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Feuchte Träume

Dunkle Wolken ziehen immer wieder über den Mount Orohena, den Hausberg von Papeete. Man kann das Wetter zurzeit als durchwachsen bezeichnen. Immer wieder gibt es mal einen Regenschauer. Das Ganze ist eigentlich relativ unproblematisch, da so ein Regenschauer nicht wirklich irgendetwas an der Temperatur ändert. Ja, es scheint so, als ob auf Tahiti überhaupt nichts die Temperatur ändern könnte. Tag und Nacht hat es eine durchschnittliche Lufttemperatur von 29 °C. Ob am Boden gemessen oder zehn Meter über dem Boden, ob bei Regen oder Sonnenschein. Für einen Klimatologen dürfte das äußerst langweilig sein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie das so ist, hat auch solch ein Wetter seine Tücken. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es bei diesen Temperaturen schwer, einzuschlafen. In der Koje staut sich die Luft und aufgrund des wenigen Windes kommt nicht genügend Frischluft über die Luke ins Innere. Irgendwann schläft man dann doch ein, die besagte Luke weit aufgerissen. Träumt

Rom den Römern

Die Kratzer am Rumpf, die beim ersten Kranen entstanden waren, sind während unserer Abwesenheit von der Marina bearbeitet und mit Coppercoat wieder überstrichen worden. Die fünf Tage Trockenzeit läuft und wir können es kaum erwarten wieder ins Wasser zu kommen. Am Montag mussten wir erst einmal allen erzählen wie es in Pompeji war, wir freuten uns über das große Interesse und gaben bereitwillig Auskunft. Carlo erneuerte sein Angebot uns Rom zu zeigen und wir vereinbarten dies am kommenden Samstag durchzuführen. Wir hatten Rom während unsere Zeit hier, schon ein paar mal besucht, aber die Stadt zeigte sich immer wieder in einem anderen Licht und so waren wir sehr gespannt, welches Rom wir mit Carlo zu Gesicht bekommen.


Der Mittwoch kam und wir hingen wieder am Haken. Katinka schwebte einen guten Meter über dem Boden und wurde Richtung Tiber geschwenkt. Diesmal perfekt austariert - man lernt dazu - wurde sie sanft, in das für sie vorgesehene Element abgelassen und schwamm auf der Stelle, mit zwei Leinen an der Pier befestigt. Perfekt, alles war super gelaufen und wir waren wieder im Wasser. Die nächsten zwei Tag wurde erst einmal sauber gemacht. Am Donnerstag klingelte dann das Telefon und mein Vater kündigte sich für Samstag an. Ich erklärte ihm, dass sein Timing nicht besser sein könnte, wenn er Rom noch nicht gesehen hätte, dafür aber schon am Freitag kommen müsste, da wir Samstag sehr früh los wollten. Auch machbar meinte er und so reiste er am Abend des nächsten Tages an. Wir hatten unsere Katinka in der Zwischenzeit wieder auf den alten Liegeplatz, mit der schönen Wiese vor uns, verholt. Am Telefon hatten wir eine Uhrzeit und unser Stammcafé das „Moko“ in Fiumicino als Treffpunkt vereinbart. Wir dachten, wenn ein professionelles Unternehmen wie DHL eine Paketzustellung, weil sie die Marina nicht findet, nicht schafft, ist das für eine Privatperson um so schwieriger und da wollten wir kein Risiko eingehen. Fast pünktlich auf die Minute traf mein Vater ein und nachdem wir sein Auto nach kurzer Suche wieder gefunden hatten, verlegten wir unsere Wiedersehensfeier auf die Katinka. Nach kurzer Einweisung, Rundgang und Kojenzuweisung, wurden die Geschenke ausgepackt. Ja ist den schon wieder Weihnachten? Nein, natürlich nicht aber ich hatte in einem Blog erwähnt, dass vielleicht der ein oder andere „Gute Tropfen“ aus der Steiermark sich den Tiber hinunter verirren könnte und das lassen sich unsere Steirer nicht zweimal sagen. Neben dem Zweigelt vom Weingut Leo Palz aus Klöch, verirrte sich auch ein Grüner Veltliner aus der Wachau hier herunter, ebenfalls eine Flasche Steirisches Kürbiskernöl wurde noch im hinteren Winkel des Kofferraums gefunden. Wir sagen ganz artig Danke! Freuen uns sehr über die feinen Sachen und werden beim genießen an euch denken.


Am Samstag stand Carlo wie vereinbart am Boot und wir machten uns wie schon die Male zuvor, mit dem Bus auf den Weg nach Rom. Vom Bahnhof Termini, vorbei an der Spanischen Treppe und der Villa Borghese, erreichten wir die „Terrazza del Pincio“. Von hier aus hat man eine grandiose Aussicht über die Stadt und der vor uns liegenden „Piazza del Popolo“ an der nicht weit, die unscheinbare Kirche „Santa Maria del Popolo“ liegt. In der Kirche befinden sich zwei Meisterwerke von Caravaggio, die Kreuzigung des heiligen Petrus und die Bekehrung Sauls. Caravaggio arbeitete die Bilder mit Licht und Schatten im Detail aus, was diese für den Betrachter sehr lebendig erscheinen lassen.


