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Selbst ist der Mann

Mein Sensor ist wieder an Bord. Ein Neuer ebenfalls. Nachdem der Mechaniker den Öldruck direkt am Motor gemessen hat und er für in Ordnung befunden wurde, ist der neue Öldrucksensor schnell eingebaut. Bei der Maschinenwartung besteht die Firma auf einem Ausbau der Maschine. Nachdem ich das ablehnte, hat sich somit die Maschinenwartung erledigt. Also mache ich sie wieder selbst.  Promenade Papeete, Tahiti Im Internet bestelle ich mir alle Dichtungen und Federn, die möglicherweise bei dieser Wartung ausgetauscht werden müssen. Beim PayPal-Bezahlvorgang kommt es, wie üblich, zu Unterbrüchen, was letztendlich dazu führt, dass meine Kreditkarte gesperrt wird. Prima, ich bin mal wieder begeistert. Der E-Mail-Verkehr zwischen der Bank und mir führt ins Leere. Ein persönliches Vorsprechen ist erwünscht. Das Skype-Konto ist auch leer und ohne Kreditkarte kann ich es nicht aufladen. Die Bank akzeptiert keine WhatsApp. Eigentlich muss ich jetzt sterben. Mit einem Trick wird Skype überlistet und e

Die vergessene Stadt - Ciudad Perdida

Ciudad Perdida, Kolumbien

Itai, 23 Jahre jung, aus Israel, hat gerade seinen drei jährigen Militärdienst hinter sich gebracht und befindet sich jetzt auf einer Reise, quer durch Südamerika. Er sitzt neben mir, während wir den Feldweg nach El Mamey, im Schritttempo nach oben fahren. Dass man so eine Straße überhaupt mit einem Auto befahren kann, wundert mich schon sehr und tatsächlich sitzen wir dann auch in einem Erdloch fest. Es geht erst einmal nichts mehr und wir müssen aussteigen. Mit vereinten Kräften schiebt unsere Gruppe, den Vierrad getrieben Kleinbus wieder aus dem Loch heraus. Insgesamt sind wir zehn Personen stark, plus einen Übersetzter und einen Führer. Alles junge Burschen und Mädels. Ich bin mit weitem Abstand der Älteste und das, nicht nur in unserer Gruppe, wie sich später herausstellen wird. Wir sind auf dem Weg zu einer viertägigen Trekking Tour, zur vergessenen Stadt Ciudad Perdida. Quer durch den kolumbianischen Dschungel. Eine Tour, die mich physisch, aber nicht mental an meine Grenzen gebracht hat, obwohl man im meinem Alter, es sich zweimal überlegt, am Morgen wieder in die nassen Klamotten vom Vortag zu steigen.

Camp 3, Alles pitsch Nass

In El Mamey angekommen gibt es erst einmal Mittagessen. Eine gute Gelegenheit sich ein bisschen näher kennenzulernen. Die Gruppe ist international. Zwei Niederländer, ein Israeli, zwei Schweizer, vier Kolumbianer und ich als Deutscher, darunter zwei Frauen. Hinzu kommt Chris unser Übersetzer, der als Kolumbianer, sein halbes Leben in Tampa verbracht hat, und David der den Treck kennt wie seine Westentasche und durch seine Wurzeln, enge Kontakte zu der indigenen Bevölkerung hat. Dies verschafft uns später eine Audienz beim höchsten Chef der Taironas, der mit seiner Familie in Teyuna lebt, wie die vergessene Stadt, auch genannt wird.

