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Selbst ist der Mann

Mein Sensor ist wieder an Bord. Ein Neuer ebenfalls. Nachdem der Mechaniker den Öldruck direkt am Motor gemessen hat und er für in Ordnung befunden wurde, ist der neue Öldrucksensor schnell eingebaut. Bei der Maschinenwartung besteht die Firma auf einem Ausbau der Maschine. Nachdem ich das ablehnte, hat sich somit die Maschinenwartung erledigt. Also mache ich sie wieder selbst.  Promenade Papeete, Tahiti Im Internet bestelle ich mir alle Dichtungen und Federn, die möglicherweise bei dieser Wartung ausgetauscht werden müssen. Beim PayPal-Bezahlvorgang kommt es, wie üblich, zu Unterbrüchen, was letztendlich dazu führt, dass meine Kreditkarte gesperrt wird. Prima, ich bin mal wieder begeistert. Der E-Mail-Verkehr zwischen der Bank und mir führt ins Leere. Ein persönliches Vorsprechen ist erwünscht. Das Skype-Konto ist auch leer und ohne Kreditkarte kann ich es nicht aufladen. Die Bank akzeptiert keine WhatsApp. Eigentlich muss ich jetzt sterben. Mit einem Trick wird Skype überlistet und e

Kontrollverlust



Ist euch das auch schon einmal passiert, dass der Großbaum mit voller Wucht plötzlich von der einen Schiffsseite auf die andere schlägt? Oder, dass man bange Minuten erlebt wenn die Böe ins Segel greift und die Gewissheit kommt, dass der Gedanke zu reffen zwar rechtzeitig kam, allein das Umsetzen der Idee wieder einmal unterlassen wurde. Oder das Boot auf der Welle zu surfen beginnt und die Ruderwirkung immer mehr nachlässt. Ob man es jetzt Patenthalse oder große Dummheit nennt, eins haben alle gemeinsam – Kontrollverlust.


Katinka unter Segeln

Ein verdammt beschissenes Gefühl und man tut gut daran vorausschauend solche Situationen zu vermeiden. Ob man jetzt einen Bullenstander setzt, rechtzeitig refft oder die Fahrt aus dem Schiff nimmt, sind Beispiele um so einen Kontrollverlust zu vermeiden. Was aber tun wenn dieser Kontrollverlust plötzlich und unerwartet kommt, man alle Vorkehrungen getroffen hatte und er trotzdem eintritt? Entsetzen, Schock, Panik macht sich breit, so langsam realisiert man was passiert ist, Angst der Situation nicht gewachsen zu sein, mit sich hadern, Tränen in den Augen, zum Teil aufkommende Wut auf jeden und alles am meisten auf sich selbst, dann einmal tief durchatmen, sich auf seine Stärken besinnen und die Kontrolle so langsam wieder zurückgewinnen.


Katinka Backbord

7. Mai, Tag 58 unserer Schutzhaft, ich rutsche auf den Knien über das Deck und versuche mit der Wurzelbürste schwarze Flecken, die von Schuhsohlen herrühren, mit so manchem Wundermittel zu entfernen. Die Industrie ist ja da immer sehr einfallsreich und preist so manches Mittelchen an, wo man hinterher nicht genau weiß, war es jetzt die Muskelkraft, das viele Wasser oder das lange auf der Stelle reiben, um den Fleck dann tatsächlich weg bekommen zu haben. Seit einigen Tagen hat mich der Putzfimmel gepackt und seitdem rutsche ich übers Deck und schrubbe. Das hat etwas entspannendes und man kann über viele Dinge nachdenken. An der Luke auf der Backbordseite, unweit vom Bug entfernt, wo wir unsere Segel verstauen, fiel mir der Artikel von „tagesschau.de“ ein der eine Studie der WHO zum Inhalt hatte, die die massiven Reiseeinschränkungen von vielen Ländern kritisiert. Laut dieser Studie schadet das schließen der Grenzen mehr, als dass sie zur Bekämpfung der Corona Pandemie nutzt, ja die Studie geht sogar soweit, dass sie überhaupt keinen Nutzen darin sieht. Trotz nachfragen der WHO im Innenministerium, warum oder wer denn die Maßnahme der Grenzschließung empfohlen hat, gab es bisher keine Antwort. Das Robert Koch Institut beantwortete die gleiche Frage der WHO, das ginge über die Kompetenz des RKI hinaus und wäre Sache der Politik. Man versucht also mit Maßnahmen, die nachweislich keinen positiven Effekt auf die Pandemie haben, die Kontrolle wieder zu erlangen und wahrt dabei weder Verhältnismäßigkeit noch Grundrechte, im Gegenteil, durch das Schließen der Grenzen werden notwendige Schutzausrüstung zurückgehalten und somit erhöht man sogar noch das Ansteckungsrisiko. Mal ganz abgesehen davon, dass auf der Welt noch ganz andere Viren umherschwirren und die nötigen Impfungen an Kindern weltweit um 70% zurückgegangen sind, weil durch die Grenzschließungen das Impfserum nicht heran gekarrt werden kann. Aber das interessiert den deutschen Michel ja nicht, Hauptsache wir sind wieder mal die „Besten“, diesmal bei der Bewältigung der Pandemie. Tja, Moral ist eine schöne Sache, wenn man es sich leisten kann und wer weiß für was es gut ist, der Verlust von „ein bisschen“ Grundrechten. Ich kann mich noch erinnern einmal gehört zu haben, wer Rechte hat, hat auch Pflichten, aber wer will die Verantwortungspflicht für sterbende Kinder übernehmen die nicht rechtzeitig geimpft werden konnten. Ja ich weiß, ich hatte eine schwere Kindheit.



In der Zwischenzeit bin ich auf der Steuerbordseite angekommen, auch hier gibt es eine Luke unter der sich die Ankerkette befindet. So eine Ankerkette macht ganz schön Dreck, sag ich euch. Vor allem, wenn der Untergrund so richtig schlammig braun ist und der ganze Moder mit der Ankerkette von unten rauf gezogen wird. Wenn man das nicht gleich entfernt, hat man nachher so braune Flecken auf dem weißen rutschfesten Deck die man kaum noch weg bekommt. Leider habe ich ein paar dieser braunen Flecken entdeckt und war nun mit meiner Wurzelbürste zugange, als mir unser Kanzleramtsminister Helge Braun einfiel. Diese Woche zu den Corona-Urteilen befragt, antwortete er: „Es sei rechtlich unproblematisch gewesen, aus Infektionsschutzgründen alles zu schließen, aber beim schrittweisen Öffnen könne es nicht immer eine absolute Gleichberechtigung aller gesellschaftlicher Bereiche geben, weil unser Vorgehen eben schrittweise ist.“ Offensichtlich hat Herr Braun seinen Kontrollverlust noch nicht überwunden. Was hat uns Herr Braun jetzt da mitgeteilt? Zunächst einmal ist es für ihn völlig unproblematisch, aus Infektionsschutzgründen, wie er sagt, Rechte die durch die Verfassung geschützt sind, einzuschränken oder gänzlich aufzuheben. Die Rückgabe dieser Rechte sei aber sehr wohl problematisch. Also resultiert daraus, die Rückgabe kann sich zeitlich hinauszögern und ob der Status Quo jemals wieder hergestellt werden kann, ist aus Sicht von Herrn Braun zumindest problematisch. Offensichtlich kann man wohl mit jeder Rechtsauffassung Kanzleramtsminister werden. Wen Herr Braun mit „unser Vorgehen…“ gemeint hat bleibt offen, die Kanzlerin kann er laut Landesverfassungsgericht nicht gemeint haben. Zumindest der Verfassungsgerichtshof hat ihm da widersprochen. Immerhin ein Lichtblick, obwohl bei allem Respekt, die Aussage des Landesverfassungsgericht, dass die Kanzlerin von der Aussage wohl nichts gewusst haben dürfte, auch nicht gerade darauf schließen lässt, dass die Kontrolle schon wieder gänzlich zurück erlangt ist. Ein Schelm der glaubt, dass die weiße Weste von Frau Merkel vor braunen Flecken geschützt werden sollte. Das Landesverfassungsgericht sozusagen als Fleckenentferner für braune Flecken auf weißen Westen. Könnte ich jetzt gut hier an Deck gebrauchen.


Katinka Steuerbord

Die Mittel die die Industrie zu Verfügung stellt, taugen nämlich nicht das Geringste. Vielleicht sollte man sich aber auch nicht soviel Gedanken machen, einfach mit weißer Farbe drüber streichen. Hat man ja jetzt bei der EZB gemacht. Die EZB unsere europäische „Badbank“ um den Jargon aus der Finanzkrise zu übernehmen. Was die EZB mit unseren Grundrechten zu tun hat, erzähle ich das nächste mal. Unser Deck ist groß und da gibt es viel zu schrubben und wir haben ja Zeit, so unendlich viel Zeit um unseren Kontrollverlust wieder in den Griff zu bekommen. Es könnte aber auch sein, dass Italien die Reiseeinschränkungen wieder aufhebt, dann Segeln wir wieder und dann muss die EZB bis zum nächsten Lookdown warten.

In diesem Sinne wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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