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Immer ein Lächeln auf dem Gesicht

Südwesten von Samoa

Früh am Morgen können wir in die Marina. Der Vorgänger hat Wort gehalten und ist pünktlich abgereist. Marina ist auch fast übertrieben. Nach dem letzten Zyklon, der die meisten Stege weggerissen hat, ist nicht mehr viel übrig. Ein Steg, der mit Halteseilen und Gurtbändern provisorisch zusammengehalten wird. Die Poller stehen zum Teil schief im Wasser und sehen nicht gerade vertrauenerweckend aus. Immerhin funktionieren Strom und Wasser am Steg. Die Toilette und Dusche ist außerhalb der Marina, in einem Hafengebäude untergebracht. Sharon versucht, das Beste daraus zu machen, und kümmert sich um alles. Sie verwaltet die Plätze, steht den Seglern bei Fragen zur Verfügung und rechnet am Ende ab. The Edge Marina, eine Kneipe direkt gegenüber vom Steg, beschallt uns Segler bis Mitternacht. Danach und an Sonntagen ist es ruhiger und man findet seinen Schlaf. Trotz allem gefällt es uns hier sehr gut.

Reste der Marina Apia, Samoa

Warum ist das so? Die Abläufe, insbesondere beim Einklarieren, scheinen oft kompliziert und umständlich zu sein, aber in Samoa hat jede oder jeder immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Diese Freundlichkeit steckt an und überträgt sich auch auf uns. Zusammen mit der SY Tuvalu mieten wir ein Auto und schauen uns die Insel an. Von Apia geht es Richtung Südosten der Küste entlang. Es ist regnerisch, was um die Jahreszeit normal ist. Der Juni hat in Samoa die meisten Niederschläge. Die Natur ist grün, sehr grün. Überall sind Motorsensen unterwegs, um diesen enormen Wuchs an grünen Pflanzen wenigstens einigermaßen im Griff zu behalten. Die Sehenswürdigkeiten sind hauptsächlich Wasserfälle oder ähnliche Naturdenkmäler. Die Zugänge, meist kurze Fußmärsche, werden von Familien in Schuss gehalten. Dafür wird dann ein kleines Eintrittsgeld fällig. Der Fuipisia-Wasserfall ist der erste, den wir an diesem Tag besuchen. Die Chefin des Clans nennt uns den Preis und lächelt uns an. Zwischen den vorderen Schneidezähnen kommt die Goldspange zum Vorschein. Offensichtlich symbolisiert sie, dass man es zu einem gewissen Reichtum gebracht hat. Deshalb verwerfe ich den Gedanken gleich wieder, mir auch so eine Spange in meine Lücke einbauen zu lassen. Zumal der Eintrittspreis, 20 Tala für jeden, ganz schön zu Buche schlägt. Wir nehmen es gelassen. Mehr als 50 Meter fällt das Wasser über eine Kante in ein schmales Tal. Man kann direkt an den Abgrund treten. Kein Warnschild, geschweige denn eine Absperrung oder ein Zaun. Für Sicherheit muss jeder selbst sorgen. Hier wird Eigenverantwortung noch großgeschrieben.

Kante des Fuipisia-Wasserfall, Samoa

Ortsnamen wie Lufilufi oder Matatufu gleiten an uns vorbei. In Malumalu machen wir an einem kleinen Geschäft Halt. Die Verkäuferin ist sehr freundlich und verwickelt uns in ein Gespräch. Sie will wissen, wo wir herkommen und wie uns die Insel gefällt. Im Gegenzug erfahren wir, dass sie die jüngste der drei Töchter ist und dass ihre Geschwister nach Australien ausgewandert sind. Sie selbst, nicht verheiratet, kümmert sich um die Eltern und den kleinen Laden, der der Familie das Auskommen sichert. Nebenbei erfahren wir, dass es unter den Familien immer wieder zu Streitigkeiten kommt. Meist handelt es sich um Land, das der ein oder andere beansprucht. Die Größe des Besitzes scheint den Status der Familie zu manifestieren, und je mehr man besitzt, desto mehr Einfluss hat man in der Gesellschaft. Warum soll das in Samoa anders sein als im Rest der Welt? 

