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Selbst ist der Mann

Mein Sensor ist wieder an Bord. Ein Neuer ebenfalls. Nachdem der Mechaniker den Öldruck direkt am Motor gemessen hat und er für in Ordnung befunden wurde, ist der neue Öldrucksensor schnell eingebaut. Bei der Maschinenwartung besteht die Firma auf einem Ausbau der Maschine. Nachdem ich das ablehnte, hat sich somit die Maschinenwartung erledigt. Also mache ich sie wieder selbst.  Promenade Papeete, Tahiti Im Internet bestelle ich mir alle Dichtungen und Federn, die möglicherweise bei dieser Wartung ausgetauscht werden müssen. Beim PayPal-Bezahlvorgang kommt es, wie üblich, zu Unterbrüchen, was letztendlich dazu führt, dass meine Kreditkarte gesperrt wird. Prima, ich bin mal wieder begeistert. Der E-Mail-Verkehr zwischen der Bank und mir führt ins Leere. Ein persönliches Vorsprechen ist erwünscht. Das Skype-Konto ist auch leer und ohne Kreditkarte kann ich es nicht aufladen. Die Bank akzeptiert keine WhatsApp. Eigentlich muss ich jetzt sterben. Mit einem Trick wird Skype überlistet und e

Reparatur


Früh am Morgen klopft es ans Boot. Ich hatte mir gerade einen Kaffee gemacht und habe angefangen das Logbuch zu schreiben und die Wetterdaten abzurufen. Gaby lag noch in der Koje und schlief. Normalerweise steht Gaby ein halbe Stunde später auf und richtet dann das Frühstück, während ich die Logbucheinträge abschließe, danach frühstücken wir gemütlich zusammen und besprechen was am Tag so ansteht. Heute war das anders, ich ging also nach draußen und traf auf Max und Valerio die mich fragten wie lange ich brauche um das Boot zum Herausheben klar zu machen. Ich fragte ob eine halbe Stunde okay wäre, beide nickten. Währenddessen kam Gaby aus der Koje gekrochen und schaute mich noch völlig schlaftrunken an. „Auf gehts“ sagte ich, „wir kommen wieder aus dem Wasser“. 

Als wir letzte Woche ins Wasser kamen, ist ja das ein oder andere nicht ganz nach Plan gelaufen und der Rumpf hatte ein paar Kratzer abbekommen. Da ich nicht genau wusste wie tief diese Kratzer waren, sprach ich mit Max und Valerio, die sofort eine Reparatur anboten. Es gab überhaupt keine Diskussion, wir schauen uns das Ganze an und leiten die notwendigen Maßnahmen ein, sagte Max. Wir sind froh hier gelandet zu sein, hier kann man mit den Leuten noch vernünftig reden, es werden auch keine Ausreden gesucht, sondern die Ärmel hochgekrempelt und das Problem angegangen. Sollte jemand mal in die Gegend kommen und einen Liegeplatz brauchen oder Arbeiten am Boot durchführen müssen, können wir die kleine Marina am Tiberkanal in Fiumicino bestens empfehlen. 



Wir versetzten also zum Kranplatz und diesmal kamen wir in der Waagrechten aus dem Wasser. Die Kratzer waren bis aufs Gelcoat aber nicht ins Laminat eingedrungen. Ich wäre mit einer Versiegelung zufrieden gewesen, aber man besorgte einen Liter Coppercoat und möchte das richtig machen. Das bedeutet zwar mindestens fünf Tage an Land, aber dann ist es auch wieder professionell gemacht.


In der Zwischenzeit treiben wir unsere Vorbereitung für unsere Weiterfahrt weiter voran. Die Winschen werden zerlegt, gereinigt, gefettet und wieder zusammengebaut. Das nimmt ganz schön Zeit in Anspruch, aber davon haben wir ja reichlich. So wie früher – zugegeben, es ist schon etwas länger her – haben wir seit Tagen schwarze Fingernägel und den ganzen Tag ölige Hände, der Zewa und WD40 Verbrauch nimmt mittlerweile gigantische Ausmaße an, aber die Winschen haben es auch bitter nötig. Im Prinzip gibt es kein Material das für die See geeignet ist, alles fängt im laufe der Zeit zu korrodieren an, das eine Material eben früher, das andere etwas später. Deshalb wird mir der Spruch „Wir reparieren uns um die Welt“ der von irgendeinem Weltumsegler einmal geprägt wurde, immer geläufiger und ich verstehe was er damit gemeint hat. 


An unserem freien Sonntag wollten wir noch einmal den alten römischen Hafen Porti Imperiali di Claudio e Traiano besichtigen. Nach kurzer Wanderung standen wir vor dem großen Tor welches allerdings verschlossen war. Ein Schild wies darauf hin, dass am ersten und am dritten Sonntag das Areal geöffnet ist, leider war es der zweite Sonntag was uns ein bisschen enttäuschte. Unweit befindet sich ein Kloster, das wir stattdessen besichtigten. Da das Wetter sehr schön war, wanderten wir weiter am Tiber entlang. Drei ältere Damen im Walking-Schritt nährten sich langsam von hinten und ich wunderte mich wie man gleichzeitig, alle drei, reden und laufen kann. Nicht, dass reden und laufen etwas besondere wäre, aber da alle gleichzeitig schnatterten, wurde die eine oder andere immer lauter, weil sie offensichtlich der Meinung war, dass die anderen beiden sie nicht verstehen. Bis die Damen uns eingeholt hatten verging ca. eine halbe Stunde, eine Unterbrechung des Redeflusses war in dieser Zeit nicht auszumachen, noch nicht einmal für eine Sekunde und von keiner der Damen. Da muss ich sagen Respekt! Ich wäre nach 10 Minuten mit Seitenstechen im Graben gelegen. Nachdem uns die Damen eingeholt hatten, kehrten sie um und gingen den Weg wieder zurück. Die lautstarke Unterhaltung ebbte mit jedem Meter ab, bis man das Vogelgezwitscher wieder wahrnehmen konnte. Ja, eine friedliche Ruhe kehrte geradezu wieder ein. Wir wanderten weiter Richtung Parco Leonardo, den wir nach rund zweieinhalb Stunden erreichten. 


Den Parco Leonardo kennen wir mittlerweile auswendig aber hier in Italien ist gerade der Sonntag in einer Shopping Mall immer interessant. An Sonntagen hat jeder Zeit und so sieht man die buntesten Vögel durch das Einkaufzentrum fliegen. Zur Zeit sind hohe Plateau-Schuhe Mode. Das Problem ist nur, die einen können darin laufen, die anderen eben nicht und die, die es nicht können kommen dann wie der Storch im Salat daher, lustig anzusehen. Wir machten unsere Einkäufe, hier gibt es zum Beispiel einen Refosco dal peduncolo rosso, der erschwinglich ist. Die alte römische Weinrebe hat es uns schon im Friaul angetan und so schnell kommen wir davon auch nicht mehr los. Bin mal gespannt wann uns die nächste Rebsorte über den Weg läuft die so bleibende Erinnerungen in uns weckt wie der Refosco. Vielleicht in Spanien, oder auf Madeira soll es ja hervorragende Weine geben. Es könnte natürlich sein, dass ein Fläschchen südoststeirischer Zweigelt auf die Reise geschickt wird und zufällig an unserem Boot vorbei schwimmt, man soll die Hoffnung nie aufgeben. Bis es soweit ist werden wir weiter hart arbeiten und uns für den nächsten Streckenabschnitt vorbereiten. Bis zum nächsten mal wünschen wir euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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