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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Aruba, zwischen Himmel und Hölle

Die Nacht geht langsam zu Ende und ein neuer Tag beginnt. Durch das späte Ankommen blieben uns nicht viele Stunden, um uns zu erholen, aber wir wollen uns auch nicht zulange am Rande des Industriehafens aufhalten. Was wir in der Nacht gar nicht mitbekommen haben ist, dass wir genau neben der Müllhalde von Aruba liegen. Verbrennungsgeruch und von dem starken Wind getragene Rauchwolken, steigen in unsere Nasen und wecken uns schließlich auf. Vom Ufer tönt das Warnsignal eines rückwärtsfahrenden Lastkraftwagens, zu uns herüber. Das türkisblaue Wasser und die mondähnliche Landschaft, der Entsorgungshügel, der sonst so flachen Insel, die arubianische Definition einer Müllverbrennungsanlage, passen irgendwie, in unseren Köpfen nicht zusammen. Die Vorstellung von Paradiesstränden, weiß und unberührt, und die jetzige Situation, bekommen wir gedanklich nicht auf die Reihe. Statt im Paradies sind wir in der Hölle gelandet. Nur langsam, dem Schlafmangel der letzten Tage geschuldet, werden die Gedanken klarer und wir konzentrieren uns auf die nächste Aufgabe, dem Einklarieren. Wir verholen an den Holzsteg des Zolls in Barcadera. Die Einwanderungsbehörde ist ein Stück weiter und muss zuerst aufgesucht werden. Das Einklarieren über SailClear war für die Katz, denn für Aruba muss man auf einer Internetseite einklarieren, die normalerweise im Vorfeld ausgefüllt werden muss. Der Beamte ist mit uns geduldig und ich fülle die fünf Seiten aus und schicke sie ab. Nach einer Stunde haben wir die erste Hürde geschafft. Nun geht es zum Zoll. Dies ist nur eine Formsache und nach einer viertel Stunde sind wir auch schon wieder draußen. Wir machen das Boot klar zum Ablegen, als zwei junge Zöllner auftauchen um das Boot zu inspizieren. Aber auch das läuft problemlos, so dass wir nun endgültig einklariert sind. 

In Aruba angekommen

Bei 20 Knoten Wind fahren wir den schmalen Wasserstreifen, zwischen Riffkante und Insel entlang. Vorbei am Flughafen, erreichen wir schließlich Surfside Beach. Hier werfen wir Anker, in einer sehr geschützten Bucht auf drei Meter Sand. Vor uns ein weißer Strand, ein paar Sonnenschirme, einige Strandbars und der, für Aruba so bekannte, Divi-Divi Baum. Der Hölle nur vor wenigen Meilen entflohen, liegt das Paradies gerade mal um die Ecke. Wir beginnen uns wohlzufühlen. 

Divi-Divi Baum

Die nächsten zwei Tage gehen erst einmal mit Reparaturen rum. Die Persenning des Hauptsegels hat es auf Steuerbord zerrissen und muss genäht werden. Da manche Kanten gedoppelt sind, schafft es unsere Nähmaschine nicht und wir müssen einige Meter von Hand, mit unserer Handnähmaschine, nähen. Außerdem haben wir Wasser in der Steuerbord Bilge. Bei der Suche entdecken wir, dass das Gehäuse des Kohlefilters, des Wassermachers, genau die gleichen Probleme macht, wie das Gehäuse des Microfilters, schon auf den Kap Verden. Am Gewinde des Magnetventils ist ein Riss festzustellen, aus dem stetig das Wasser tropft. Nach zwei Tagen Arbeit, zieht es uns dann aber doch an Land und wir machen das Dinghy klar, um in der Renaissance Marina festzumachen. 

Handnähmaschine

Die Bucht erweist sich als sehr flach und auf halber Strecke bleiben wir stecken. Einer muss aussteigen und schieben. Wer das ist, ist auch klar. Irgendwie schaffen wir es frei zukommen und das Dinghy Dock zu erreichen. Auf der Suche nach was Essbarem stoßen wir auf diverse chinesische Supermärkte. Das Angebot ist mäßig, die Preise exorbitant. Äpfel, das Kilo 5€, Bier die Flasche (207ml) 2€, nur um zwei Beispiele aufzuführen. Brot! Chinesen essen kein Brot. Dennoch gibt es wenigstens das labbrige Toastbrot, das, sobald Luft dran kommt, anfängt zu schimmeln. Macht ja nix, schneiden wir einfach raus. Nachdem wir ein paar vorsichtige Einkäufe getätigt haben, trifft uns gleich der nächste Schock. In einer Bar, ich würde sagen Sportsbar, wegen der vielen Bildschirme, die uns ringsherum das aktuelle Geschehen der US PGA Tour vermitteln, trinken wir ein Bier und eine Coca Cola. Schlappe 14US$ legen wir dafür hin. Spätestens jetzt wissen wir, dass wir in der Hölle angekommen sind, nur in Aruba nehmen sie´s von den Lebenden. Da Gaby von hier nach Deutschland fliegt, erkunden wir am nächsten Tag den hiesigen Flughafen. Dieser ist überschaubar und liegt von unserem Ankerplatz gerade einmal eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Auf dem Rückweg probieren wir eine Strandbar aus. Auch hier, wie nicht anders zu erwarten, liegen die Preise jenseits von Gut und Böse. Die Getränkeflacons (207ml) werden hier für 5,5US$ vertickt. In zweiter Reihe sind sie dann für 4US$ zuhaben, was mich dringend dazu anhält, nach günstigeren Varianten zu suchen. Letztendlich finde ich außerhalb Oranjestad zwei größere Supermärkte der westlichen Hemisphäre. Hier bekomme ich das Bier in der 330ml Dose für 1,86US$ im Angebot. Immerhin, die Strandabende sind gerettet. Jetzt weiß ich auch, warum die Holländer immer alles von zu Hause mitbringen. 

Bar in Aruba

Leider kann man eine Kiste Bier mit dem Flugzeug nur sehr schlecht transportieren, so dass ich mit den örtlichen Gegebenheiten auskommen muss. Übrigens kostet 1,5l Wasser ohne Kohlensäure, 1,85US$, nicht wirklich eine Alternative. Finanztechnisch gehen wir also gerade, mitten im Paradies, durch die Hölle. Ob wir das Überleben erzählen wir euch das nächste Mal, bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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