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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Nachtschicht

Wir haben Neumond. Die Nacht ist tief schwarz. Deutlich zeichnet sich die Milchstraße über uns ab. Die Millionen von Sterne sind, neben dem Plotter, die einzige Lichtquelle. Dazwischen, ich nenne sie Wanderer, zum teil unverhofft, die Planeten unseres Sonnensystems. Mir brennen die Augen und die Zahlen auf dem Bildschirm, nehme ich nur durch einen Schleier wahr. Um 00:00 Uhr notiere ich die Position, um das Etmal für den Tag zu bestimmen. Wieder unter 100 Seemeilen. Die Etmale die wir bei dieser Überfahrt erzielen, sind einfach lausig. Mit einem Durchschnitt von unter drei Knoten, liegen wir deutlich von unserem gesteckten Ziel zurück. Tatsächlich waren wir noch nie so langsam, und das ausgerechnet, auf unserer bislang längsten Etappe. Da kann man nur hoffen, dass wir im letzten Drittel, noch ein wenig aufholen. Südlich der Gambier Inseln ziehen kurz hintereinander zwei Zyklone durch. Dazwischen hat sich ein Hoch geschoben, das im Südpazifik, ganz schön für Wirbel sorgt. Nördlich des 18. Breitengrads hat sich wechselhaftes Wetter eingestellt. Der Wind ist schwach und böig und wechselt oft die Richtung. Vor allem nachts bringt das so seine Schwierigkeiten mit sich. Die Segel müssten öfters getrimmt werden, was wir, auf Rücksicht des schlafenden Parts der Nachtwache, unterlassen. Über Nacht, machen wir, was Kurs und Segel angeht, nur das Nötigste. Ich nehme also die Position auf und trage sie ins Logbuch ein. Anschließend verfasse ich eine Email und sende sie, über Iridium, zur Mare. Danach lade ich das neuste Wettergrib aus Kiel herunter. Das nimmt runde zwei Stunden in Anspruch. Eine sehr nervige Sache, da die Daten nur tröpfchenweise übertragen werden und es unzählige Verbindungsabbrüche gibt. Zudem ist die Datenmenge für Iridium relativ groß. Aber ich habe ja Zeit und so wetteifere ich immer mit dem orangenen Datenbalken, wie weit er fortschreiten möge, bis zum nächsten Abbruch. Ich versuch dann immer abzuschätzen wie viel KByte es diesmal waren und freue mich, wenn ich richtig liege. Um drei Uhr in der Nacht, wecke ich Gaby, die dann die Schicht übernimmt. Ich haue mich aufs Ohr und falle in einen unruhigen Schlaf. Vielleicht muss ich ja doch raus, wenn der Wind, zum Beispiel ganz weg bleibt und die Segel zu schlagen anfangen. Dann holen wir die Genua soweit rein, dass sie nirgendwo mehr anschlagen kann. Theoretisch geht das auch allein, aber ich möchte nachts, aus Sicherheitsgründen, keine Einzelaktionen an Bord. Wir sind uns immer noch nicht ganz schlüssig, was für uns die beste Nachtroutine ist. Wir haben jetzt schon einen zwei, drei und vier Stunden Intervall ausprobiert. Im Moment testen wir, die erste Schicht zwei Stunden, dann die zweite Schicht, drei Stunden, aus. Egal, am anderen Morgen ist jeder von uns froh, dass die Sonne wieder aufgegangen ist. Ein Kaffee hilft die Müdigkeit, fürs Erste, zu verdrängen. Trotzdem hat sie einen bald wieder eingeholt, und so gibt es auch tagsüber immer wieder längere Schlafphasen.

Wir segeln in die Nacht

Mittlerweile sind wir 38 Tage auf See. Zu den Gambier Inseln sind es noch 1400 Seemeilen. Der Mond hat wieder eine Sichel und der Mann im Mond flätzt lässig darin. Er schaut übermütig zu mir herunter und grinst sich eins. In Japan ist der Mann im Mond übrigens ein Hase. Wahrscheinlich grinst der genauso. Irgendwann, nach 30 Nachtschichten, fängt es dann an. Zunächst nur kurz aufblitzend, nicht wirklich wahrnehmend, lediglich so, als wenn jemand um eine Hausecke schielt und dann den Kopf schnell wieder zurück zieht, aber doch so, dass man es bemerkt. Das Gefühl wird intensiver, man fühlt sich beobachtet, da hinter mir ist doch was. Unweigerlich, obwohl man ganz genau weiß, dass da nicht sein kann, dreht man sich um und starrt in die Finsternis. Etwas weißes kommt auf einem zu, flattert mit den Ohren und grinst genauso wie der Mann im Mond. Ein weißer Elefant, nein eine ganze Herde, rumpelt am Boot vorbei. So schnell wie sie gekommen sind, so schnell sind sie auch wieder weg. Was bleibt ist Erstaunen und offene Fragen. Können Elefanten über das Wasser laufen? Wahrscheinlich nur weiße. Ich glaube es wird Zeit, Gaby zu wecken, ich brauche eine Mütze voll Schlaf. Der Mann im Mond schaut mich immer noch grinsend an. So ein Depp! Am nächsten Morgen sehe ich eine ganze Menge kleiner Wolken neben uns herziehen. Sehr niedrig, von der aufgehenden Sonne angeleuchtet, hat das Weiße eine leicht rosa Farbe. Sieht aus wie eine Herde, die an unserem Boot vorbei zieht. Eine Herde, ja was eigentlich. Eine Herde weißer Elefanten. Ja man wird komisch mit der Zeit, wenn man solange alleine auf See ist. Aber hier draußen stört das niemanden, und wenn ich Glück habe, ist das beim nächsten Landgang, alles wieder weg. Wenn ich Glück habe! Wenn nicht muss ich wohl damit leben. In diesem Sinne, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif. Und füttert eure Elefanten!

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