Carlo, der übrigens Dante in sehr langen Passagen ohne Fehler zitieren kann, hatte nicht zu viel versprochen und wir freuten uns schon auf das nächste Highlight. Es waren die kleinen Dinge, die Feinheiten die uns Carlo zeigte und mit viel Hintergrundwissen erklärte. Der völlig unscheinbare Brunnen „Fontana del Babuino“ auf der Via del Babuino die uns zurück zur „Spanischen Treppe“ brachte war so eine Feinheit. „Babuino“ bedeutet der Hässliche und der Brunnen sieht wirklich nicht schön aus, aber weil der Brunnen hier steht, wurde auch die Straße so benannt. Weiter zum Brunnen Trevi und zum Pantheon. Unweit vom Pantheon machten wir unsere erste Pause im „La Casa del Caffé Tazza D‘oro“. Hier gibt es Caffe con pani, einen Espresso mit einer dicken Sahnehaube, einfach lecker.


Auf der „Piazza Navona angekommen, betrachteten wir den Brunnen „Fontana dei Fiumi“. Der Brunnen wurde von Bernini konzipiert. Die Figuren stellen die großen Flüsse der damals bekannten vier Kontinente dar, dabei fällt auf, dass einige Figuren abweisend die Hände zur benachbarten Kirche „Sant Agnese in Agone“ richten, deren Sakristei, vom größten Widersacher Berninis, Borromini erbaut wurde. So als wollte die Figur sagen „Oh, wie hässlich ist dieses Gebäude“. Über den Campo de Fiori, dem damaligen Blumenmarkt, der heute weithin mehr als nur Blumen im Angebot hat, gelangten wir zum „Palazzo Spada“. Eine, durch einen Durchgang betrachtete Reiterfigur wirkt lebensgroß, obwohl sie nur knapp einen Meter hoch ist. Durch die Anordnung architektonischer Elemente unterliegt man hier einer optischen Täuschung. Wir waren beeindruckt und ich fragte Carlo woher er das alles weiß, er lächelte nur.


Wir nahmen die nächste Brücke über den Tiber und erreichten das Viertel Trastevere, welches mit zahlreichen Kneipen und Restaurants bestückt ist. Die engen Gassen und das mittelalterliche Ambiente macht dieses Viertel so einzigartig. Im „Giselda“ machten wir eine Pause und stärkten uns für den Rückweg. Am „Fontana delle Tartarughe“ vorbei – übrigens, gibt es in Rom mindestens genauso viele Brunnen, wie es Kirchen gibt – erreichten wir die Treppen hinauf zur „Piazza del Campidoglio“. Der Platz wurde einst von Michelangelo entworfen. In der Mitte steht die Statue von Marc Aurel und im Hintergrund der Brunnen „Fontana della Dea Roma“. Das Interessante an dem Platz ist aber die Anordnung der Gebäude, die schräg nach hinten laufend den Platz viel größer erscheinen lassen. Der Platz wirkt auf den Betrachter übrigens rechteckig.


Carlo hatte eine beneidenswerte Ausdauer und zog uns mit seinen Erklärungen in seinen Bann, so dass die Zeit wie im Nuh verflog. Vorbei an Trajansmärkte, die uns noch einmal einen Eindruck vom damaligen Leben in Rom verschafften, an den Statuen der Herrscher entlang, die mir den Spruch „Rom den Römern“ ins Gedächtnis riefen, ging es nahe dem Kolosseum Richtung Termini, wo wir wieder in den Bus einstiegen der uns nach Fiumicino zurück brachte.


Erst jetzt spürten wir die Beine und kämpften alle samt gegen den Schlaf. In Fiumicino verabschiedeten wir uns von unserem Begleiter und bedankten uns für die sehr interessante und beeindruckende Führung durch Rom. An Carlo und diesen Tag werden wir noch sehr lange zurück denken und hoffen ihn irgendwann einmal wieder zu sehen. Die nächsten Tage verbrachten wir dann etwas ruhiger, sind doch fast 20 Kilometer Fußmarsch zusammen gekommen. Wir hatten ja auch viel zu erzählen und so machten wir es uns in Fiumicino im Café oder an Bord gemütlich. Viel zu schnell vergingen die Tage und mein Vater musste wieder zurück nach Österreich.


Wir verabschiedeten uns und fanden schnell zu unserem Alltag zurück. Jetzt wollen wir endlich wieder los. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen und wir warten auf ein geeignetes Wetterfenster. Was wir als nächstes planen, erzählen wir euch in der nächsten Woche, bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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