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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Langfahrtsegeln in Corona Zeiten

Die Sonne neigt sich dem Horizont und blendet uns gewaltig. Vorauszuschauen ist nicht nur durch die einstrahlende Sonne nicht möglich, auch in Corona Zeiten werden in den einzelnen Ländern immer wieder neue Massnahmen ergriffen, die der Bevölkerung mehr Sicherheit vorgaukeln sollen, aber immer mehr Planungsunsicherheiten schafft. Vorausschauend agieren, quasi unmöglich. Denn eins ist klar, selbst in dem so immer wieder von sich selbst gepriesenen Deutschland „Bei uns ist es ja noch nicht so schlimm wie anderswo und wir haben ja noch alles weitestgehend im Griff“, scheint es so, als ob die Regierung so langsam die Kontrolle verloren hat. 

Die Kreativlosigkeit der Corona Massnahmen erstaunt den Skipper

Auf den Kanarischen Inseln benötigt man seit 23. November diesen Jahres einen PCR Test der nicht älter als 72 Stunden sein darf, unter Androhung von horrender Strafe von 6000€, wenn man diesen nicht vorweisen kann. Mit etwas mulmigem Gefühl segeln wir in die Nacht, die Verunsicherung ist bei uns gross, was wird uns an unserem Ziel erwarten? Das Routing, welches ich vor einer längeren Reise immer durchführe, gibt 66 Stunden für die 260 Seemeilen, bei der jetzt herrschenden Wetterlage, an. Wären 6 Stunden übrig geblieben um auf Madeira einen PCR Test zu machen und das Ergebnis auf Spanisch oder Englisch übersetzt zu erhalten. Unter der Woche schon sportlich bis unmöglich und am Wochenende schon gleich gar nicht. Den letzten Test, auf den wir uns berufen werden, haben wir in Porto Santo vor drei Wochen gemacht. Da hat das Ergebnis 18 Stunden gedauert, was wir super schnell fanden. Am Anfang dümpeln wir mit zwei bis drei Knoten an Deserta Grande vorbei und der ausbleibende Wind wirft uns, ganz am Anfang unserer Überfahrt, schon mehrere Stunden in unserem Zeitplan zurück. Um Mitternacht des ersten Tages hängen wir schon 10 Seemeilen hinterher. Schliesslich setzt Südostwind mit 15 bis 20 Knoten ein, und lässt uns Fahrt aufnehmen. 

Marina Quinta de Lorde, Madeira

Ich hätte jetzt gerne geschrieben, „Wir gleiten mit 6 Knoten dahin“, doch leider baute sich eine drei Meter hohe Welle aus Südost, gegen eine 1,5 Meter hohe Welle aus Nord auf, was zu fürchterlich lauten Klatschern zwischen den zwei Rümpfen gegen das Freibord führt. So dass ich mir vorstelle, dass beim nächsten Mal die Wasserfontäne durch den Salon und das Dach nach oben bis zur Mastspitze schiesst. Doch das Boot kann einiges ab. Für uns als Crew ist es extrem anstrengend, die nächsten 48 Stunden sind unsere Körper damit beschäftigt, die ruppigen Schiffsbewegungen auszugleichen. Ich komme mir in meine Jugendjahre zurückversetzt vor, als mein Freund meinte, um bei den Frauen anzukommen, müssen wir unbedingt einen Tanzkurs besuchen. Ich willigte damals nur ungern ein und fand mich dann beim eins, zwo, cha cha cha des Tanzlehrers wieder, was ungefähr den Körperbewegungen bei so einem Seegang entspricht, mit dem Unterschied, dass der Tanzkurs einmal die Woche zwei Stunden dauerte. 

Bevor es richtig zur Sache geht, Flaute!

