her sehr geschützt. Bei kräftigen Wind ist der Platz allerdings eine Mausefalle. Entweder hält der Anker oder du landest auf dem Riff. Am nächsten Morgen haben wir schon 30 Knoten Wind und immer wieder Böen über 40 Knoten. Die Ankerkette und der Hahnepot stehen wieder einmal stramm. Der Wind hat immer noch nicht nach Nordwest gedreht. Im Westpass der Gambiers bilden sich Schaumkronen, und die Welle steht dort gut mit 1,5 Meter Höhe. Da wollen wir jetzt nicht sein, drum bleiben wir wo wir sind. Gaby kann so ein Wetter überhaupt nicht leiden und auch ich habe mir meinen Geburtstag anders vorgestellt. Immer wieder sehen wir die Böen auf uns zurasen. Inzwischen kündigt Gischt die bevorstehende Böe an. 50 Knoten sind erreicht. Der Anker slippt zweimal um fünf Meter als uns so eine heftige Böe trifft. Wir bleiben aber noch weit genug vom Riff entfernt. Am Abend, so gegen sechs Uhr, ist es plötzlich, von einem Schlag auf den anderen, windstill. Wir lauschen und nach etwa fünf Minuten, kommt Freude auf. Das Gröbste haben wir überstanden. Denkste! Nach weiteren fünf Minuten schießt plötzlich eine Böe aus Südwest ins Ankerfeld. Unsere Katinka beschleunigt von null auf drei Knoten, driftet über die Kettenlänge auf die andere Seite und ruckt, brutal in den Hahnepot ein. Innerhalb von Sekunden, haben wir wieder unsere 30 Knoten Wind. Diesmal allerdings aus Westsüdwest. Nachdem die Böen so heftig waren, dass es uns beinahe den Windgenerator von unserem Geräteträger gerissen hat, habe ich ihn abgeschaltet. Ich wollte ihn gerade wieder einschalten, als dieser Winddreher kam. Ich glaube, ich warte noch ein bisschen. Um Gaby zu beruhigen, lege ich das Hörbuch von Ken Follett, Die Tore der Welt, ein und drehe die Lautstärke auf. Es wirkt und sie wird ruhiger. Der Wind beruhigt sich langsam und gegen Mitternacht ist alles vorbei. Meine Ankerwache verbringe ich damit, uns ins Gästebuch von Valerie und Hervé, einzutragen. Todmüde falle ich in die Koje. 

Dinghy Tour Taravai

Am nächsten Morgen, Ruhe, Stille, nur der Hahn kräht, so als ob nie etwas gewesen wäre. Lediglich der ein oder andere Palmwedel oder eine Kokosnuss, schwimmt am Boot vorbei. Das Wasser ist platt wie auf einem See. Ideales Wetter für eine Dinghy-Tour. Ich fülle den Tank und nehme noch einen Reservetank mit. Am Point Matariki vorbei geht es Richtung Norden. Weiter über Teoapu Kotuku und Koutu Rarotemangaroa, erreichen wir am Point Mataiki, die Bay Gahutu Taravai. Am Ostriff lass ich mich ins Wasser fallen und finde eine Traumwelt vor. Blaue und rote Korallen, fächer- und tischförmig, und sehr viele Fische gibt es zu sehen. Ein Zackenbarsch schaut mich mit geöffneten Maul an, während die Papageien-Fische sich langsam wieder annähern. Trotzdem halten sie, mit gebührenden Respekt, Abstand. Drücker– und Doktorfische sind genauso zu sehen, wie die vielen kleinen Rifffische, mit ihren intensiven Farben von gelb und blau. Der Neopren hält die gröbste Kälte ab, dennoch wird es mir, nach einer halben Stunde, zu kalt ,und ich versuche wieder in das Dinghy zu gelangen. Einen Hai hab ich wieder nicht gesehen, doch das ist jetzt erst einmal das kleinere Problem. Viel schwieriger ist es wieder in das Dinghy zu gelangen, Gaby, die im Boot gewartet hat, kann sich die Bemerkung nicht verkneifen: „ein Walross entert das Boot“. Und tatsächlich robbe ich auf dem Bauch, mit einem Fuß in einer Seilschlinge stehend, auf die eine Schlauchbootwurst. Mit tierischen Geräuschen, „Ohhhnnnk, ohhnnk, onk“, rufe ich in die Stille der Bucht und ziehe mich aus dem Wasser. Dabei ist mir mein lädierter Arm immer noch hinderlich. „Schön wars!“ Sag ich endlich, etwas außer Atem. 

Herve auf seinem Boot

Auf dem Rückweg halten wir noch an so manchem Korallenstock und lassen uns ein wenig treiben, um die wunderbare bunte Unterwasserwelt zu betrachten. Hervé, der dieses schöne Wetter ebenfalls genutzt hat, kommt auf uns zugefahren und zeigt uns seinen neusten Fang. Er hat eine Ziege gefangen die, noch ganz verstört, ruhig im Boot sitzt. Am Nachmittag bringen wir das Gästebuch zurück und stellen fest, dass die Ziege ganz schön mager ist. Kein Problem sagt Hervé, sie bekommt ein paar Bananen, dann wird das schon. Letztendlich wird sie genauso wie die Sau, die wir vorgestern gegessen haben, im Kochtopf landen. Wir verabschieden uns von Taravai am nächsten Tag und segeln, bei schönstem Wetter, zurück nach Mangareva. Nach heftigem Sturm liegen wir wieder, in Flaute, auf unserem gewohnten Ankerplatz und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Mit Ende August sollte das Wetter jetzt auch langsam besser werden, so dass wir wieder ein bisschen mehr unternehmen können. Bis dahin wünschen wir euch, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Kommentare

  1. Oh, euer Bericht lässt bei uns schöne Erinnerungen aufkommen. Schön ist es in Gambier! Haie findest du garantiert "False Pass", dem Pass am Südende von Totegegie. Mit dem Dinghi rausfahren bis zum Blue Hole, dann mit der Flut rein treiben lassen. Geht aber nur bei moderatem Seegang. Liebe Grüsse aus Fiji, SY Lupina

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