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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Patenthalse

Die Einwanderungsbehörde in Aruba macht uns das Leben schwer. Wir stehen vor dem Zaun, der uns vom Zoll und dem Büro der Einwanderungsbehörde trennt. Wir wollen morgen in aller Herrgottsfrühe aufbrechen und deshalb heute ausklarieren. Darum haben wir extra ein Auto gemietet, um nicht, mit dem Boot, von unserem Ankerplatz wieder zurück an die Zoll Pier fahren zu müssen, welches durch Untiefen sehr schwer anzusteuern ist. Doch man besteht darauf, dass wir mit dem Boot ausklarieren. Keine Chance an dem Wachmann vorbeizukommen. Nachdem Sinn braucht man nicht zu fragen, denn am nächsten Tag, als wir dann mit dem Boot vorstellig werden, interessiert sich niemand für das Boot. Wir füllen die Papiere aus und bekommen unseren Stempel in den Pass, fertig. Durch die ganze Aktion verzögert sich unsere Abreise um ca. drei Stunden. Wir nehmen es gelassen und setzen Segel Richtung Kolumbien.

Letzte Vorbereitungen für Kolumbien, Dinghy sauber machen.

Die Wettervorhersage gibt mäßigen Wind an und tatsächlich weht nur ein laues Lüftchen, mit gerade einmal 12 Knoten. Die Welle ist ebenfalls, mit einem halben Meter moderat, so dass wir sehr schnell in unseren Rhythmus kommen. Die Los Monjes, ein paar Felsen vor der Halbinsel de la Guajira, tauchen in der Abendsonne auf. Durch das Ausklarieren haben wir ganz schön viel Zeit vertrödelt. Das Kap Punta Gallinas werden wir wohl in der Nacht passieren. Das Kap ist unter Seglern, berühmt berüchtigt. Nicht selten pfeift es hier, mit 40 Knoten und mehr, um die Ecke. Nicht ohne Grund wird empfohlen, die 1000m Wassertiefenlinie nicht zu unterschreiten, da sich im flachen Wasser ganz schöne Brecher aufbauen können. Mit einem flauen Gefühl, angesichts der vielen Geschichten über das Kap, und einem Vorsichtsreff, segeln wir in die Nacht. Wir halten die 1000m Linie nicht ein, da in dieser Nacht weder Wind noch Welle vorhanden sind. Die vielen Leuchtfeuer um die Halbinsel herum irritieren ein wenig und man muss ganz schön aufpassen, welches man jetzt quer ab hat. Am Morgen des nächsten Tages flaut der Wind zunächst noch weiter ab. 

Bestes Segelwetter in Richtung Kolumbien

Wieder beginnt eine Phase des Herumdümpeln. Doch gegen Mittag nimmt der Wind dann stetig zu und so erreichen wir, bei der Überfahrt nach Santa Marta, doch noch unsere 20 Knoten Wind. Bei achterlichen Wind nehmen wir Fahrt auf. Auch die Welle wird langsam höher. Der Kurs ist mittlerweile direkt auf Santa Marta gesetzt. Blutrot taucht die Sonne im Westen ins Meer. Das Farbenspiel ist unbeschreiblich. Der Autopilot hat, mit der Welle von achtern, allerhand zu tun. Auch der Wind kommt aus Nordost, dreht aber immer wieder einmal nach Ost, was die Segelstellung sehr schwierig macht. Wie immer habe ich über eine Umlenkrolle einen Bullenstander an der Baumnock angeschlagen. Die Genua ist zu zweidrittel eingerollt. Gegen zwei Uhr morgens gibt es dann einen fürchterlichen Schlag. Der Bullenstander hängt lose an Deck und baumelt an der Nock. Den Grossschotblock hat es zerrissen und auch die Umlenkrolle des Bullenstander ist nicht mehr vorhanden. Wir haben eine Patenthalse gefahren. Für mich die erste überhaupt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Bullenstander nicht gesetzt gewesen wäre. Was ist denn überhaupt passiert? Der Wind hat auf Südost gedreht und nach einer Welle, die unter dem Boot durchgegangen ist, verlor der Kat an Fahrt und entlastete somit das Großsegel. Der Bullenstander war nicht stramm genug durchgesetzt und als das Segel Wind bekam, war so viel Kraft auf der Umlenkrolle, dass sie sich zerlegt hat. Das Segel schlug um. Zum Glück ist bis auf den Block und die Umlenkrolle nur noch die Schott kaputt gegangen. Die hat sich nämlich an einer defekten Rolle des Blocks aufgeschlitzt. 

Zerlegte Umlenkrolle

In der Nacht ist das Gesichtsfeld auf die vorhanden Lichtkegel eingeschränkt, was die ganze Sache noch etwas spannender macht. Das Adrenalin ist ziemlich hoch und bei den, zugegeben etwas hektischen Aktionen, ziehe ich mir auch noch eine hässliche Schürfwunde, auf dem linken Handrücken zu. Wir bekommen aber unsere Katinka recht schnell wieder in den Griff. Weil wir in der Nacht den Schaden nicht vollständig beurteilen können, bergen wir erst einmal das Groß und fahren mit der Genua weiter. Am nächsten Morgen stehen wir 40 Seemeilen vor Santa Marta. Das Groß und der Baum haben nichts abbekommen. Ich setzte wieder das Großsegel. Der Wind kommt mittlerweile von Süd, so dass wir weit weg der Gefahr einer Patenthalse sind. Im Laufe des Vormittags schläft der Wind aber wieder ein. Als wir unter zwei Knoten Fahrt machen, bergen wir die Segel und setzten unsere Reise unter Motor fort. 

Sonnenuntergang in Santa Marta, Kolumbien

Am späten Nachmittag erreichen wir Santa Marta, wo wir einen Liegeplatz in der Marina reserviert haben. Es ist der erste Marina Aufenthalt seit April 2022 und ich freue mich am meisten, auf eine lange anhaltende Dusche. Ja, ja ich weiß, ich soll doch nicht mehr Duschen, sondern den Waschlappen benutzen, aber wir sind ja nicht in Baden Württemberg. Über VHF 16 rufe ich Port Control und melde mich an. Im Anschluss informiere ich die Marina über Kanal 68. Das Einklarieren hier in Kolumbien muss über einen Agent erfolgen, wird aber in Santa Marta von der Marina übernommen. Einfacher geht es nicht und nach all dem Stress mit der Immigration in Aruba, ist uns das auch sehr Recht. Wir lassen die ersten Eindrücke auf uns wirken und sind sogleich von diesem Land begeistert. Unheimlich freundliche Menschen, lebenslustig und weltoffen. Ich glaube hier werden wir noch einige schöne Tage verbringen. Wir sind auf jeden Fall gespannt und freuen uns auf Kolumbien. Was wir hier so alles erleben erzählen wir euch das nächste Mal. Es bleibt wie immer spannend. Wir wünschen jedem, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Sundowner Santa Marta Marina, Kolumbien


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