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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Wahrscheinlich kommt´s doch anders

Die National Oceanic and Atmospheric Administration, kurz NOAA ist eine US regierungsnahe Organisation, die einen Wetterserver betreibt, der tropische Wirbelstürme, ihre Zugbahnen, Intensität und Stärke, zuverlässig voraussagen soll. Über die Seite National Hurricane Center NHC werden, sich entwickelnde Wolkenformationen, tropische Depressionen, Stürme und Hurrikans dargestellt. Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt das jüngste Beispiel des potenziellen Sturms „Two“. 

Wolkenformationen

Seit der letzten Woche ziehen südlich der Kap Verden dichte Wolkenbänder, von der Westküste Afrikas, in Richtung südamerikanischen Kontinent. Das ist zunächst, für diese Jahreszeit, nichts Ungewöhnliches. Da sich dieses Wolkenband ungefähr auf dem fünften Breitengrad bewegt, reicht die Corioliskraft der Erde nicht aus, diese Wolkenformation einzudrehen und zu dem markanten Wirbel, den ein Hurrikan ausmacht, zu formen. Eine Faustformel sagt, dass die Kraft ab dem zehnten Breitengrad ausreichend ist. Umso schwieriger ist es für die Meteorologen zuverlässige Vorhersagen, südlich des zehnten Breitengrads, zu treffen. Übrigens stützen sich alle anderen Vorhersagemodele, die im Netz so rumschwirren, in Bezug auf die Hurrikans, auf die NOAA. Der potenzielle Wirbelsturm „Two“ tat aber den Meteorlogen, lange Zeit nicht den Gefallen, über diesen zehnten Breitengrad hinaus zu gelangen. Da man zwar den Wirbelsturm angekündigt hatte, sich das Wolkenband immer weiter auf die Karibik zubewegte, und man immer noch keine eindeutige Aussage machen konnte, schickte man einen sogenannten "Hurrcian Hunter“ los, der die Lage vor Ort beurteilen sollte. Ein „Hurrican Hunter“ ist ein Flugzeug das in die Wolkenformation hineinfliegt und Messungen durchführt, um mit den Daten, Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung ziehen zu können. Freilich wurde auf der Webseite immer noch vor einem tropischen Sturm gewarnt. 

Ankerplatz kurz vor Durchzug von "Two"

Allein das Kleingedruckte und die Symbolik wiesen darauf hin, dass es sich nicht um einen Sturm handelt, sondern die Formation das Potenzial eines tropischen Wirbelsturms hat. Der „Hurrican Hunter“ konnte vor Ort auch keine definitive Aussage machen, so dass man sich entschloss, die Warnung aufrecht zu erhalten. Die Zugbahn des Tiefs verlief an der südlichsten vorhergesagten Linie, unmittelbar an der venezolanischen Küste entlang. Erste Meldungen von befreundeten Booten aus Grenada, gaben starke Regenfälle und mäßigen Wind an. Je nachdem was man für ein Wettermodel heranzog, waren für Aruba 22 bis 25 Knoten, und in der Böe bis 45 Knoten, vorhergesagt. Als die Formation am 29.06.2022 um ca. 18:00Uhr südlich Arubas durchging zeigte der Windmesser 11 bis 15 Knoten und in der Regenböe maximal 25 Knoten. Der Regen hielt sich in Grenzen, so konnte ich gerade mal einen 5 Liter Kanister mit Regenwasser füllen. Da hatten wir in Carriacou und Französisch Guyana, ohne Warnung, schon ganz andere Niederschläge erlebt. Inzwischen hatte die Wolkenformation den zehnten Breitengrad überschritten. Doch kommen zwei weitere Aspekte hinzu, die eine Wahrscheinlichkeit deutlich reduzieren. Zum einen muss die Wassertemperatur über 28°C liegen, damit sich ein Wirbelsturm entwickeln kann, und zum anderen sind Landmassen hinderlich. Die Meteorlogen geben seit Wochen für die karibische See, an der Küste von Venezuela, eine Wassertemperatur von 27°C an und die Zugbahn folgte der südamerikanischen Küste. Insofern war die Wahrscheinlichkeit, zur Entwicklung eines tropischen Sturms, sehr gering. Wenn man sich intensiver mit der Seite der NOAA befasst, hat die nie etwas anderes behauptet, und letztendlich ist es auch besser, man ist auf jeden Fall vorbereitet. 

Winddaten während Durchzug von "Two"

Allerdings frage ich mich auch, was ist in den vielen Fällen, wo keine Warnung herausgegeben wird, oder es tagelang mit 30 Knoten kachelt und der Wetterbericht noch nicht einmal die Hälfte voraussagt. Außerdem frage ich mich ob es überhaupt Sinn macht, eine Wahrscheinlichkeit bei Wolkenformationen um den fünften Breitengrad zu definieren. Immerhin wurde die Wahrscheinlichkeit von der NOAA mit >60% eingestuft. Ob sich „Two“ auf dem Weg nach Nicaragua, zwischen dem 75ten und 83ten Längengrad noch zu einem tropischen Sturm entwickelt bleibt abzuwarten. Deutlich vorsichtiger in ihren Prognosen, geht die NOAA übrigens mit der nachfolgenden Welle um. Obwohl diese den zehnten Breitengrad deutlich früher als „Two“ überschritten hat, wird das Potenzial dieser tropischen Welle, unter 40%, bei 10% eingeschätzt. Dass diese Welle aber deutlich mehr Potenzial hat, zeigt die Zugrichtung nach Nordwest, den Weg über freies Wasser und die Richtung zu warmen Wasser hin. Gerne würde ich mich mal mit den Verantwortlichen unterhalten, wie solche Prognosen zustande kommen und welche Freigabeprozedur sie durchlaufen. Das würde mir helfen die Vorhersagen besser einschätzen zu können. Ein nicht gerade unerheblicher Faktor wenn man als Segler vom Wetter abhängig ist. In diesem Sinne immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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