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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

35°23.215‘N; 007°52.918’W

Einfach ein Punkt auf unserer Erde, ein Flecken ohne Bedeutung. Hier wurde keine Schlacht geschlagen, hier sass keine berühmte Persönlichkeit, hier steckte keiner eine Fahne in die Erde um zu zeigen, dass er da gewesen war. Nicht, dass Gebiete an denen eine Schlacht geschlagen wurde bedeutend wären, im Gegenteil, so manche Mutter oder Vater wird sich fragen, warum gerade hier ihr Sohn sein Leben lassen musste. Und trotzdem ist dieser Punkt auf der Landkarte einzigartig für uns, sind wir doch, zumindest bewusst, die einzigen Menschen auf der Erde die diesen Ort gesehen haben.

Punkt auf der Landkarte

Hier ist alles in Bewegung, ständig der Veränderung preisgegeben, mitten in einer Wüste voll mit Wasser. Als wir hier ankommen, steht eine fünf Meter hohe Welle von Nord nach Süd setzend, mit einem flach ansteigenden Rücken. 16 Sekunden braucht die Welle um hier durchzulaufen. Von Osten trifft eine Windwelle mit knapp drei Metern auf die besagte Welle und verursacht Chaos auf der Wasseroberfläche. Wir erreichen den Punkt 35°23.215’N; 007°52.918’W und schiessen mit sieben Knoten über das Chaos hinweg, nicht vergessend, zumindest virtuell, unsere Fahne hier abzustecken. Wir sind auf dem Weg von Gibraltar nach Madeira, runde 600 Seemeilen, unsere erste Strecke über 500 Seemeilen am Stück. Ich glaube wir sind in der Langfahrerszene angekommen. Nach 15 Tagen ist das per Express versendete Paket mit den Ersatzteilen für den Autopiloten angekommen. Die Montage geht schnell, weil schon alles vorbereitet ist. Bis auf das Tanken, sind die Vorbereitungen für unsere Weiterreise nach Madeira abgeschlossen. 

Ersatzteile

Am nächsten Tag werfen wir nach 20 Tagen in der Marina Alcaidesa die Leinen los und fahren auf die andere Seite des Rollfelds in das britische Verwaltungsgebiet zum Tanken. 41 Pence kostet hier der Liter Diesel, eine Wohltat für unser Budget wenn man den ungeplanten Marina Aufenthalt mit etwas über 900€ am Morgen betrachtet. 

Gibraltar

Wir verabschieden uns von Gibraltar und fahren quer über das grosse Becken um dicht an der Küste entlang, möglichst wenig Strömung, die in der Strasse von Gibraltar, zumindest an der Oberfläche, von West nach Ost setzt. In Tarifa erwischt es uns dann und wir stehen praktisch auf der Stelle. Da hilft nur eins, rüber auf die andere Seite. Dummerweise ist da ein Verkehrstrennungsgebiet dazwischen. Für alle Landratten sei erklärt, das ist genauso, als wenn du zu Fuss über die vierspurige A8 zwischen Vaihinger Kreuz und Stuttgart Flughafen laufen möchtest. Wir spähen eine Lücke aus und setzten mit drei Knoten zum Manöver an. In der Mitte lassen wir zwei riesen Pötte mit gebührendem Abstand passieren, bis wir wieder quer zur Verkehrsrichtung die Mitte der Strasse erreichen. In der Zwischenzeit ist Tanger quer ab. Trotzdem lässt die Strömung nur unwesentlich nach, so beschliessen wir den Tag mit einer durchschnittlichen Fahrt über Grund von 3.5 Knoten, viel zu wenig um in der geplanten Zeit auf Madeira anzukommen. Doch der Spass ist noch nicht vorbei, vor der Strasse von Gibraltar gibt es ein weiteres Verkehrstrennungsgebiet. Hier werden quasi die Schiffe, die aus dem Süden und dem Norden kommen, in die Strasse eingefädelt. Auch hier müssen wir noch einmal queren, bis der Verkehr in der Nacht so langsam nachlässt. So langsam setzt Wind ein und die Strömung nimmt auf ein erträgliches Mass ab. Wir setzen Segel und fahren auf das offene Meer hinaus. Das Kapitel Mittelmeer ist abgeschlossen und wir freuen uns auf ein neues Kapitel, den Atlantik. Unter Segeln nehmen wir so langsam Fahrt auf. Den Tag schliessen wir mit einem Etmal von 81 Seemeilen ab. Nicht gerade überwältigend, aber somit besteht Verbesserungspotenzial für die nächsten Tage. Am Abend gibt es vorgekochtes Reisfleisch, weil in der Wettervorhersage eine fünf Meter hohe Welle angekündigt war und wir nicht wussten, ob es sich dann noch kochen lässt. Die Befürchtung war unbegründet. Ein grosser Vorteil eines Katamarans ist das aufrechte Segeln. 


Selbst bei den schlechten Bedingungen, mit den kreuzenden Wellen, bleiben die Töpfe da stehen wo man sie hinstellt. Sicherlich arbeiten auch wir mit Silikonunterlage oder Arretierhilfen am Herd, aber das ist dann auch schon alles. Unsere Solarmodule machen schon wieder Schwierigkeiten. Diesmal ist es der Laderegler. Ich hatte eine neue Firmware aufgespielt und die Software hat das ganze System einfach abgestellt. Bis ich das Häkchen in der Software gefunden hatte sind wieder einige nicht jugendfreie Flüche über den Atlantik geschallt, aber zu guter Letzt läuft jetzt wieder alles. Wann und wie wir in Madeira ankommen, könnt ihr im nächsten Blog nachlesen. Bis dahin, wie immer, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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