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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Soweit so gut

Den Südostpassat haben wir inzwischen erreicht. Wenn er auch zunächst mehr aus Süden kommt, sind wir trotzdem ganz froh, dass sich der Wind jetzt eingestellt hat und uns, nun endlich, voran bringt. Das war übrigens auf 5° südlicher Breite. Allerdings ist dieser Passat noch von einer Menge Squalls durchsetzt. Der Wind ist deshalb böig und pendelt oft hin und her. Vor allem aber, kommt keine fließende Welle zustande. Die Dünung wird oft von einer Windwelle überlagert und erzeugt unangenehme Kreuzseen. Das macht das Leben auf der Katinka schwierig. Ständig scheppert irgendetwas in den Schabs, oder fällt lautstark zu Boden. Sehr oft kann man sich nur auf allen Vieren fortbewegen. Ganz zu schweigen von den Segelmanövern, die immer schwieriger durchzuführen sind, bei solchen Bedingungen. Zum Glück müssen wir die ersten drei Tage, im Passat, die Segelstellung nicht verändern. Wir haben also genügend Zeit uns auf die neue Situation einzustellen. Das machen wir auch, auch wenn es nicht ganz einfach ist.


Die Wand hinter mir sieht bedrohlich aus. Die untere Hälfte besteht aus Salzwasser, die obere Hälfte aus Süßwasser. Die untere Hälfte ist eine, mittlerweile, zwei Meter hohe Welle. Sie baut sich im Heck auf. Während wir uns im Wellental befinden, steht sie weit über uns. Schließlich nimmt die Welle das gesamte Sichtfeld ein und wenn ich es nicht aus unzähligen gleichen Situationen wüsste, müsste ich jetzt Angst haben, dass sie sich ins Cockpit ergießt. Kurz bevor sie unser Boot erreicht, werden wir angehoben und die Welle rollt unter uns hindurch. Bei einer Wellenfrequenz von acht Sekunden, passiert das ca. 10'000 mal am Tag. Nachdem die Welle uns aus dem Tal wieder nach oben gehievt hat, wird der Blick nach hinten wieder frei. Doch der Anblick ist ebenso beunruhigend. Eine schwarz graue Wand kommt immer näher. Zunächst wird der Wind stärker und die Welle kleiner. Die Wasseroberfläche verändert die Farbe und das Wasser kräuselt sich. Die schwarz graue Wand hat jetzt das ganze Sichtfeld eingenommen. Erste Regentropfen klacken zunächst vereinzelt, später zu einem Trommelfeuer aufs Dach. Die Böe erreicht uns und Katinka nimmt Fahrt auf. Ohrenbetäubend rauscht das Wasser, unter dem Brückendeck hindurch, achtern aus. 20 Knoten zeigt der Windmesser an, Katinka hat auf acht Knoten beschleunigt. Das Meer ist auf einmal ganz flach. Die Regentropfen treffen auf die Meeresoberfläche und bringen das Wasser zum kochen. Das Boot zieht, surrend, seine Bahn, in dieser unwirklichen Welt. Hades öffnet seine Tore und es wird dunkel. Als ob Katinka sagen möchte, „Nein, heute noch nicht“, legt sie noch eine Schüppe drauf und surft, mit 9,5 Knoten, dem Licht entgegen, zumindest dem hellen Fleck voraus in der Nebelwand. Ich stehe am Ruderstand, mittlerweile triefend nass. Nicht, dass ich irgendwie eingreife, der Autopilot macht seine Sache zuverlässig, aber zur Sicherheit, man weiß ja nie. Nach einer viertel Stunde schließt Hades wieder die Tore, in der Einsicht heute verloren zu haben. Der Vorhang öffnet sich und die ersten Sonnenstrahlen sind wieder sichtbar. Urplötzlich ist der Wind weg, und der Druck aus den Segeln draußen. Was bleibt ist eine aufgewühlte See, die uns ganz schön durch die Gegend schaukelt, bis zum nächsten Squall, oder bis der Südost Passat wieder für einigermaßen ruhige Verhältnisse sorgt. Doch irgendwie schafft der Passat dieser Tage es nicht, ruhige Verhältnisse zu schaffen und so schaukeln wir mehr, als das wir segeln, unserem Ziel, den Gambier Inseln, entgegen.

Der 31. Tag ist nun heran gebrochen, auf einer Reise durchs Nirgendwo. Seit sieben Tagen haben wir kein Schiff mehr gesichtet. Selbst das AIS zeigt nichts mehr an. Ich frag mich ob es überhaupt noch funktioniert. Selbst die Polregionen dürften, durch die vielen Expeditionen, mehr Publikumsverkehr haben, als die Region in der wir uns gerade bewegen. Sofern der Blick frei ist schaue ich nach Kondensstreifen am Himmel, die ein vorüber fliegendes Flugzeug verraten. Aber auch hier, absolute Fehlanzeige. Hier bekommen die Begriffe Einsamkeit, Wildnis, Freiheit, eine ganz neue Bedeutung. Eine Bedeutung, wenn man sich ihrer bewusst wird, erst einmal unheimlich ist. Doch man gewöhnt sich wirklich an alles und so haben wir gelernt mit der Situation umzugehen. Selbst Gaby, die ja von Seekrankheit sehr oft geplagt ist, kommt mit den rauen Bedingungen weitestgehend gut zurecht. Und so hoppeln wir auf unserem riesigen Kartoffelacker weiter Richtung Südwesten, immer näher ans Ziel. Doch jetzt muss ich aufhören, denn wir nähern uns einem neuen Zwischenziel. Wir erreichen die 2000 Meilen. Das ist ungefähr die Hälfte der Distanz bis zu den Gambier Inseln; Und! Das wird gefeiert. Hierzu wir der Skipper das zweite Weizenbier auf dieser Reise trinken. In diesem Sinne immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif. Prost!


Katinka unter Segeln

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