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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Ia ora na, nana

Guten Morgen, ein neuer, schöner Tag beginnt. Der Wind rauscht durch das Blattwerk der Bäume, die dicht an dicht den Hang hinauf stehen. Ich versuche mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal dieses Rauschen gehört habe. Es ist kein Rauschen in dem Sinne, vielmehr ein summen, ein heulen. Ich erinnere mich an den Wald, den ich als kleiner Junge, mit Oma und Opa durchlaufen musste. Jeden Tag nachdem Mittagessen, und wenn der Abwasch erledigt war, ging es eine Stunde oder auch eineinhalb, durch den Wald. Wenn man aufmerksam zuhörte rauschte der Wald, genauso wie heute. Als kleiner Bub haben die Geräusche mir immer Angst gemacht, später war ich stundenlang im Wald und bin erst spät am Abend wieder heim gekommen. Der Wald mit seinen unterschiedlichsten Bäumen hat mich mehr und mehr fasziniert. Das ist bis heute so geblieben und ich staune über die mächtigen Stämme, die sich endlos in den Himmel zu erstrecken scheinen. 

Schmarotzerpflanzen im Urwald von Gambier

Das dichte Blattwerk lässt kaum Sonne durch und so laufen wir im halbdunkel den Pfad entlang, der uns auf die andere Seite der Insel Mangareva führen soll. An manchen Baumstämmen wachsen Schmarotzerpflanzen entlang, deren Blätter den ganzen Stamm umschließen. Das Gehölz liegt kreuz und quer umher und zum Teil ist auch der Weg nur noch schwer zu erkennen. Urwald beschreibt die Szene noch am besten. Alles bleibt ursprünglich, das Meiste wird so gelassen wie es ist. Es macht Spaß hier entlang zu laufen und gibt einem das Gefühl, irgendwie dazuzugehören. Wir kommen an eine Felskante, die uns den Blick, frei auf das Ankerfeld vor Rikitea eröffnet. Unsere Katinka liegt, neben ein paar anderen Yachten, in azurblauem Wasser, vor Anker. Die Korallenbänke, Untiefen und letztendlich auch das Fahrwasser sind deutlich, von hier oben, zu erkennen. Das Dorf Rikitea liegt uns zu Füssen. Wir genießen diesen Blick eine ganze Weile, bis wir schließlich den Weg, zum Kamm des Hügels, fortsetzen. 

Ankerbucht Rikitea, Gambier Inseln

Ein kleiner Durchgang erspart uns das kraxeln, über den Kamm, auf den letzten Metern. Auf der anderen Seite sind die eindrücklichen Geräusche des Windes vorbei. Das Knacken trockenen Gehölz, unter unseren Schuhen, überwiegt nun die Geräuschkulisse. Wir scheuchen wilde Hühner auf, die sich in großer Zahl im Wald herumtreiben. Das Gegacker ist so laut, dass es das Brechen der trockenen Zweig übertönt. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Straße auf der Nordseite der Insel. Wunderschöne Gärten mit Obst und Gemüse, umrandet von Ziersträuchern, finden wir hier. Die Häuser und Gärten sind noch sauberer als auf der Seite, auf der wir vor Anker liegen. Allerdings werden die Buchten hier fast ausschließlich zur Perlenzucht genutzt und deshalb ist es so gut wie unmöglich, einen Ankerplatz zu finden. 

