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Amanave, American Samoa |
Der Dinghy-Motor knattert über die Bucht. Wir sind früh am Morgen unterwegs. Für unsere Verhältnisse sehr früh. Zusammen mit der Crew der Tuvalu haben wir uns ein Auto beim Chinesen gemietet. Direkt an unserem Liegeplatz ist rund 500 Meter entfernt ein Floating Dock, an dem wir unser Beiboot zurücklassen. Der Chinese hat nicht Wort gehalten, als er uns versprach, dass die Auswahl an Fahrzeugen nach dem Wochenende größer wäre. Tatsächlich war nur ein Fahrzeug zur Auswahl. Ziemlich dreckig, aber sehr viel Platz und sehr bequem. Unser erstes Ziel ist das Flughafenindustriegebiet, das gute Einkaufsmöglichkeiten verspricht. Hier möchten wir unseren Proviant ein bisschen aufstocken. Der Cost-U-Less bietet große Gebindeeinheiten zum günstigen Preis. Wenn man das dann braucht. Der KS Mart ist ein Supermarkt mit großer Auswahl. Letztendlich darf man auch hier keine Wunder erwarten. Die Preise sind einfach Inselpreise und nur unwesentlich günstiger als in Französisch-Polynesien. Wer extra wegen des Proviants nach American Samoa segelt, der wird enttäuscht sein.
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American Samoa, Kleine Insel, große Autos |
Aber die Insel hat ganz andere Qualitäten. Haben wir geglaubt, die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in Französisch-Polynesien ist nirgendwo zu überbieten, werden wir hier eines Besseren belehrt. Das war schon beim Einklarieren zu spüren und setzt sich im Kontakt mit den Menschen auf der Insel fort.
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Nette Menschen auf American Samoa |
Über Ili'ili und Leone fahren wir in den Westen der Insel, nach Amanave. Hier gibt es einen kleinen Supermarkt, in dem man Thunfisch-Sandwiches bekommen kann. Die Besitzerin erzählt uns von ihrem Tsunami-Erlebnis und dass sie dem Schicksal nur ganz knapp entronnen ist. Wir sitzen auf der Bank vor dem Haus und genießen den Blick aufs Meer. Die Brandung ist hier mächtig und bricht schäumend und mit lautem Getöse am nahegelegenen Riff. Das Naturschauspiel ist beeindruckend und wir können uns fast nicht mehr losreißen. Doch wir wollen natürlich noch mehr sehen und so brechen wir auf und fahren über zwei Serpentinen die steil ansteigende Straße Richtung Nordwesten weiter. Über Poloa und Maloata erreichen wir schließlich Fagamalo. Hier hört die Straße auf. Der Nordteil von American Samoa ist nur auf der Ostseite der Insel bewohnt. Hier im Westen ist Fagamalo das einzige Dorf.
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Kleiner Supermarkt in Amanave, American Samoa |
Zurück in Faleniu biegen wir nach Norden ab und fahren in die Berge. A'oloau ist ein kleines Bergdorf am Ende der Straße. Von hier geht es nur noch per Wanderweg an die Nordküste zum weißen Sandstrand Aasu. Was uns auffällt: Es gibt in Samoa unzählige Kirchen. Aus der Literatur entnehmen wir, dass es so um die 400 sein müssen. Für so eine kleine Insel eine ganze Menge, wie wir finden. Als Nächstes fallen uns die sogenannten Gasthäuser auf. Eine offen gehaltene Gebäudestruktur, rund oder rechteckig, deren Dach durch Säulen getragen wird. Jede größere Familie hat so ein Gasthaus. In diesen Gasthäusern, die meist vor dem eigenen Haus erbaut sind, werden alle möglichen Feste abgehalten. Hochzeiten, Familienfeste jeglicher Art und vermutlich auch Trauerfeiern.
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Gasthäuser auf American Samoa |
Was uns zu unserer dritten Auffälligkeit bringt. In American Samoa werden die Angehörigen im Vorgarten vergraben. Auf fast jedem Grundstück befinden sich mehr oder weniger große Grabstätten. Zum Teil handelt es sich um Gruften, die einen Teil der Veranda einnehmen. Offensichtlich fühlt man sich seinen Angehörigen über den Tod hinaus verpflichtet und möchte sie am weiteren Leben der Familie möglichst nahe teilnehmen lassen. Der Samoaner lässt sich so eine Beerdigung was kosten, aber auch danach werden die Steinplatten mit bunten Blumenkränzen geschmückt.
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Grabstätte auf American Samoa |
Am nächsten Tag erkunden wir den Osten der Insel. Auf der anderen Seite der Pago Pago Bucht befindet sich Aua. In diesem Ort befindet sich die Gasstation, die auch Flaschen abfüllt. Unglücklicherweise liegt ein Gastanker auf Reede, sodass es heute kein Gas gibt. Der freundliche Angestellte entschuldigt sich ein paar Mal dafür, dass er uns nicht helfen kann, und bittet uns, morgen wiederzukommen. Wir nehmen es gelassen und füllen unsere Flasche am nächsten Tag. Entlang der Küste über Aumi und Alofau fahren wir nach Auasi. Hier gibt es eine Fährverbindung zur nahegelegenen Insel Aunu'u. Die Brandung spielt mit den kleinen Alukatamaranen und ihren 40-PS-Außenbordern, so dass eine Überfahrt zur Insel als Abenteuer eingestuft werden kann. Da so ein Gefährt wenig Schutz vor dem Wetter bietet und erneut eine Regenfront aufzieht, verzichten wir auf dieses.
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Fährverbindung zur Insel Aunu'u, American Samoa |
Stattdessen fahren wir nach Onenoa, wo die Straße im Nordosten endet. Wie schon am Tag zuvor gibt es auch hier im Osten keine Straße an der Nordküste entlang. Die Buchten und die Ortschaften, die in diesen liegen, sind alle über Stichstraßen aus dem Süden erreichbar. Wir fahren Aoa, Sa'ilele, genauso wie Masaui und Masefau an. Über eine steile Bergstraße erreichen wir von Aua, Afono und Vatai. Die letzte Ortschaft, die uns auf der Insel noch fehlt, ist Fagasa. Aber auch diese Bucht bleibt von uns nicht unentdeckt.
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Felsformation bei Fagasa, American Samoa |
Alles in allem haben wir wohl fast jede Ortschaft gesehen und an jedem Ort nette Menschen getroffen. Sieht man mal vom Denkmal des Flugzeugabsturzes im Jahr 1980 ab, bei dem ein Flugzeug die alte Seilbahn streifte und anschließend in ein Hotel stürzte, gibt es nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten auf der Insel. Im Jahr 1992 zerstörte dann ein Hurrikan die Seilbahn endgültig. Heute sieht man nur noch die traurigen Überreste der Bergstation. Dennoch beeindruckt die Insel durch ihre einzigartige Natur. Die Versorgungsmöglichkeiten, insbesondere was Schiffsausrüstung anbelangt, sind eher dürftig. Die Restaurants bieten große Portionen zu einem anständigen Preis, was wir nach unserem langen Aufenthalt in Französisch-Polynesien sehr zu schätzen wissen. Wie es bei uns weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche hier in unserem Blog. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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