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Die Tiefen des Meeres und des Lebens

Wenn man das erste Mal von Bord ins Wasser springt und trotz kristallklarem Wasser keinen Boden sieht, kann einem zunächst ganz mulmig werden. Meistens gibt sich das nach ein paar Schwimmzügen und man genießt das kühle Nass auf der Haut. Es kann aber auch sein, dass man diese Klarheit und das tiefe Blau, welches in fünfzehn Metern Tiefe ins Schwarze umschlägt, als bedrückend empfindet. Im Moment gleicht das Wasser in der Musket Cove , mit seinem kristallenen Glitzern und der Tiefe, in die man hinabschauen kann, dem Spiegelbild seiner eigenen Seele. Selbst bei so sauberem Wasser kann man auf achtzehn Metern nur den Boden erahnen, so wie man die Seele in seinem Körper auch nur erahnen kann. Man weiß, dass sie da ist, aber man sieht sie nicht. Wie schon gesagt, für manchen Ungeübten eine mulmige Situation. Deshalb habe ich unsere Gäste heute im Nichtschwimmerbecken, am Pool des Musket Cove Ressorts , abgegeben. So wie ich Walle kenne, wird er als Erstes die Poolbar inspizieren. Vielleicht...

Die Geschwister Kuhn

Geschwisterliebe ist etwas Hervorragendes, besonders bei den Geschwistern Kuhn. Wenn man allerdings zwischen den Stühlen sitzt, kann das eine ganz schöne Herausforderung sein. Seit heute sitze ich zwischen den Stühlen und versuche, in kein Fettnäpfchen hineinzutreten. Leichter gesagt als getan. Seit heute haben wir die beiden Geschwister Bärbel und Walter, genannt Walle, an Bord. Die beiden sind über Istanbul und Singapur nach Fidschi geflogen, um uns drei Wochen zu begleiten. Mit Gaby zusammen sind das ganze drei im Bunde. Für mich als Skipper ist es nicht immer einfach, allen Wünschen gerecht zu werden, zumal Gaby eine völlig andere Herangehensweise hat.

Markt, Ort der Begegnung


Um drei Uhr klingelt der Wecker und um 3:20 Uhr sind wir abfahrbereit. Es ist noch dunkel und von einem Sonnenaufgang ist noch lange nichts zu sehen. Wir quälen uns aus dem Bett und fahren Richtung Flughafen. In der Nacht sind die unzähligen Bumper noch weniger zu sehen. Am Flughafen angekommen, warten wir auf unsere Gäste. Die Ankunftshalle dürfen wir nicht betreten, darauf macht uns eine Mitarbeiterin aufmerksam. In einem extra Bereich warten wir also auf unseren Besuch. Der Flug aus Singapur erreicht Nadi auf Fidschi pünktlich und noch in der Dunkelheit erreichen wir unser Boot. Dabei läuft uns in der Finsternis eine ausgewachsene Kuh über die Straße. Mit der schlechten Beleuchtung des Fahrzeugs und weil unerwartet, erst spät zu erkennen. Ich hatte ja die Hoffnung, dass irgendwo, zu dieser unchristlichen Zeit, ein Coffeeshop geöffnet hat, wurde aber selbst auf dem Flughafen enttäuscht. 

Abendstimmung Port Denerau, Fidschi

Also gab es nach Ankunft erst einmal einen Kaffee und ein ordentliches Frühstück. Bärbel noch etwas unsicher und Walle, der ja schon des Öfteren bei uns an Bord war, beziehen ihre Kojen. Für alle etwas Neues und für den einen oder anderen wird klar, nun für drei Wochen doch etwas eingeengt leben zu müssen. Als Erstes steht ein Marktbesuch in Nadi auf dem Programm. So ein Markt gibt das Lebensgefühl einer Region, wie wir finden, am besten wieder. Das anschließende Flanieren auf der Hauptstraße von Nadi zeigt, wie die Uhren auf Fidschi ticken. Überall, ob auf dem Markt oder der Straße, werden wir angesprochen und man gibt uns Ratschläge, welche Orte man in Nadi besuchen sollte. Für einen Europäer ungewöhnlich. Ganz anders als in Europa sprechen die Leute miteinander. Dabei ist es egal, ob man sich kennt oder nicht. Es ist eine Art Verkaufsstrategie, den potenziellen Kunden anzusprechen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Für den Verkäufer spielt es erst einmal keine Rolle, ob er etwas verkauft. Er hat es zumindest probiert. Mitunter entwickeln sich daraus interessante Gespräche. Bei einem Italiener kaufen wir Parmaschinken, Salami und Käse. So etwas ist auf Fidschi nur ganz schwer zu bekommen. Der 75-Jährige lebt schon 35 Jahre auf Fidschi und hat sich mit seinem Feinkostladen einen Namen unter den Seglern gemacht. Seine Geschichte ist insofern sehr interessant, als er einer der wenigen ist, der, als Nichtgeistlicher, einen Pass des Vatikanstaates besitzt. Insider wissen, dass dies nur mit viel Geld und Einfluss möglich ist. Im Prinzip ist es eine traurige Geschichte, die von einer Flucht vor ständiger Verfolgung erzählt. Letztendlich hat er hier in Fidschi seine Ruhe gefunden, wenn man vor der (das Wort ist nie gefallen, lässt aber doch aus den Schilderungen gewisse Rückschlüsse zu) Mafia seine Ruhe finden kann. Wie auch immer, wird er sich im nächsten Jahr in den Ruhestand zurückziehen und sein Geschäft aufgeben, was für die nachfolgenden Segler einen schweren Verlust darstellen wird. Zumindest für die europäischen Segler, die die italienische Küche zu schätzen wissen. Flavio ist ein genialer Verkäufer und Erzähler. In Kombination kann man das wohl als Talent bezeichnen, was den Preis nicht abgemildert hat, aber zumindest erträglich machte. Mitunter kam hinzu, dass Gaby Geburtstag hat und alle Beteiligten zu einem Geburtstagsgeschenk beitrugen. 

Port Denerau, Fidschi

Nachdem wir unsere Einkäufe auf dem Boot versorgt haben, machen Walle und ich uns noch auf den Weg, um für Getränke zu sorgen. Dabei laufen uns Roswitha und Gottfried über den Weg. Im Schlepptau haben sie Jürg, einen Schweizer Einhandsegler, den wir in der Vuda Marina kennengelernt haben. Da mussten wir natürlich erst einmal das Wiedersehen feiern. Das macht man in Fidschi am besten mit einem Bucket. Der Eimer beinhaltet viel Eis und fünf Flaschen Bier. Mal schauen, ob wir Walle heute Abend noch aus dem Bett bringen, da ein 36-Stunden-Flug und ein paar Flaschen Bier ihn dann doch ganz schön gezeichnet haben. In der Zwischenzeit waren die beiden Schwestern allein an Bord. Immerhin haben sie nichts angestellt, allerdings erinnere ich mich wieder an das eingangs erwähnte Fettnäpfchen, in das ich nicht hineintreten wollte. 

Feuershow in Denerau, Fidschi

Ich glaube, das werden drei anstrengende Wochen für mich, aber ich freue mich drauf und hoffe, dass wir alle zusammen sehr viel Spaß haben werden. Wie die Geschichte mit den drei Geschwistern Kuhn weitergehen wird, könnt ihr im nächsten Blog nachlesen. Bis dahin: Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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