Mamey der Taironas, Teyuna Kolumbien

Nach dem Mittagessen brechen wir auf. Ein kurzes Stück geht es am Fluss entlang, bevor der erste steile Anstieg wartet. Drei Stunden sind für die ersten 7,5 Kilometer, bis zum ersten Camp angesetzt. Wobei der höchste Punkt von 620m nach 2,5 Stunden erreicht ist. Spätestens jetzt weiß jeder, was ihn die nächsten Tage erwartet. Die Anstiege sind steil, zum Teil sehr morastig und immer wieder von kurzen Abstiegen und Gegenanstiegen unterbrochen. Völlig durchgeschwitzt und unter erheblichem Verlust der körperlichen Kräfte, erreiche ich den Gipfel und versorge mich mit meinem mitgebrachten Tee. Das Einsinken in den Morast und das ansaugende Moment, welches beim Herausziehen entsteht, hat sehr viel Kraft gekostet. Ich frage mich das erste Mal, was ich da eigentlich tue, lass mich aber von der Begeisterung und teilweise Anerkennung, der Gruppe, überhaupt mithalten zu können, motivieren. Dieses Schulterklopfen wird mir später auch von anderen Gruppen zuteil und immer wenn ich auf einer Anhöhe auftauche, jubeln mir alle zu. Spätestens dann weißt du, dass du alt geworden bist. Aber egal, ich freue mich über die Anteilnahme und darüber, noch einigermaßen fit zu sein und mithalten zu können. Der Abstieg zum Camp Adan, ist nicht weniger anspruchsvoll wie der Aufstieg, und man muss höllisch aufpassen, nicht auf einer der vielen rutschigen Stellen auszugleiten und sich in den Dreck zu legen. Die Camps sind alle offen und mit Wellblech überdacht. Stockbetten mit Moskitonetzen schaffen die Möglichkeit einigermaßen ausgeruht den nächsten Tag zu beginnen. Es gibt Duschen und Toiletten, aber am besten ist es, sich im Fluss abzukühlen. Unweit des Camps gibt es eine Felskante, die das Wasser zu einem kleinen See aufstaut. Nachdem bestimmt 100 Leute von der ca. 10m hohen Kante ins Wasser gesprungen sind, und nur noch eine junge Frau und ich oben stehen, wird die Frau von unten, lautstark motiviert. Sie entscheidet sich dann doch für die Leiter, die eigentlich als Ausstieg dient. Ich gebe mir einen kurzen Ruck und springe. Das kühle Nass ist erfrischend und nach einer gefühlten Ewigkeit tauche ich auch tatsächlich, unter lautem Gegröle, wieder auf. Während des Abendessens wird es schlagartig Dunkel und nach einem Gute Nacht Bier geht es dann auch sogleich unter das Moskitonetz. Da ich der „Señor“ bin, habe ich das Privileg, immer das untere Bett zu bekommen. Tja, Alter hat auch manchmal seine Vorteile.

Trekking Pfad Ciudad Perdida, Kolumbien

Am nächsten Morgen ist um 5:00 Uhr Wecken und um 6:00 Uhr Abmarsch. Vom Camp Adan geht es über das Camp Mumake, wo es Mittagessen gibt, zum Camp Paraiso. Auch an diesem Morgen geht es erst einmal steil nach oben. Von 450müM. Geht es auf 690müM. Die Pfade werden immer schmaler und wir verlassen das, überwiegend von Bauern, bestellte Land und erreichen das indigene Land, das die Taironas für sich beanspruchen. Heute stehen 15,7 Kilometer in 6 Stunden auf dem Programm. Wir haben übrigens die Zeitangaben, zu meinem Leidwesen, zum Teil deutlich unterschritten, da ich mich in einer sehr schnellen Truppe befand. An sogenannten Zwischenstationen gibt es immer Obst. Meist Melone, aber auch Orangen oder Ananas. Nachdem wir den Gipfel erreicht haben, geht es wieder abenteuerlich nach unten. Auf 450müM. angelangt, sehen wir das erste Dorf der Taironas. Ein Stammesältester erklärt uns einige Rituale und Gebräuche und den Umgang mit den Koka-Blättern, die ab dem 18ten Lebensjahr von jedem Tairona gekaut werden. Schließlich erreichen wir das Camp Mumake, wo wir das Mittagessen einnehmen. Mittlerweile bin ich von Mücken zerfressen. Überall wo blanke Haut hervortritt, haben die Viecher zugestochen. Vor allem die Waden scheinen sie zu mögen. Chris, der Übersetzter meint, dass die Moskitos es überwiegend auf Deutsche abgesehen haben und er so lange sicher wäre, solange er sich in meiner Nähe aufhalten würde. So wie das momentan aussieht, scheint er nicht ganz unrecht zu haben. Aber lange können wir darüber nicht nachdenken, schließlich müssen wir noch auf 900müM. hinauf, zum Camp 3 „Casa Paraiso“. Auch hier ist es das Gleiche wie im ersten Camp. Abendessen, noch ein Bier, um dann total kaputt ins Bett zu fallen. Mittlerweile sind alle Klamotten nass. Nur die Sachen mit denen ich ins Bett gehe sind noch trocken und ich achte peinlichst darauf, dass diese nicht auch noch nass werden. Das Aufhängen an einer Wäscheleine nützt nichts. David eröffnet uns nach dem Abendessen, dass wir morgen schon um 4:30 Uhr aufstehen müssen und sobald der Tag anbricht, losgehen, weil wir den Fluss mit einer Art Gondel überqueren, die nur für zwei Personen zugelassen ist. Da sehr viele Gruppen da sind, staut sich das sehr schnell an dieser Stelle. Offensichtlich haben aber andere Gruppen die gleiche Idee und so ist das ganze Camp um 4:30Uhr auf den Beinen. Trotzdem schafft es unsere Gruppe, als eine der ersten zu dieser Flussüberquerung. Nachdem wir die letzten zwei Kilometer vom Camp bis zur Gondel, im Laufschritt zurückgelegt haben, stehe ich nach der Überquerung des Flusses nun vor einer Steinleiter, die fast senkrecht nach oben führt und deren Ende nicht zu sehen ist. Wieder einmal denke ich, was tust du dir da eigentlich an. Aber jetzt bin ich bis hierher gekommen, jetzt will ich natürlich auch die Stadt sehen. Ich beginne eine Stufe nach der anderen zu nehmen und nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich mit brennenden Oberschenkeln und krampfenden Waden, den Eingang zu Lostcity. Die Stadt wurde zwischen dem 11. und 16. Jahrhunderts errichtet. Möglicherweise gab es aber auch schon früher hier eine Ansiedlung. Es gibt leider keine schriftlichen Aufzeichnungen. Die rekonstruierte Fläche beträgt runde zwei Quadrat Kilometer, die Stadt selber umfasst aber eine weitaus größere Fläche. Insofern könnte die ursprüngliche Anlage, größer und älter sein, als Machu Picchu in Peru. Was man heute besichtigen kann, sind die terrassenförmigen Runden Flächen auf denen einst die Häuser gestanden haben. Starb der Hausherr, wurde er in der Mitte des Hauses begraben und das Haus durfte solange nicht betreten werden, bis es in sich zusammen fiel. Danach wurden die Gebeine wieder ausgegraben, in einen speziellen Behälter und einem bestimmten Ort abgelegt. Jetzt konnte an gleicher Stelle ein neues Haus, für die nächste Familie, errichtet werden. Die Anlage ist weitläufig und durch Davids Beziehungen, können wir mit dem höchsten Oberhaupt der Taironas sprechen und bekommen ein Armband mit verschieden kleinen Steinen ums Handgelenk gelegt. Jeder Stein hat eine andere Farbe, welche Sonne, Mond und Erde bedeutet. Nachdem wir die Ciudad Perdida ausgiebig besichtigt haben, machen wir uns auf den Rückweg. Die Stufen „Stairways to heaven“ hinunter in die „Grüne Hölle“ sind nicht weniger schwierig, als hinauf. Nachdem wir mit der Gondel wieder übergesetzt haben, fängt es fürchterlich an zu regnen, was letztendlich aber auch keine Rolle mehr spielt, da wir ohnehin schon klatsch nass sind. Im Camp 3 hatten wir unsere Sachen zurückgelassen, die wir jetzt zusammen packen. Natürlich sind sie nicht trocken geworden, so dass wir alles in Plastiksäcke verstauen. Im strömenden Regen brechen wir zum Camp 2 Casa Mumake auf, wo wir heute unser Nachtquartier beziehen. Alles in allem waren das auch heute wieder 7,5 Kilometer über Stock und Stein. Leider wird es jedoch mit dem Ausruhen über Nacht nicht viel, da in der Wiese vor unserem Quartier zahlreiche Frösche, lauthals ihre Anwesenheit kundtun.

