Die Tiefen des Meeres und des Lebens
Wenn man das erste Mal von Bord ins Wasser springt und trotz kristallklarem Wasser keinen Boden sieht, kann einem zunächst ganz mulmig werden. Meistens gibt sich das nach ein paar Schwimmzügen und man genießt das kühle Nass auf der Haut. Es kann aber auch sein, dass man diese Klarheit und das tiefe Blau, welches in fünfzehn Metern Tiefe ins Schwarze umschlägt, als bedrückend empfindet. Im Moment gleicht das Wasser in der Musket Cove, mit seinem kristallenen Glitzern und der Tiefe, in die man hinabschauen kann, dem Spiegelbild seiner eigenen Seele. Selbst bei so sauberem Wasser kann man auf achtzehn Metern nur den Boden erahnen, so wie man die Seele in seinem Körper auch nur erahnen kann. Man weiß, dass sie da ist, aber man sieht sie nicht. Wie schon gesagt, für manchen Ungeübten eine mulmige Situation. Deshalb habe ich unsere Gäste heute im Nichtschwimmerbecken, am Pool des Musket Cove Ressorts, abgegeben. So wie ich Walle kenne, wird er als Erstes die Poolbar inspizieren. Vielleicht kann er Bärbel überreden, mit ihm einen Drink zu nehmen. Ich bin verhindert, da ich im Moment diese Zeilen schreibe. Leider ist das Wetter nicht so schön, wie es angesagt wurde, was das Sonnenbaden verhindern wird, aber ich denke, dass sich die beiden irgendwie beschäftigen können, bis sie von mir wieder abgeholt werden.
Wasser und Himmel so blau wie deine Seele, Fidschi |
Gaby ist mit an Bord geblieben. Sie schwächelt ein wenig, nachdem wir gestern ausgiebig meinen Geburtstag gefeiert haben. Ihrer liegt nur wenige Tage zurück und in unserem Alter sind solche Feste, kurz hintereinander, eben anstrengend. Mit der Crew der Tuvalu, die wir hier in Musket Cove wiedergetroffen haben, haben wir bei Dicks gefeiert. Das Buffet stand unter dem Motto „Barbecue“ und war hervorragend. Es gab ein abwechslungsreiches Vorspeisenbuffet und eine große Auswahl an gegrilltem Fleisch. Das Riedele Bier, ein Weizenbier, naturtrüb, nach deutscher Braukunst hergestellt, rundete den Abend perfekt ab.
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Geburtstag Gaby, Denerau Fidschi |
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Geburtstag Ralf, Musket Cove Fidschi |
Mein Geburtstag blieb dem Personal nicht verborgen, da Roswitha und Gottfried wieder mit einem großen Geschenkkorb aufwarteten. Unter anderem eine 7-Dollar-Note als offizielles Zahlungsmittel, die zu Ehren der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2020 durch die Rugbymannschaft von Fidschi aufgelegt wurde.
7 Dollar Note, offizielles Zahlungsmittel auf Fidschi |
Und so wurde mir eine kleine Torte überreicht, während der Koch, die Bedienung und wer sonst noch alles aufzutreiben war, mir ein Ständchen darboten. An diesem Abend wird mir wieder bewusst, wie tief wir in die Traditionen dieser Menschen eintauchen und wie wertvoll sie mit ihrer Lebensfreude für uns sind. Insbesondere wenn man sich die Entwicklung in Europa anschaut. Vielleicht sollte die europäische Führung auch einmal die Inseln des Pazifiks besuchen, um wieder den richtigen Weg zu finden. Oder sie springen einmal in das kristallklare Wasser des Pazifiks und schauen in ihre tiefschwarze Seele. Für so manchen bestimmt sehr erkenntnisreich.
Inzwischen genießen unsere Gäste das Leben auf der Katinka Enjoy. Nach gut einer Woche hat sich, vor allem Bärbel, die dem Abenteuer eher skeptisch gegenüberstand, doch sehr entschleunigt und genießt das Bordleben. Walle kennt ja meine Sticheleien und lässt sich davon nicht abschrecken, sonst wäre er nicht schon das vierte Mal bei uns an Bord. Auf der Katinka, noch recht eingeengt, genießt er den Platz auf der Katinka Enjoy und schmiedet schon Pläne, wann er uns das nächste Mal besucht. Bärbel ist da noch nicht so weit. Obwohl sie von der befürchteten Seekrankheit bis jetzt noch nicht befallen wurde, steht sie dem Ganzen immer noch skeptisch gegenüber. Die doch zum Teil nassen Überfahrten mit dem Dinghy, um an Land zu kommen, und das Ein- und Aussteigen aus demselben sind für sie doch ungewohnte Herausforderungen. Auf der anderen Seite ist sie doch sehr überrascht über die Hilfsbereitschaft anderer Segler und die Community, die wir Segler bilden. Während die Tage nach ihrer Ankunft in Denerau noch entspannt mit Einkaufen und Landausflügen abgelaufen sind, war die erste Herausforderung die dreistündige Überfahrt nach Musket Cove. Bei fünfzehn Knoten Wind war diese jedoch sehr entspannt und die Farben des Wassers beeindruckten doch sehr. Nachdem der Skipper einen riesigen Aufstand im Ankerfeld verursacht hatte, in dem er sich in die Ankerkette eines Ankerliegers verhakte, begrüßten uns Brigitta und Hannes von der SY Maria Noa. Wir verbringen noch einmal einen schönen Abend miteinander, bevor die beiden sich Richtung Vanuatu, Neukaledonien und Australien aufmachen. Da werden wir sie wohl eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber das haben wir auf den Kanaren, in der Karibik und in Kolumbien auch schon gedacht. Die Wege der Segler sind unergründlich und die Gründe, warum das Geplante wieder und wieder über den Haufen geschmissen wird, so tiefgründig wie das Blau des Ozeans, wenn man beim Schwimmen in die Tiefe blickt.
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Landausflug auf der Hauptinsel Viti Levu, Fidschi |
Nach einem etwas unruhigen Tag mit viel Wind und zum Teil heftigem Regen, was Bärbel übrigens auch ganz prima weggesteckt hat, haben wir nun wieder schönes, ruhiges Wetter. Doch jetzt muss ich die beiden aus dem Nichtschwimmerbecken wieder abholen und meinen Bericht hier beenden. Ach, kann die Seele so mancher Zeitgenossen tief dunkelblau sein, so dunkelblau wie die Tiefe des Ozeans, zumindest so blau wie das Wasser in der Musket Cove. Ich wünsche Euch bis zum nächsten Mal immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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