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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Wir nehmen Fahrt auf

Nachdem uns letzte Woche schon weiße Elefanten überholt haben, wird es an der Zeit mal ein bisschen Gas zu geben. Das ist leichter gesagt als getan, wenn einfach der nötige Wind fehlt. Gaby meint ja, ich mach das alles nicht richtig, mit den Segeln und dem Kurs und all den Dingen, die mit dem Segeln zu tun haben, aber sie weiß es eben auch nicht besser und so versuchen zwei Unwissende, mitten auf dem Pazifik, eine Stecknadel namens Gambier zu finden. Gut es gibt auch noch kleinere Stecknadeln als Gambier im Pazifik, aber hinzu kommt noch die Distanz von 4000 Seemeilen, die für uns eine Herausforderung sind. Noch nie haben wir so eine große Entfernung, auf einmal bewältigt. Unsere längster Schlag war, mit knapp 1800 Seemeilen, die Atlantiküberquerung, von den Kap Verden nach Französisch Guyana. Jetzt ist die Distanz mehr als doppelt so weit und bei dem wenigen Wind, den wir bisher gehabt haben, auch mehr als doppelt so lang. Ganz ehrlich, wir würden gerne ankommen, am besten gestern oder heute und wenn das nicht geht, dann wenigstens morgen, aber leider sind es noch über 1000 Seemeilen bis ans Ziel.

Alles klar auf der Katinka

Die Wettervorhersage kündigt schon seit Tagen mehr Wind an. Jeden Tag verschieben sie es dann wieder um einen Tag. Am 40sten Tag beginnt die See dann noch unruhiger zu werden, als sie ohnehin schon ist. Dichte Wolken hängen um uns herum, die nichts Gutes ahnen lassen. Am Nachmittag erwischt uns dann wieder ein Squall mit 30 Knoten Wind und bringt die Katinka schnell in Fahrt. Dies ist der erste von Dreien, welche uns heftig zusetzen. Wenn die Squalls abgezogen sind ist, normalerweise, mit dem Wind erst mal Schluss. Zurück bleibt meist eine kabbelige See, die dich von einer Seite auf die andere schmeißt, und bei der es am besten ist, du legst dich erst einmal hin. Nicht so heute. Der Wind hält weiter seine 20 Knoten und es ist verdammt kalt geworden. Bei der unruhigen See ist es nicht einfach, die Segel zu trimmen. Zum Glück hatten wir bevor die Squalls los gegangen sind, ins Gross das erste Reff gelegt. Es gilt also nur die Genua, ein bisschen einzurollen (was bei 20 Knoten, von Hand, schon eine große Herausforderung ist) und so schießen wir, mit bis zu 10 Knoten Fahrt über Grund, in die Nacht. Es folgen Etmale von 161, 171 und 163 Seemeilen. Die See baut sich, bei bis zu 30 Knoten in der Böe, auf vier Meter auf und hält uns Tag und Nacht, permanent in Atem. Am dritten Tag kommt noch eine Serie von dreizehn Squalls hinzu, die Richtung und Stärke des Windes, so stark verändern, dass die Segel immer wieder neu eingestellt werden müssen. Irgendwann passiert es dann, dass ich meinen linken Zeigefinger, zwischen Winsch und Schot bekomme, und eine hässlich aufklaffende Wunde, den Finger blutrot anschwellen lässt. Da das Manöver noch nicht abgeschlossen ist, muss dies erst zu Ende geführt werden, bevor die Wunde versorgt werden kann. Eine mords Sauerei entsteht an Deck, die aber auf Grund der überkommenden See, schnell wieder beseitigt ist. Der Finger bleibt wohl dran, aber bis das wieder ausgeheilt ist, vergehen Wochen. Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Doch nachdem der letzte Squall vorüber gezogen ist, kommt ein bisschen Ruhe ins Boot. Der Wind lässt auf 15 Knoten nach und bläst konstanter aus Ostsüdost. Ich lege Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle ein und singe lautstark mit. Das zaubert Gaby wieder ein Lächeln ins Gesicht und bald sind die stressigen drei Tage vergessen. Am nächsten Tag haben wir prächtiges Passat Wetter. 15 Knoten Wind aus Südost, schön stabil und eine sich weiter beruhigende See. An diesem Tag, haben wir kein einziges mal die Segel angerührt. Mit sechs bis acht Knoten zieht Katinka ihre Spur. Wir erholen uns und lassen die Seele baumeln. Immerhin haben wir, in diesen drei Tagen, 500 Seemeilen geschafft. Da haben wir letzte Woche nur von träumen können. Jetzt sind wir noch 450 Seemeilen von den Gambier Inseln entfernt. Wenn das Wetter so bleibt können wir es bis Sonntag schaffen. Wenn das Wetter so bleibt! Der Wetterbericht sagt für Samstag Flaute voraus, vielleicht verschiebt sich das ja auch um mehrere Tage, zwei würden uns schon reichen. Auch wenn das nicht funktioniert – wir können es ja eh nicht ändern – ist so langsam das Ziel sichtbar und wir freuen uns auf die Gambiers. Und auch wenn ich mit dem Finger ein Handicap habe (ich bin Linkshänder und das mit dem Nasenbohren ist jetzt wirklich ein Problem für mich), haben wir es doch, zumindest bis hierher, weitestgehend unbeschadet überstanden. Wir freuen uns dann die Mare wieder zusehen und sind gespannt auf die Geschichten, die die Crew zu erzählen hat. Denn eins ist klar, wer auf dem Pazifik segelt, hat immer etwas zu erzählen. Auch wenn wir täglich über Email in Verbindung standen, haben wir uns seit der Abfahrt, in Vista Mar, nicht mehr gesehen. Ich glaube, das haben wir uns anders vorgestellt. Trotzdem ist es immer ein gutes Gefühl, ein Boot in der Nähe zu wissen. In diesem Sinne wünschen wir euch, immer einen Schutzengel auf eurer Seite, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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