Mit einer Seilwinde über den Fluss

Der letzte und vierte Tag hat es noch einmal in sich. Durch die lang anhaltenden Regenfälle in der Nacht, sind die Wege nun ganz aufgeweicht. Die Flüsse zu überqueren, wird zum Abenteuer, weil die Steine, die als Brücke dienen, nur noch mit einer kleinen Fläche aus dem Wasser ragen. Außerdem haben wir heute zwei Berge vor uns und runde 15 Kilometer Fußmarsch. Bei diesen Bedingungen kein einfaches Unterfangen. Zweimal rutsche ich aus und überdehne mir einmal den Oberschenkel, weil ein Fuß keinen Halt findet und der andere oben hängen bleibt. Immer wieder ringe ich mit dem Gleichgewicht und drohe im Matsch zu landen. Nach vier Tagen ist die Kraft weg und die Konzentration lässt nach. Trotzdem erreiche ich den Ausgangsort El Mamey ohne größere Verletzungen. Außer einer kleinen Risswunde am rechten Arm, die ich mir in einem Lager an einem vorstehenden Nagel zugezogen habe und zahlreichen, juckenden Mückenstiche, kehre ich von dem Abenteuer heil zurück. Insgesamt legten wir in diesen vier Tagen 46 Kilometer zurück, überwanden 2200 Höhenmeter und waren 17 Stunden zu Fuß unterwegs. Nach einem letzten Mittagessen geht es wieder zurück nach Santa Marta. Wieder ein paar Freunde hinzu gewonnen, werde ich die nächsten Tage erst einmal ausruhen, bevor Gaby und ich das Land weiter erkunden werden. Bis dahin wünschen wir euch wie immer, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Typische Taschen in Kolumbien


Kommentare

  1. Ciudad perdida heisst eigentlich Verlorene Stadt.
    Vergessene Stadt hiesse Ciudad Olvidaba.
    Entonces buen viaje.

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