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Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Angst

Ein weiteres Thema welches uns beim Segeln immer wieder beschäftigt, ist die Angst. Wir schätzen uns jetzt nicht als überängstlich ein, haben aber in den letzten drei Jahren immer wieder einmal mit Situationen zu tun gehabt, die uns veranlasst haben, uns mit der Angst etwas intensiver auseinanderzusetzen. Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich weder Psychologe bin, noch irgendeine Ausbildung in diesem Bereich habe. Das von mir Geschriebene basiert auf unseren Erfahrungen, die wir bis hierher gemacht haben, und aus dem Nachlesen, aus situationsbedingten Anlässen, und somit angeeignetem Wissen. Dass dieses Thema sehr komplex ist, muss ich glaube ich nicht speziell erwähnen. Deshalb kann es sich hier nur um einen kurzen Anriss handeln. Man verzeihe mir also die laienhafte Wiedergabe zu diesem Thema. Dennoch bin ich der Meinung, dass es für den einen oder anderen hilfreich sein könnte, zumindest den ein oder anderen dazu anregt über diese Thematik nachzudenken.

Angst kann aus unterschiedlichsten Gründen ausgelöst werden

Angst ist, laut Definition, ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlichen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert. Dabei ist Angst der Überbegriff verschiedenster Arten von Ängsten. Aus psychoanalytischer Sicht unterscheidet Sigmund Freud, drei Formen der Angst. Die moralische Angst, die neurotische Angst und die Realangst. Die Realangst, eigentlich Furcht, stellt sich bei Bedrohung oder Gefahrensituationen ein, wobei eine tatsächliche Bedrohung oder Gefahrensituation gar nicht vorhanden sein muss. Je nach angeborenem Gefühlsverhalten und erlernter Bewältigung von Risikosituationen, entwickelt jeder Mensch ein gewisses Verhaltensmuster in bestimmten Lebenssituationen. Dabei spielen die psychovegetative Verfassung, also Erschöpfung oder Auszehrung, die Reaktionsbereitschaft und die Widerstandskraft eine wichtige Rolle. Im Normalfall soll das Verhalten bei Angst, die körperliche und seelische Unversehrtheit, also im Extremfall das Überleben sichern. Die Angst stellt somit den Menschen auf eine Kampf- oder Fluchtsituation ein. Wobei beim Segeln die Fluchtstrategie meist keine Option ist. Dabei oder gerade deshalb, kommt bei vielen Menschen, schon bei geringsten Anlässen Panik auf, wenn sie sich auf einem Boot befinden. Dies wird durch verschiedene körperlicher Reaktionen wie z.B. erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, flaches und schnelles Atmen, Hitze- oder Kälteschauer, Übelkeit und Atemnot, noch verstärkt. Außerdem werden bei Angstzuständen im Schweiß gewisse Moleküle freigesetzt, die andere Menschen die Angst riechen lassen und somit, auch im Unterbewussten des anderen, eine Alarmbereitschaft hervorrufen.

Angst überwinden und das richtige tun

Angst ist zwar ein unlustbetontes Grundgefühl, aber nicht grundlegend schlecht. Sie hilft uns Gefahrenpotenziale zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Wie auch in anderen Lebensbereichen ist es wichtig sich mit der Angst beim Segeln, insbesondere auf Langfahrt, mit der besonderen Situation, nämlich nicht flüchten zu können, auseinander zusetzen. Jedes Crewmitglied sollte sich bei Anzeichen von Angst sofort an den Skipper wenden und jeder Skipper sollte solche Hinweise sehr ernst nehmen. Je früher man mit solchen Personen redet, desto besser bekommt man die Angst in den Griff. Am Anfang unserer Atlantiküberquerung stellte sich bei Gaby, von jetzt auf gleich, ein gewisses Panikgefühl ein. Die Aussicht 14 Tage auf engstem Raum eingesperrt zu sein, die Lautstärke der Fahrt durchs Wasser und möglicherweise meine Angst, in einen Sturm oder Hurrikan zu geraten, erzeugten bei ihr einen erhöhten Blutdruck, flaches Atmen, Übelkeit und Kälteschauer. Mit viel Reden und das Schaffen einer gewissen Wohlfühlsituation, wie Körperwärme, gutes Essen und entspanntes Liegen, reduzierte sich das Gefühl Schritt für Schritt. Nach einem Tag war das Panikgefühl weg und wir fingen an die Reise zu genießen. Was ich damit sagen will ist, dass ein Mensch in so einer Situation besondere Aufmerksamkeit und dringend, ständige Beobachtung braucht. Das ist bei einer kleinen Crew, wie bei uns, nicht ganz so einfach. Wichtig ist, dass man aus so einer Situation lernt das Richtige zu tun. Dabei ist es nicht Ziel Angst zu vermeiden, sondern sich auf einen realitätsgerechten, beherrschbaren Angstlevel einzustellen. Da der Fluchtreflex beim Segeln in vielen Fällen nicht funktioniert, ist für uns die beste Strategie das Vermeiden. Dies funktioniert in den meisten Fällen durch gute Vorbereitung und das Einholen von Informationen. Die nicht richtige Quelle und falsche Informationen, können jedoch zu Situationen führen, die wiederum Ängste hervorrufen. So sind wir auf den Kap Verden auf einem vermeintlich sicheren Wanderweg in einen Hinterhalt geraten und ausgeraubt worden. Solche Ängste sind dann deutlich realer und hinterlassen auch auf längere Zeit ihre Spuren. 

Techniken entwickeln, die einem helfen

Letztendlich bleibt einem in einer realen Gefahr, der man unmittelbar ausgesetzt ist, nur noch die Möglichkeit diese zu bewältigen. Dabei ist es wichtig das Erlernte abzurufen und sich auf die Sachlage zu konzentrieren, wachsam zu sein und endschlossen zu handeln. Der Körper hilft einem dabei, indem er Adrenalin freisetzt. Trotzdem bevorzugen wir natürlich die angstfreien Situationen in unserem Seglerleben und sind froh, dass sie deutlich überwiegen. Auf der anderen Seite schadet es nicht, sich rechtzeitig auf Angstsituationen einzustellen, denn die nächste kommt bestimmt. In diesem Sinne wünschen wir euch eine möglichst lange furchtfreie Zeit. Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Die Schönheit der Natur erkennen


Kommentare

  1. Wie es Will Smith in "After Earth" so passend ausdrückte: "Gefahr ist real, Angst ist eine Entscheidung". Da ist sicher was dran.

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