Bei Gaby ist der Hunger bei solchen Konditionen sowieso gleich verflogen, bei mir sieht das aber ganz anders aus. Allerdings ist es selbst auf einem Katamaran nicht einfach, bei solchen Verhältnissen, den Deckel auf dem Topf zu behalten. Wir fahren in die zweite Nacht hinein und in der Dunkelheit ist dann auch nicht mehr zu erkennen ob das, was da so furchtbar gegen den Rumpf kracht, eine Welle oder ein Container ist. Nun, offensichtlich waren es nur Wellen, denn im Laufe der Nacht beruhigte sich das Wetter und die See wurde immer ruhiger. Immerhin haben wir jetzt gute drei Stunden Vorsprung gegenüber unserem Zeitplan. Die von uns favorisierte Idee nach Lanzarote zu segeln, mussten wir schon frühzeitig aufgeben, da der Kurs, bei den vorherrschenden Windverhältnissen ungünstig war. Gran Canaria wäre gegangen, hätte uns aber unheimlich langsam gemacht. Also fassen  wir Teneriffa ins Auge. Da ich vor unserer Abfahrt keinen Trans Ocean Stützpunkt erreichen konnte, probiere ich es nach dem ersten Netzsignal erneut. Wir stehen 30 Seemeilen nördlich von Teneriffa und siehe da, die Verbindung klappt. Allerdings, das was wir zu hören bekommen übertrifft bei weitem unseren Erwartungen. Immer noch mit dem mulmigen Gefühl im Magen, teilte man uns mit, dass auf Teneriffa, auf Grund der hohen Corona Fallzahlen, 14 Tage Quarantäne für Crews aus dem Ausland angeordnet ist, da man davon ausgeht, dass die Vorlage des PCR Test bei Segelcrews sowieso nicht eingehalten werden kann. Nee, bitte nicht schon wieder Quarantäne, wir segeln nach La Palma. In Tazacorte haben wir auch einen Trans Ocean-Stützpunkt, probieren wir es da. Trotz des schönen Wetters taucht die Insel erst 10 Seemeilen vor uns aus dem Dunst auf. 

Blinder Passagier vor La Palma, Kanarische Inseln

Ich versuche abermals unseren Stützpunkt zu erreichen und wenn es Läuft dann Läuft`s. Auch diesmal wurde das Gespräch entgegen genommen, aber auch hier wollten wir das nicht hören, was uns mitgeteilt wird. Der Hafen von Tazacorte ist randvoll, da passt kein Schlauchboot mehr rein, geschweige ein Katamaran. Versuche die Marina selbst zu erreichen, schlagen fehl. Eine Entscheidung muss her. Wir biegen scharf links ab und halten auf Punta Cumplida zu. Da es schon ziemlich spät ist, werden wir die Marina La Palma in Santa Cruz de La Palma erst in der Nacht erreichen. Zur Not können wir in der Bucht Puerto Espindola eine Nacht ankern. Das wäre dann Plan „F“, doch wir hoffen immer noch auf Plan „E“. Die Marina meldet sich auf unseren Anruf und sagt alles kein Problem, meldet euch wenn ihr da seid auf VHF 9 dann machen wir das Gate auf. Wenn`s Läuft dann Läuft`s. Um 19:00 Uhr erreichen wir Santa Cruz, die Thor Heyerdahl, ein Dreimast-Toppsegelschoner unter deutscher Flagge, liegt an der Pier. Auf Deck des segelnden Klassenzimmers mit ca. 30 Teilnehmern weckt in mir den Gedanken, dass das mit den neuen Corona-Massnahmen in Deutschland überhaupt nicht vereinbar wäre und weiter frage ich mich, ob auf so einem Schiff nicht deutsches Recht gilt. Doch der Gedanke verfliegt schnell, sind wir uns unserer eigenen Situation immer noch nicht ganz sicher. Der Empfang ist sehr freundlich und die Marineros sind sehr hilfsbereit. Nachdem die Schiffspapiere am Empfangssteg kontrolliert sind, verlegen wir in unsere zugewiesene Box. Die Marina ist maximal zu 30% belegt und wir freuen uns auf eine warme Dusche. Am nächsten Tag geht es ins Marina Büro zur Anmeldung, welches am Tag zuvor schon geschlossen war. Auch hier werden wir freundlich Empfangen und man erklärt uns, dass die festgelegten Massnahmen nur für Flughäfen und Fährhäfen gelten. Segler aus dem Europäischen Raum sind nach wie vor davon ausgeschlossen. Es keimt die Hoffnung auf, dass trotz der schwierigen Zeiten und der sicherlich nicht immer leicht zu treffenden Massnahmen, es noch Leute gibt, die rational die Lage beurteilen können und auf dieser Basis sinnvolle Entscheidungen, der Situation angepasst, treffen können. 

Santa Cruz de La Palma, Kanarische Inseln

Wie es uns hier gefällt und was wir auf La Palma, der kleinen grünen Insel der Kanaren alles erleben, erzählen wir euch in unserem nächsten Blog. Bis dahin, wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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