Perlenzucht auf den Gambiers, Franz. Polynesien

Wir suchen das Magazin, das sich hier befinden soll. Das Bier ist alle, was nahezu der Katastrophe von Hawaii, nach dem Lied, „Es gibt kein Bier auf Hawaii...“, gleich kommt. Ob es jetzt wirklich kein Bier auf Hawaii gibt weiß ich nicht, weil wir noch nicht dagewesen sind, aber vielleicht gibt es ja, wie auf den Gambiers, Bier, nur zu unvorstellbaren Preisen. Für einen Six Pack Hinano, 33cl, habe ich in Rikitea 23 Euro bezahlt. Das Bier wird in Tahiti gebraut, unterliegt also weder hohen Import- noch Transportkosten. Es ist einfach ein Luxusgut hier. Das Problem ist, dass bei mir, ab 3,50 Euro die Dose, der Schluckreflex versagt und ich Mühe habe, ja sogar, mir es manchmal unmöglich ist, das Bier, durstlöschend, die Kehle herunterrinnen zu lassen. Eine, wie man sich vorstellen kann, äußerst unangenehme Situation, zumal wenn Gaby dann noch einen Witz macht. Glücklicherweise kommt das nur selten vor, sodass noch keine größeren Unfälle passiert sind. Auf der anderen Seite könnte man sagen, trink doch was anderes. Nur leider sind die Alternativen auch nicht sehr groß. Eine Flasche Jägermeister, 0,7l, kostet 110 Euro. Eine Flasche Wein 35 Euro. Bleibt also nur die Möglichkeit, auf Fruchtsäfte ohne Alkohol umzusteigen oder den Bierpreis unter 3,50 Euro zu drücken. Das macht die ganze Sache nicht besser erträglich, überlistet aber den Schluckreflex. Eben, auf dieser Nordseite soll es ein Magazin geben, welches Bier zu niedrigeren Preisen, als auf der Südseite, anbietet. Wir finden das Geschäft auch, doch leider sind die Ladenöffnungszeiten gegenüber Rikitea andere. Hier beginnt die Mittagspause schon um 11.30 Uhr. Durch unser Getrödel durch den Wald, haben wir diese um fünf Minuten verpasst. Jetzt könnten wir bis 15.00Uhr warten, oder wir ziehen unverrichteter Dinge weiter. Wir entschließen uns, es an einem anderen Tag zu versuchen, und wandern entlang der Küste wieder zurück nach Rikitea. 

Peperoni extra scharf

An einer Stelle finde ich ein paar Stauden Peperoni. Die kleinen roten Früchte, die saftig grüne Staude und der blaue Hintergrund des Himmels, ziehen mich an, um ein Foto aus der Nähe zu machen. Aus dem dahinterliegenden Garten tönt es „Ia ora na, nana“. Ein freundlicher Herr, wie sich später herausstellt Algerier, zeigt sich und spricht uns auf französisch an. Er bittet uns herein und zeigt uns seinen wunderschönen Garten. Er fragt uns ob wir Pamplemousse mögen. Im deutschen verwenden wir den englischen Ausdruck Grapefruit. Natürlich sagen wir nicht nein und so füllt er unseren Rucksack mit mehreren Pamplemousse, Papaya (grün und gelb), Sternfrucht und Kaaba. Letzteres ist so groß wie eine Zwetschge hat eine grüne Schale und die Frucht sieht aus, wie die von einer Litschi. In der Mitte ist dann noch ein Kern. Zu guter Letzt bekommen wir noch eine Kokosnuss geöffnet und jetzt erst merke ich, dass ich einen ganz schönen Durst habe. Wir hätten ihm gern für die Früchte etwas gegeben, aber dies lehnte er entschieden ab. Sehr dankbar verabschieden wir uns und hoffen, dass wir uns, in irgend einer Form, revanchieren können. Wir kommen wieder nach Rikitea und laufen Richtung Bootsanlegestelle, wo wir am Steg, immer unser Dinghy festmachen. Vorbei am Bürgerhaus denken wir an das Konzert in dieser Woche zurück, welches im Garten stattgefunden hat. Diesen Event wollten wir uns nicht entgehen lassen. Dabei entdeckten wir, dass der Pizza Take away, den wir als nicht mehr existent eingestuft haben, durchaus noch Pizza verkauft. Einfach nur am Abend und nur am Wochenende. Wir wollten schon wieder gehen nachdem man uns sagte, die bestellte Pizza benötigt, wegen der Nachfrage, zwei Stunden. Da schob man uns kurzerhand, mit einem Lächeln, zwischen rein und wir bekamen unsere Pizza, eine halbe Stunde später. Als wir dann dran waren, ist die Pizza plötzlich verschwunden. Aufgeregt schreit man unserer Vorgängerin nach, die mit ihrem Auto gerade wegfahren wollte. Schnell ist die richtige Pizza identifiziert und man drückt sie uns in die Hand. 

Konzert in Rikitea, Gambier Islands

Mit gefülltem Magen gehen wir auf das Konzert. Es werden traditionelle Lieder aber auch bekannte internationale Songs gesungen. Die Interpretin hat eine tolle Stimme und so wird die Veranstaltung recht kurzweilig. Vielleicht liegt es daran, dass wir es nicht gewöhnt sind, aber die überaus hervorstechende Freundlichkeit der Menschen hier, machen es uns immer schwerer, von hier wieder wegzukommen. Deshalb kann in nächster Zeit vom weiterziehen nicht die Rede sein. Was wir nächste Woche so alles anstellen, könnt ihr dann wieder an dieser Stelle nachlesen. Bis dahin, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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