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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Von fliegenden Hühnern und einem abstürzenden Hahn

Ein sonniger Tag animiert uns mal wieder eine Wanderung zu unternehmen. Wir sehen die Vorbereitungen des Flughafenteams und beschließen, den Flughafen von einer Aussichtsplattform anzusehen. Der Weg führt am südlichen Inselteil Richtung Osten und wir wundern uns, dass es so schön warm ist. Aus einem Gebüsch scheuchen wir einen Hahn und seine beiden Hennen auf. Auf Augenhöhe fliegen sie, zehn Meter vor uns vom besagten Gebüsch, über die Straße, auf einen Felsvorsprung.
 
Mangareva, Gambiers

Als kleiner Junge erinnere ich mich an meinen Onkel, der auf dem Bauernhof freilaufende Hühner hielt und die Eier, einmal die Woche, in der nahen Stadt auf dem Markt verkaufte. Damals wurden bei den Hühnern die Flügel gestutzt, damit sie nicht davon fliegen konnten. Das war vor fünfzig Jahren, als ich das letzte Mal fliegende Hühner gesehen habe. Um so überraschter waren wir, solchen zu begegnen. Die Straße, auf der wir laufen, ist unbefestigt und hat Schlaglöcher, genau wie damals die Straße in unserem Dorf. Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals nicht aufhören konnte, den ganzen Tag, mit Gummistiefeln, in den Pfützen herum zu springen. Irgendwie überkommt mich das Gefühl dies, hier und jetzt, noch einmal zu versuchen. Nur hab ich keine Gummistiefel dabei, aber egal. Ich peile also die nächste Pfütze an und werde nur durch den Aufschrei „Unter steh Dich!“ zurück gehalten. Ich denke nur Spielverderber. Wir kommen an den Abzweig, der mit einem Schild uns die Aussichtsplattform ankündigt. Auf einem Felsgrat entlang, erreichen wir diese und sehen auf das nahe gelegene Motu, mit den Flughafeneinrichtungen. Das Flugzeug war natürlich schon weg, trotzdem genießen wir die Aussicht und den Rundumblick über das Archipel und seine Inseln. 

Archipel Gambier

Der Basaltstein hat sich in der Sonne, ganz schön aufgeheizt und so verweilen wir nicht lange. Auf dem Rückweg schauen wir bei Fritz the German vorbei. Fritz ist unser Trans Ocean Standortleiter. Bei unserer Ankunft verweilte er leider in Tahiti , und so lernen wir ihn erst heute kennen. Er lebt auf der Insel schon über 40 Jahre und bekannt wie ein bunter Hund. Fritz ist ein Unikum und kennt zahlreiche Segler. Zumindest weiß er, dass er sie kennt. Mit seinen 82 Jahren, spielt ihm leider das Gedächtnis manchmal einen Streich. Trotzdem ist er noch sehr rüstig und erzählt uns seine Geschichte, als er damals zur Fremdenlegion kam. Wir verabschieden uns von ihm, nicht ohne dass Gaby ihm verspricht, ihm ihren original schwäbischen Kartoffelsalat vorbei zu bringen. Wir wiederum freuen uns auf die schlesischen Koteletts, aus seiner Gefriertruhe.
Durch den schönen Tag angespornt, beschließe ich, eine weitere kleine Tour, über den Kamm, auf die Nordseite der Insel, nach Kirimiro, zu unternehmen. Wir hatten die Tour schon einmal gemeinsam unternommen und wollten ein Magazin besuchen weil ich gelesen habe, dass es dort günstiges Bier gibt. Das Magazin war damals geschlossen und so mache ich mich heute alleine auf den Weg. Da uns die Zitronen ausgegangen sind, versucht Gaby welche in Rikitea zu bekommen. Vorbei an dem Felsen, der einen wunderbaren Blick auf die Ankerbucht freigibt, dem Durchlass über den Kamm, erreiche ich schließlich die Bananenplantage auf der anderen Seite der Insel. Jetzt sind es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Magazin und ich freue mich auf das Bier. 

Ralf auf der Palme

Leider bin ich einer Finte aufgelegen und so mache ich mich unverrichteter Dinge auf den Rückweg. Der Weg war nicht ganz umsonst, immerhin konnte ich eine Pütz und meine Lieblingserdnüsse erstehen. Da der Weg über die Straße nach Rikitea, die wir das letzte Mal eingeschlagen haben, deutlich länger ist, entschließe ich mich den gleichen Pfad wieder zurück zu laufen. Kurz nach dem Aussichtsfelsen passiert es dann. Durch eine Unachtsamkeit rutsche ich aus und stürze kopfüber, etwa 100 Meter, den Berg hinab. Auf dem feuchten Untergrund habe ich alle Mühe, Halt zu finden. Meine rechte Schulter schmerzt und ich verliere fast die Besinnung. Die Tatsache, dass ich mich allein im Dschungel befinde, hilft mir mich zu konzentrieren. Die Schmerzen sind fast unerträglich, aber es gilt, zunächst wieder auf den Pfad zurück zu gelangen. Der recht Arm ist nicht mehr einsatzfähig und so brauche ich fast eine Stunde, immer wieder abrutschend, den Weg zu erreichen. Nun muss ich aber noch ca. einen Kilometer ins Dorf hinab. Fix und fertig erreiche ich die Dorfstraße und finde Hilfe. Mit dem Auto fährt man mich zum Medical Center. Der alarmierte Arzt lässt die Schulter röntgen und diagnostiziert einen ausgekugelten Arm. Da die Röntgenbilder nicht sehr aufschlussreich sind, und wohl aus Respekt, vor einem Fremden, verweist er mich in die Klinik nach Papeete. Auch die Bemühungen meinerseits am nächsten Tag, den Arzt zu überzeugen, den Arm doch wieder einzurenken, schlagen fehl. Der nächste Flug nach Papeete geht am Samstag, das heißt noch vier Tage. Da die Schmerzen schon in der Nacht davor riesig waren und ich keine Auge zugetan habe, suchen wir nach anderen Lösungen. Aus dem Buch, Medizin an Bord, holen wir uns die Anleitung, eine Luxation wieder einzurichten. Wir liegen also im Salon gemeinsam auf dem Boden, Gaby den Fuß in meiner Achselhöhle, den Arm greifend und langsam ziehend. Ich beiße auf ein Stück Holz. Ein knarzendes Geräusch und das Einrasten der Kugel des Oberarmknochens in die Gelenkpfanne, erzeugt bei mir ein aufatmendes Gefühl. Der Schmerz lässt sofort nach und nur bei Berührung ist er noch leicht vorhanden. Laut Handbuch kommt jetzt der schwierigere Teil. Ruhigstellung. Zufällig lernen wir eine französische Seglerin, die Ärztin ist, kennen. Eine kurze Untersuchung ergibt, dass wohl keine Knochenbrüche vorliegen und sie verordnet mir vier Wochen Schonung. Ich bin froh, dass wir nicht nach Papeete müssen. Wenn ich fliegen könnte, wie ein Huhn, wäre das alles nicht passiert.
Ob das mit der Schonung geklappt hat und welche Hindernisse ich sonst noch einarmig überwinden muss, erzählen wir euch das nächste Mal an dieser Stelle. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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