Direkt zum Hauptbereich

Video Specials

Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Karibik in Italien

Smaragdgrün und glasklar ist die Ankerbucht Cala di Chiaia di Luna. Zugegeben, das Wasser mit knapp 21°C noch ein bisschen frisch. Mächtig stehen die Kalkfelswände um uns herum. Nach Südwesten freier Blick aufs Meer. Die Insel Ponza liegt in der italienischen Region Latium, in der wir uns seit Montag, den 25.Mai frei bewegen dürfen. Am 3. Juni soll dann wieder das Reisen in ganz Italien möglich sein.

Cala di Chiaia di Luna

Inzwischen genießen wir die einsamen Buchten und die bizarr wirkenden, menschenleeren Strände. Nach acht Monaten, davon zwei unfreiwillig, verließen wir unseren sicheren Liegeplatz in Fiumicino. Wieder einmal ein sehr emotionaler Moment, sind uns die Leute in der Gesti Nautica doch sehr ans Herz gewachsen. Immer stets hilfsbereit und mit sehr viel Verständnis für die spezielle Situation in der Coronakrise, haben sie uns geholfen, die schwere Zeit zu überstehen. Man kann diese kleine, am Tiberkanal gelegene, Marina nur wärmstens empfehlen, auch wenn es durch die zwei Brücken die hochgefahren werden müssen, ein wenig umständlich ist dort hinzu gelangen, es lohnt sich. So wie man in den Kanal rein fährt muss man auch wieder raus und es ist immer wieder spannend unter diesen Brücken hindurchzufahren.

Abschied Gesti Nautica

Katinka auf dem Tiber

Die Brücke von Fiumicino

Abschied

Wieder auf dem Meer erwartete uns ein perfekter Segeltag. Voll beladen segelten wir, mit unserem Lastenkatamaran, mit vier Knoten Richtung Südwesten. Mit kaum Welle und Wind aus West ging es in die Nacht hinein. 

Katinka unter Segeln

Allmählich schlief der Wind ein und wir dümpelten nur noch auf der Stelle. Schiffsverkehr war so gut wie keiner und so konnten wir immer mal wieder ein Auge zu tun um dann wieder einen Rundumblick durchführen. Das AIS hatte ich auf 2 Seemeilen eingestellt und sollte Alarm geben wenn sich ein Schiff nähert. Allein, es näherte sich kein Schiff und so lagen wir Stunden lang da draußen, allein und warteten auf die nächste Böe, ein laues Lüftchen, eine leichte Brise, irgendetwas halt das uns weiter Richtung Süden, unserem ersten Ziel, nach dieser langen Pause, Palmarola, einer noch kleineren Insel vor der kleinen Insel Ponza näher bringt. Da der Mond nur eine schmale Sichel zeigte, war es eine stockdunkle Nacht mit sehr vielen Sternen. Als dann so langsam die Sonne aufging und der Morgen kam, hatte uns die Strömung zwei Seemeilen zurück versetzt und wir schmissen unseren Jockel an. 10 Seemeilen noch bis nach Palmarola und der Wind drehte auf Südwest und baute eine knapp einen Meter hohe Welle auf, die uns schwer zu schaffen machte. Gegen 10 Uhr erreichten wir den Windschatten der kleinen Insel und legten uns in eine wunderschönen Bucht die Karibikfeeling aufkommen lies. Zwei weitere Yachten lagen schon in der Bucht, sind dann aber am Nachmittag Anker auf gegangen, sodass wir am Abend allein in der Bucht lagen und unseren ersten schönen Sonnenuntergang in diesem Jahr genossen.

Palmarola

In der Nacht schreckte ich durch ein furchtbares Geräusch hoch. Die Ankerkette zog über einen Stein und übertrug das Geräusch als würde der Kiel über ein Riff gezogen. In Sekunden war ich aus der Koje und an Deck gestanden. Draußen erwarteten mich Fallwinde, die mit 25 Knoten die umliegenden Felswände herunter pfiffen. Der Hahnepot stand stramm und die Kette zog kräftig. Da wir, wenn möglich immer ein bisschen mehr Kette geben als notwendig hielt der Anker trotz immer wieder einfallenden Böen. Der Bug zerrte hin und her und ich war zumindest in Alarmbereitschaft. Das Leben hatte mich wieder, meine erste Ankerwache dieses Jahr. Erst am Morgen lies der Wind nach und es war mal wieder eine Mütze Schlaf nachzuholen. Mit dem Dinghi erkundeten wir noch eine kleine Grotte und machten uns dann auf den Weg zu einer weiteren Ankerbucht im Süden der Insel. Die Bucht war gegen Süden sehr offen und so wurde es in der Nacht ein weiteres Mal sehr ungemütlich. Es gab zwar nur wenig Wind, aber der Schwell setzte doch ziemlich unangenehm in die Bucht. Das geht dann ungefähr so, drei mal Bocksprung nach vorn, zweimal zur Seite und vier Sekunden Pause, danach geht es mit Bocksprung nach vorne wieder los. Alles was am Körper nicht fest ist, also alles außer Knochen und Muskelmasse wabert dann im Takt. Das muss man mögen, wir tun es nicht, und so setzten wir am nächsten Morgen nach Ponza über. 

Ponza

Wir liegen auch hier wieder allein in der Bucht. Unser deutscher Außenminister hatte recht als er behauptete, dass der Urlaub nach der Coronaöffnung ein ganz anderer sein wird, auch wenn er das vielleicht nicht so gemeint hat wie wir dies gerade erleben. Normalerweise liegen hier mindestens 20 Boote in dieser Bucht und die Italiener genießen ihren Aufenthalt mit allem was sie haben, da pflügen die Jetskis durch das Ankerfeld, da werden Partys auf Booten gefeiert, kurz da ist allerhand los in italienischen Ankerbuchten. Gerade der Römer, wie auch der Neapolitaner ist berühmt berüchtigt als Partygänger, dabei nimmt er es mit der Rücksicht nicht immer all zu genau. Stattdessen gähnende Leere, am Strand wie in der Bucht. Die einzigen die uns besuchen sind die Möwen, die hoffen, dass auch für sie eine Kleinigkeit abfällt und die Carabinieri die uns und unser Boot kontrollierten. 

Alles in Ordnung

Ja Herr Maas, das ist tatsächlich ein ganz anderes Gefühl. Vielleicht wehrt sich die Natur ja mit dem Virus gegen die Überheblichkeit von uns Menschen, auf jeden Fall scheint es ihr gut zu tun und es macht den Blick frei auf Dinge die vor der Krise weit in den Hintergrund gerückt sind. Wir freuen uns nach den starken Einschränkungen unsere Freiheit wieder genießen zu dürfen und betrachten dies als ein Privileg für das es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn man mit seiner Meinung nicht immer den Zeitgeist trifft. In diesem Sinn wünschen wir wie immer allen Seglern eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und dem Rest Mast und Schotbruch und haltet die Ohren steif.

Kommentare

Beliebte Posts