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Video Specials

Party auf der Katinka

Es ist Wochenende und ich werde von allen Seiten beschallt. Offensichtlich scheint das Ankerfeld vor dem Flughafen in Papeete ein beliebter Badespot zu sein. Fahrende Hütten belagern das Außenriff und bringen mit ihren Musikanlagen Partystimmung mit. Vier von diesen Booten liegen um mich herum. Bis um fünf Uhr Nachmittags geht der Zauber. Dann ziehen Sie ab und es kehrt Ruhe ein. Allerdings nicht für lange. Lediglich, das Klientel wechselt. Waren es noch am Nachmittag meist Familien mit Kindern, ist jetzt das Partyvolk an Deck. Um drei Uhr in der Nacht bin ich dann völlig erschöpft eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als alles vorbei war. Partyboot Papeete, Tahiti Da der Weg mit dem Beiboot sehr weit ist, um an Land zu kommen, beschäftige ich mich erst einmal mit den Problemchen, die sich auf der Katinka wieder angesammelt haben. In erster Linie ist es der Autopilot. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und die Stromzufuhr zum Autopiloten war unterbrochen. Ich stelle den Kontak

Die Zeit - Von der vierten Dimension

Normalerweise erleben wir, bei für uns gewohnten Ablaufsgeschwindigkeiten, die Zeit als unabhängige Gegebenheit vom Ort an dem wir uns gerade befinden. Das liegt vor allem daran, dass wir mit der Zeit, die sogenannte Kausalität, verbinden. Die Kausalität beschreibt, dass eine Wirkung nicht früher als ihre Ursache eintreten kann. Bei Lichtgeschwindigkeit sieht die Sache schon ganz anders aus. Zeit und Ort eines Ereignisses schmelzen zur Raumzeit zusammen und bilden die vierte Dimension. Beim Segeln sind wir weit von der Lichtgeschwindigkeit entfernt und bei Behördengängen, auf Langfahrt, noch weiter, und trotzdem erscheint uns, auf der Katinka, die vierte Dimension manchmal doch sehr nahe. Nämlich dann, wenn sich Ursache und Wirkung nicht mehr auseinander halten lassen. In diesem Zusammenhang haben wir, gegenüber Einstein, eine Erkenntnis hinzugewonnen. Die gemeinsame Betrachtung von Ort und Zeit ist nicht nur bei sehr hohen Geschwindigkeiten sinnvoll, sondern auch bei extrem langsamen.

Mindelo, Kap Verden

Wir sind jetzt schon wieder vier Wochen auf den Kap Verden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zeit sich, mit zunehmendem Alter, der Lichtgeschwindigkeit, annähert. Es ist vielleicht aber auch nur so ein Gefühl. Auf jeden Fall, war vor vier Wochen das Einklarieren sehr einfach. Einen Zettel beim Zoll und einen bei der Hafenpolizei, ausfüllen und schon war der Stempel im Pass. Gilt für vier Wochen hieß es damals, danach wieder kommen. Als pflichtbewusster Deutscher, den Umgang mit Behörden und Ämter, durch kulturelle und berufliche Gegebenheiten, im Heimatland, erlernt, begebe ich mich zum Immigration Office um unsere Pässe verlängern zu lassen. Das Büro ist, trotz Geschäftszeit, verschlossen. Ich gehe zur Hafenpolizei und erkundige mich. Hier muss ich erst wieder herkommen, wenn ich definitiv abreise, um meine Bootspapiere wieder zu bekommen, sagt man mir. Zuständig für die Verlängerung, ist die Immigration. Ich stelle mich also vor das Büro und warte. Nach einer halben Stunde kommt der Beamte und erklärt mir, dass er für die Aufenthaltsverlängerung, nicht zuständig ist. Die Police National ist der richtige Ansprechpartner. Leider befindet sich die Police National nicht am Hafen sondern mitten in Mindelo. Ich lass mir also den Weg erklären und mach mich auf den selbigen. Dabei entdecke ich einen Traumstrand, schneeweiß und mit türkisfarbenem Wasser. Am liebsten wäre ich gleich hinein gesprungen, aber eine innere Stimme mahnte, erst die Arbeit dann das Vergnügen. 

Traumstand von Mindelo, Kap Verden

Das Gebäude der Police National ist groß und mächtig. Ich stehe in einer großen Empfangshalle. Die Dame an der Rezeption telefoniert und fragt nur „Passaporte“? Ich nicke und sie zeigt mit ausgestrecktem Arm, in einen Korridor hinein. Eine innere Stimme, aus Erfahrung und Vorahnung, sagt mir, du bist in den Mühlen der Behörden angekommen. Die Füße lösen sich vom Boden und ich schwebe, ganz langsam über den Korridor, bis hin zur Passstelle. Raum und Zeit werden eins. Wie durch einen Nebel nehme ich meine Umgebung war. Ich setze mich auf einen der Wartestühle, bis ich an der Reihe bin. Diesen Modus, der inneren Ruhe, hab ich mir in harter Schule, über Jahre in meinem Berufsleben, angearbeitet. Er beugt Hyperventilation vor und hilft einem die schier endlos erscheinende Warterei, zu überbrücken. Eine Berufsgruppe, wird jetzt nicht wissen wovon ich rede, die andern, haben das sicherlich, das ein oder andere Mal schon erlebt. Ganz leise, wie durch Watte, höre ich meinen Aufruf. Ich erkläre mein Anliegen und werde mit einem DIN A-4 Blatt, auf dem alle notwendigen Dokumente zur Erteilung eines Visums draufstehen, beglückt. Das Visum gilt für drei Monate und beinhaltet unteranderem die Abgabe eines Passbildes, den Eigentumsnachweis der Yacht, sowie die Angaben von Vater und Mutter. Außerdem ist ein Betrag von 2100 Escudos (ca. 20€), pro Visa, zu entrichten. Der Betrag muss bei einer Bank einbezahlt werden. Zu guter Letzt hat der Antragsteller persönlich zur Unterschrift zu erscheinen. Ich schwebe aus der Amtsstube, den Korridor entlang, und stolpere draußen die Treppen hinunter, dass ich mich fast längsseits hinlege. Ich habe die Raumzeit, die vierte Dimension, wieder verlassen. Missmutig stolpere ich zur nächsten Bank und bekomme eine Nummer. 59, auf dem Counter steht 54, das kann ja nicht so lange dauern. Nach einer Stunde, stehe ich immer noch vor der Tür bei 30°C und knaller Sonne. Die Haut färbt sich, trotz mittlerweile erlangter Bräune, langsam rot. Endlich ist es soweit und ich kann den Betrag einzahlen. Ich geh zurück zum Boot und schnappe mir Gaby und unser Badezeug und locke sie mit dem Traumstrand. Gaby mag keine Behörden und so bedarf es diesem Trick. 

 Igreja da Nossa Senhora da Luz Mindelo, Kap Verden 

Auf dem Weg erkläre ich ihr, dass wir noch bei der National Police vorbei gehen müssen, um eine Unterschrift zu leisten. Mit Betreten des Gebäudes schwebe ich wieder 20cm über dem Boden, vorbei an der Empfangsdame, die immer noch telefoniert, zur Passstelle. Unsere Passbilder werden in den Antrag hineingeklebt, die Unterschrift ist geleistet, als die wolkige Stimme zu mir drang, „Kommen sie in zwei Tagen wieder, dann können sie ihre Pässe abholen“. Mehr als zweimal am Tag darf man sich nicht in diesen Zustand begeben, da er sehr viel Energie und Konzentration erfordert. Deshalb ist die Ablenkung am Strand sehr willkommen und richtet uns für den Tag wieder auf. Die Ursache, dass mich Gaby überredet hat, auf den Kap Verden noch vier weitere Wochen zu bleiben, hat auf mich die gleiche Wirkung, wie die daraus resultierenden Behördenauswirkungen. Insofern ist bewiesen, dass es zumindest Ausnahmen in der Kausalität zu geben scheint, die nicht unbedingt auf die Lichtgeschwindigkeit zurückzuführen sind. In diesem Sinne wünschen wir allen Crews auf dieser Welt „Happy Einklarieren“ und immer die nötige Geduld mit den zuständigen Behörden.

Strandgut, alles gut

Wenn euch der Blog gefällt könnt ihr ihn unter www.glenswelt.com abonnieren und verpasst somit keinen Teil unserer Reise. Wir wünschen euch, wie immer an dieser Stelle, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.


Kommentare

  1. Hallo und vielen Dank fürs teilhaben lassen! Ich war gerade auf der Suche nach neuer bordlektüre und bin froh euch gefunden zu haben! Es liest sich toll! Ich freue mich auf Fortsetzungen! Alles gute, handbreit und immer fair winds ... und nette Beamte! Lg birgit

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