Der Felsen vor uns ist in keiner Karte eingezeichnet. Fälschlicherweise haben wir ihn zunächst den Yasawa-Inseln zugeordnet. Ob er letztendlich doch zu dieser Inselgruppe gehört, lässt sich für uns, auch im Nachhinein, nicht eindeutig bestimmen. Zu guter Letzt ist es auch egal, am frühen Morgen schreit es vom Cockpit herunter: „Hurra, wir haben Fidschi erreicht!“
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Immer wieder neue Farbspiele auf hoher See |
Ich bin noch ein bisschen müde und wache gerade erst auf. Die letzten zwei Tage waren doch sehr anstrengend. Als wir von Tuvalu weggesegelt sind, waren die Wetterverhältnisse optimal. Wir hatten schönes Wetter und die Squalls taten uns den Gefallen, hinter oder vor uns durchzuziehen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto weniger Wind haben wir tagsüber. Die Squalls ziehen nicht mehr an uns vorbei, sondern über uns, und die See wird zum Teil rauer. In der Nacht frischt der Wind dann auf 25 Knoten auf und wir müssen die Segel reffen. Um am Tag Fidschi zu erreichen, reduzieren wir noch einmal die Segel. Die Riffkante überfahren wir am frühen Vormittag. Noch 80 Meilen bis zu unserem Ziel, Vuda Point, wo wir einklarieren wollen. Leider lässt der Wind immer mehr nach. Wir werfen die Backbordmaschine an. Das Groß holen wir ein, da es zu sehr schlägt. Die Genua bringt noch ein wenig Vorschub. Der Wind aus Osten schafft eine ruhige See mit fast keiner Welle. Traumhafte Verhältnisse, wenn man an die Tage zuvor zurückdenkt. Die Welle auf hoher See kam aus Südost, ist immer wieder am Bug zerschellt und hat sich mit einer Gischt über das ganze Boot verteilt. Eine dicke Salzkruste liegt über der Katinka Enjoy. Alles, was man anfasst, klebt, und die Messinstrumente, einschließlich Plotter, müssen immer wieder von diesem Überzug befreit werden, weil man sonst nichts mehr erkennen kann.
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Schöne Ankerbuchten, die es zu entdecken gilt |
Die ersten Boote tauchen auf dem AIS wieder auf und zeigen uns die vielen Ankermöglichkeiten, die man auf den Inseln hat. Wir freuen uns schon darauf, die Gegend anschauen zu können. Mit der gelben Flagge dürfen wir nur im Notfall ankern. Zuerst müssen wir also einklarieren. In der Vuda Marina haben wir einen Platz reserviert, und hier werden wir auch offiziell in Fidschi einreisen. Wir haben bewusst den längeren Weg gewählt, da er weniger Untiefen birgt und das Fahrwasser breiter ist als bei der Direktroute. Im Nordwesten von Viti Levu liegen zahlreiche Untiefen und Steine im Weg. Besonders nachts ist das ein Problem. Es gibt zwar ein enges Fahrwasser, aber wenn man sich nicht auskennt, wählt man besser die sichere Variante. Zumindest machen wir das so.
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Letzter Sonnenuntergang vor Fidschi |
Als wir die Südspitze der letzten Yasawa-Insel erreichen, ist es mitten in der Nacht. Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang ist der Wind dann vollständig eingeschlafen und nur unser Diesel leistet noch Vorschub. Vor der Waya-Insel biegen wir nach Südosten ab. Die grüne Tonne ist beleuchtet und zeigt uns den Weg. Allerdings gilt es, auf den vorgelagerten Fels zu achten, der nicht beleuchtet ist. Eine weitere grüne Tonne im Süden der Waya-Insel dient dazu, die Richtung zu halten. Aus heiterem Himmel frischt auf einmal der Wind auf und es fängt an zu regnen. Der Wind kommt direkt von vorne und ich muss die zweite Maschine zuschalten, um unsere Geschwindigkeit zu halten. Nur so können wir unsere voraussichtliche Ankunftszeit, die wir der Marina gemeldet haben, auch einhalten. Der Regen lässt zwar nach kurzer Zeit wieder nach, doch der Wind bleibt bestehen. Trotzdem erreichen wir, wie geplant, Vuda Point um halb acht Uhr morgens.
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Sonnenaufgang vor Vuda Point, Fidschi |
Auf Kanal 11 werden wir gebeten, in der Nähe der gelben Boje vor Anker zu gehen. Ein weiteres Boot wartet, um einzuklarieren. Wir wären dann als Nächstes dran. Nach guten zwei Stunden ist es dann soweit. Wir gehen Anker auf und fahren in die Marina. Am Bootssteg werden wir von einer Gruppe Fidschianern empfangen, die uns ein Begrüßungslied singen. Eine tolle Geste, wie wir finden. Jetzt heißt es warten. Als Erstes lässt sich das Gesundheitsamt blicken. Der Beamte ist freundlich und in einer Viertelstunde ist alles erledigt. Der Zoll, die Einwanderungsbehörde und die Biosecurity kommen dann gleichzeitig. Aber auch das geht völlig reibungslos. Jetzt sind wir offiziell in Fidschi angekommen. Ein paar Verluste hat es gegeben. Unser Kurkuma, ein paar Zwiebeln und unsere Chilischoten sind uns abgenommen worden. Insgesamt kostet das Einklarieren auf Fidschi auch schon 250 €. Ein stolzer Preis, wie wir meinen. Trotzdem schreien wir gemeinsam: „Hurra, wir haben Fidschi erreicht!“
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Willkommen in der Vuda Marina, Fidschi |
Wir bekommen einen Platz zugewiesen, in den wir gerade so hineinpassen. Im Hafenbecken liegen Mooringleinen, an denen die Bugleine vom Boot befestigt wird. Leider übersehe ich eine, die sich dann um meine Steuerbordschraube wickelt. Sehr peinlich! Durch einen kurzen Tauchgang ist das Problem schnell zu lösen. Das letzte Stück werden wir in die Box gezogen und quetschen uns zwischen eine Amel und den Steg. Für das Anlegemanöver habe ich mir mein Bier redlich verdient. Im Marinabüro werde ich dann mein Geld los und kann auch gleichzeitig mit dem Protokoll des Zolls mein Cruisingpermit beantragen. Da der Zoll zufällig auch im Marinabüro ist, bekomme ich auch sogleich den Stempel und kann mich jetzt für sechs Monate frei auf den Inseln bewegen. Klar müssen wir hier auf Fidschi, in jeder Ankerbucht, beim Chef des Dorfes um Erlaubnis fragen. Man nennt das Sevusevu. Eine Zeremonie, bei der der Gast dem Chef des Dorfes Kavawurzeln überreicht, aus denen dann ein Begrüßungsgetränk angerührt wird. Was es damit auf sich hat und wie das Ganze funktioniert, erzählen wir euch im nächsten Blog. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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