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Fidschi-Time – No Hurry, No Worry

Es ist dunkel und wir sind spät dran. Vorschriftsmäßig haben wir das Dinghy mit einer Leuchte grün/rot vorne und einer weißen Leuchte hinten versehen. Ich sage noch beim Einsteigen: „Passt auf die Leuchten auf.“ Aber da ist es schon geschehen. Die vordere Leuchte wird beim Einsteigen von Gaby einfach weggesemmelt und landet im Wasser. Mit großen Augen schaut sie der Leuchte nach, wie sie vom Boot wegtreibt. Ich versuche, sie zu erreichen, und lehne mich weit aus dem Boot. Es kommt, wie es kommen muss: Ich lande im Wasser. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die Tasche mit dem Handy mit hineingefallen wäre. Alle Ratschläge aus dem Internet helfen da nichts. Das Handy bleibt tot. Im Moment ist also der Kontakt zur Außenwelt, für mich, abgebrochen. Wann ich ein neues Handy auftreiben kann, steht noch in den Sternen, aber ich habe mich schon angepasst und sage nur: Fidschi Time – no hurry, no worry . Im Meer versenkt. Einsamer Strand, Musket Cove , Fidschi Die nächsten Tage werden f...

Segeln am Limit

Der Wind pfeift mit 35 Knoten schon seit gut einer Stunde durch die Wanten. Auf dem Wasser bilden sich weiße Schlieren, die von einem Wellenkamm immer wieder unterbrochen werden. Der Ozean ist grauschwarz, nichts von dem tiefen Blau, von dem die Bezeichnung „Blauwasserfahrt“ herrührt. Die beiden Inseln Manu'a Island und Ofu Island, die ungefähr 70 Seemeilen vor American Samoa liegen, werden von einem grauen Regenvorhang verdeckt und sind nicht zu sehen. Wir segeln im 2. Reff und sind immer noch 10 Knoten schnell. Der Wind ist böig und erreicht in der Spitze auch mal 40 Knoten. Nach drei Stunden ist der Zauber vorbei und der Wind lässt langsam nach. Die See wird ruhiger und der Schleier vor den Inseln löst sich auf und erste Konturen werden sichtbar. Wenn das so weitergegangen wäre, hätten wir American Samoa noch am selben Tag erreicht. Doch wir sind froh, dass der Wind etwas zurückgeht. