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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Ausgeraubt

Plötzlich standen sie hinter uns, wie aus dem Nichts. Drei junge Männer, zum Teil vermummt und mit Messer bewaffnet. Der eine packte Gaby am Hals, der andere bedrohte sie mit einem Messer. Der dritte attackierte mich und riss mich zu Boden. Wir wandern auf dem Weg, von Mindelo nach Salamansa, zu einem Strand und wollen dort baden gehen. Eine benachbarte Crew nahm diesen Weg einen Tag zuvor und traf dort auch eine Familie mit Kindern. Obwohl man auf den Kap Verden, immer mit so etwas rechnen muss, sind wir geschockt und von der Brutalität und der Zielstrebigkeit, wie die Angreifer vorgehen, überrascht. Ohne Rücksicht auf Verluste nehmen sie uns alles ab, was wir bei uns tragen. Mit Steinwürfen halten sie mich auf Distanz, während ich trotz allem die Verfolgung aufnehme, läuft Gaby zurück, um die Polizei zu informieren. Ich verliere die Bande kurz aus den Augen, um sie Sekunden später wieder zu entdecken und schlage die neue Richtung ein. In einem ausgetrockneten Bachbett finde ich unseren Rucksack wieder. Die Kreditkarten und Pässe am Boden zerstreut. Schnell sammle ich alles ein und nehme die Verfolgung wieder auf. In der Zwischenzeit haben die drei sich getrennt. Zwei von ihnen sehe ich noch kurz wieder, bis auch die verschwunden sind. Ich gehe Gaby entgegen und treffe sie mit zwei Bauarbeitern, die ihr zu Hilfe geeilt waren. Einer von ihnen verständigt die Polizei, die mit zwei Einsatzwagen kommt und das Gelände absucht. Auf einem Fahndungsfoto erkenne ich einen der Täter wieder. Leider sind sie über alle Berge. Letztendlich haben sie Bargeld und die Handys erbeutet. Alles in allem noch einmal Glück gehabt. Der Vorfall wird zu Protokoll genommen und wir bekommen eine Nummer. Das dürfte es dann gewesen sein

Wir sind wohl auf

Das Problem fängt jetzt aber erst richtig an. Auf dem Handy sind die Zugänge für unsere Bankkonten. Alles doppelt und dreifach abgesichert. Allerdings gilt das auch für einen neuen Zugang und der Kommunikation mit der Bank. Die App ist schnell auf einem Tablet installiert, allein der Zugangscode wird aufs Handy geschickt, das ja nicht mehr in meinem Besitz ist. Email schreiben geht auch nicht, nur eine Telefonnummer in Deutschland wird auf der Homepage angegeben. „Bei Diebstahl wenden sie sich vertrauensvoll an unseren Servicemitarbeiter, er wird ihnen schnell helfen.“ Nur wie wenn einem das Handy geklaut wurde? Genau das gleiche bei meinem Lieblingsprovider Vodafone. Eine SIM Karte kann man nur dann sperren, wenn man gleichzeitig eine neue bestellt. Nur muss man diese persönlich in Deutschland in Empfang nehmen. Eine Vertragskündigung kann nur telefonisch erfolgen. Wir sind begeistert und fragen uns, welche Verbrecher eigentlich schlimmer sind, die auf den Kap Verden oder die, die unser Geld verwalten. Die Ausrede ist dann: „Das dient alles zu ihrer eigenen Sicherheit.“ Allerdings hilft das auch den Dieben, sich mit der Beute davon zumachen. Ach ja, da ist doch noch die Möglichkeit das Handy zu orten. Ja, die Möglichkeit gibt es, wenn das Handy sich in einem deutschen Funknetz einwählt oder mit dem Internet verbunden wird. Dies wird wohl beides eher unwahrscheinlich sein, da auf den Kap Verden, kein deutsches Funknetz vorhanden ist und die Einwahl ins Internet, mit der vorhandenen SIM Karte, von dem Mob, wohl nicht manuell vorgenommen wird. Also zu 90% abschreiben. Die restlichen 10% werden von Freunden über diverse Kanäle aufrechterhalten, die von einer Wiederbeschaffung, zumindest schon einmal gehört haben.

Der letzte Aspekt dieses Vorfalls, ist der Psychologische. Außer ein paar Schürfwunden haben wir nichts abbekommen. Doch die Psyche eines Menschen, ist erstens unterschiedlich und zweitens unberechenbar. Nachdem sich das Adrenalin im Körper wieder gesenkt hat, kommen Selbstzweifel auf. Hat man in der Situation alles richtig gemacht? Hätte man vielleicht doch viel aggressiver vorgehen müssen? Obwohl der gesunde Menschenverstand sagt, dass in dieser Situation, ohne jemanden schwerwiegend zu verletzen, nicht mehr möglich gewesen ist, bleiben diese Selbstzweifel. Ist bei der unmittelbaren Gefahr, die Angst weit in den Hintergrund gerückt, kommt sie jetzt, in der Nacht, wo der Körper zur Ruhe kommt und die Wunden zu schmerzen anfangen, enorm zurück. Jedes Geräusch lässt einen hochschrecken und der Körper fängt an kälteempfindlich zu werden und fängt an zu zittern. Es gibt Phasen da möchte man einfach losheulen, obwohl gar kein Grund mehr besteht. Misstrauen macht sich breit und man wird ungerecht gegenüber Leuten, die nun wirklich nichts damit zu tun haben und die von Grund auf freundlich sind. Um nicht pauschal alle und jeden zu verurteilen, arbeiten wir hart an diesen Zweifeln und Misstrauen. Viel Reden und Zusammenstehen hilft uns, hoffentlich schnell, über das Erlebte hinweg. Auf jeden Fall werden wir noch eine Zeitlang daran zu knabbern haben.

Mit Fotos wird es leider auch knapp, da diese mit dem Handy verschwunden sind. Die letzte Datensicherung ist halt eine Woche her. Wir machen auf jeden Fall weiter und hoffen das ihr uns treu bleibt und wir den ein oder anderen hinzugewinnen können. In diesem Zusammenhang ist noch einmal darauf hingewiesen, den Blog zu abonnieren, da WhatsApp und Co. für einige Zeit ausfallen werden. Wir wünschen euch alles Gute, bleibt gesund und haltet die Ohren steif.








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