Typischer Einkaufsladen in Samoa

Wir fahren weiter und erreichen nach einem weiteren Wasserfall, dem Togitogiga, den Lava Field Coastal Walkway. Dieser rund drei Kilometer lange Küstenabschnitt ist von einer Lava-Abrisskante geprägt. Der Dschungel hat sich längst seinen Platz zurückerobert. Darunter schwarze Lava, die abrupt zur Küste abbricht und circa 30 Meter in die Tiefe stürzt. Im Süden der Insel ist Samoa von keinem Außenriff geschützt, so dass die Brecher ungehindert an die Küste gelangen. Mit lautem Getöse brechen sie kurz vor der Kante und knallen weiß an die tiefschwarze Abbruchkante. Ein unglaubliches Naturschauspiel, welchem man auch hier ohne doppelten Boden, geschweige denn einem Geländer, beiwohnen kann. 

Lava Field Coastal Walkway, Samoa

Wir treten den Heimweg an, nicht bevor wir einen weiteren, den Papapapaitai-Wasserfall besichtigt haben. Außerdem besuchen wir als Abschluss des Tages noch das Baha'i House of Worship Samoa. Ein Tempel für alle Religionen, von dem es nur 8 Stück auf der ganzen Welt gibt.

Baha'i House of Worship, Samoa

Der nächste Tag führt uns entlang der Nordküste Richtung Westen. Wir versuchen noch einen Restplatz auf der Fähre zu ergattern, um vielleicht doch noch die zweite Insel Samoas, die durch die Apolima-Straße getrennt ist, zu besuchen. Leider mussten wir ein paar Verzögerungen bei der Autovermietung in Kauf nehmen. Der linke Vorderreifen hatte kein Profil mehr und wäre gut für den Motorrennsport zu gebrauchen gewesen, allein für die Straßenverhältnisse in Samoa ist er nicht mehr verwendbar. Die Trägheit ihres Angestellten veranlasste die Chefin des Hauses, uns ein anderes Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. Doch leider kommen wir auch damit nicht weit. Ein Klackern ließ Gottfried, als erfahrenen Fahrer, aufhorchen und nachsehen. Am Hinterreifen hat sich der feine Draht der Kaskade aus dem Gummi gearbeitet und streifte nun ständig an der Bremsleitung. Nur eine Frage der Zeit, bis da eins von beiden nachgibt. Entweder der Reifen oder die Bremsleitung. Ein Risiko, das wir nicht eingehen wollen und so stehen wir nach einer viertel Stunde wieder auf dem Hof. Inzwischen hat der Angestellte seine Trägheit überwunden und ist fleißig am Reifenwechseln. Trotzdem müssen wir noch eine halbe Stunde warten, bis wir endlich aufbrechen können. 

Fährterminal Mulifanua, Samoa

Als wir das Fährterminal erreichen, ist natürlich kein Platz mehr frei. Wobei das Problem an freien Autoplätzen auf der Fähre liegt. Personen finden offensichtlich immer einen Platz. Wir verzichten auf die zweite Insel und schauen uns stattdessen den Südwesten der Insel, auf der wir gelandet sind, an. Über den Mittelkamm, der sehr landwirtschaftlich geprägt ist, geht es wieder Richtung Hauptstadt. Hier oben findet man dann auch die Ananasfelder, deren große Früchte man auf dem Markt in Apia findet.

Früchte vom Markt in Apia, Samoa

Vergleicht man Amerikanisch-Samoa mit Samoa, so sind die Versorgungsmöglichkeiten auf beiden Inseln begrenzt. Das, was man auf Samoa bekommt, ist meist sehr günstig. In Amerikanisch-Samoa profitiert gerade der Amerikaner durch die zollfreie Anlieferung aus den USA. In Amerikanisch-Samoa überwiegen meist amerikanische Produkte während in Samoa chinesische und neuseeländische Produkte den Vorrang haben. Bei Gemüse und Obst ist die Auswahl in Samoa deutlich größer.

Immer ein Lächeln auf dem Gesicht, Samoa

Wir bereiten uns so langsam auf unsere Abreise vor, um uns in neue Abenteuer stürzen zu können. Wenn ihr nichts verpassen wollt, abonniert den Blog und schaut immer wieder bei uns rein. Bis zum nächsten Mal immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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