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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Wieder im Wasser

Als wir Ende September unseren Krantermin hatten und unser Antifouling-Projekt starteten, war der Plan im Dezember 2019 wieder im Wasser zu sein.


 Wir haben gerackert und gearbeitet um diesen Termin zu halten und von unserer Seite hätten wir es auch geschafft. Durch ein paar Unvorhergesehenheiten, die eine Unterstützung der Marina bedurften, kam es zu kleinen Verzögerungen. Als dann der Termin im Dezember näher kam, war auch schon bald unsere Abreise zum Urlaub nach Deutschland geplant und in anbetracht, dass wir die Borddurchlässe und Ventile getauscht hatten, wollten wir das Boot nicht unbeaufsichtigt im Wasser lassen. Mitte Januar 2020 zurück, waren noch ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten und so wurde es Ende Januar, um genau zu sein der Letzte, als der Krantermin anstand.


Wie immer ein aufregender Moment und für uns diesmal noch ein bisschen mehr, da wir nicht wussten ob alles Dicht war. Wir hatten zwar so gut es ging die Durchlässe geprüft, aber man weis ja nie. Am Abend zuvor wurden von Seiten der Marina einige Vorbereitungen getroffen und am 31.01. früh um 8:00 Uhr, war es dann soweit. Der Traveller kam und wurde unter das Boot bugsiert. Wie schon beim Abstellen war das nicht ganz einfach und so musste das Boot mehrmals angehoben und die Auflagepunkte versetzt werden, um den Traveller überhaupt unter das Boot zu bringen. Nachdem dies alles geklappt hatte, diesmal ohne einen Kratzer, wurde das Boot zum Kranplatz gefahren. Jetzt hatten wir uns erst einmal einen Kaffee verdient. Danach begann das Desaster. Das Boot wurde mit dem Kran aus der Auflage gehoben und wurde kopflastig, das Versetzen des vorderen Gurtbandes war nicht ausreichend und die Katinka war immer noch nicht austariert. Leider kamen die Anweisungen an den Kranführer nur spärlich und in diesem Moment zu spät. Die vordere Auflage viel auseinander und das Boot neigte sich auf die Backbordseite.


Im hinteren Bereich drückte ein Auflagepunkt auf den inneren Steuerbordrumpf. In der Situation gab es kein zurück mehr. Das Boot musste jetzt schnell ins Wasser. Beim Anheben kratzte der hintere Auflagepunkt an der Bordwand entlang - Ich hätte heulen können – aber die Gefahr war noch nicht vorbei. Extrem kopflastig wurde die Katinka über das Wasser gehoben und abgesenkt. Glück im Unglück! Außer dem Kratzer war nichts passiert. Doch jetzt kam der spannende Moment, war alles dicht oder seicht es irgendwo rein. Mit der Taschenlampe suchte ich die Borddurchlässe ab und als ob ich es nicht glauben wollte fuhr ich mit den Fingern an der Bordwand entlang, sie blieben trocken. Alles dicht! Mir viel ein Stein vom Herzen. Auch die Ruderschäfte ließen kein Wasser durch. Trotzdem wich die Anspannung erst nach ein paar Tagen, nachdem wir wieder und wieder die Durchlässe kontrollierten. Mittlerweile kann man glaube ich sagen, dass sie wirklich alle dicht sind. Das mit dem Kratzer wird noch ein Nachspiel haben, im Moment sind alle überfreundlich hier. Nachdem klar war, dass wir über der Wasserlinie - zumindest mit dem Part des Bootes der dafür vorgesehen ist – bleiben, versetzten wir an unseren Liegeplatz an der Pier. Geschützt, zwischen zwei großen Booten vor uns und zweien hinter uns, haben wir auch einen schönen Garten und einen Grillplatz vor der Haustür.


Bei all der Hektik und Anspannung ist der erste medizinische Notfall in diesem Jahr, an Bord der Katinka, fast untergegangen. Ich hatte mich schon länger nicht mehr rasiert und der Bart fing schon wieder einmal an zu kratzen. Wohl von den Ereignissen noch beherrscht, fuhr ich mit der scharfen Klinge etwas zu forsch über mein zartes Kinn und schnitt mir eine tiefe Wunde in dasselbe. Zumindest dem Blut nach muss die Wunde sehr tief gewesen sein. Reflexartig legte ich einen Druckverband an und als der Schock nachließ stellte sich ein brennender Schmerz ein. Gaby meinte, das müsste genäht werden und machte sich schon an unserem Notfallkoffer zu schaffen. Erst als ich ihr versicherte, dass es wohl doch nicht so schlimm sei und die Blutung gestoppt werden konnte, ließ sie von ihrem Vorhaben ab.


Trotzdem gut zu wissen, dass man für den Notfall gerüstet ist, auch wenn es diesmal relativ glimpflich abgelaufen war. Ansonsten gewöhnen wir uns so langsam wieder an das Bordleben im Wasser. Das bequeme Aus- und Einsteigen ohne Leiter, das leichte wiegen des Bootes durch die Wasserbewegung, das knarzen der Festmacher wenn das Boot am Poller zieht, all das ging uns in den letzten Monaten einfach ab und wir sind froh wieder im Wasser zu sein. Leider hält uns gerade eine frische Prise aus Nordost mit sehr kühlen Temperaturen von um die 10°C, von unserem Frühjahrsputz ab, wir sind aber zuversichtlich, dass dies nicht lange anhalten wird und wir dann auch so langsam wieder weiter, zunächst Richtung Süden, loskommen werden. In der Zwischenzeit haben wir das ein oder andere im Inneren des Schiffes erledigt, so ist der Wassermacher nun betriebsbereit und wartet auf seinen ersten Einsatz.


Da wir hier noch im Süßwasser liegen und der Tiber nicht gerade zu den saubersten Flüssen zählt, warten wir mit dem Einsatz noch ein bisschen. Die nächsten Wochen werden wir daran setzten Klarschiff zu machen, den Flugrost beseitigen und hier und da einer Winsch ein bisschen Fett gönnen. Die Rollreffanlage und das Groß werden wir ebenfalls überprüfen, eben alles was leichtgängig gemacht werden muss, werden wir jetzt angehen. Danach sind wir segelklar und dann wollen wir auch schon wieder los. Unsere nächsten Ziele sind Ponza, die Amalfi-Küste und dann die Äolischen Inseln, weiter nach Sizilien und anschließend dann Sardinien. Das wird auf jeden Fall eine spannende Zeit und wir freuen uns wenn ihr uns hier im Blog begleitet. 


Was wir nächste Woche so treiben könnte ihr wie gewohnt hier wieder nachlesen. Bis dahin eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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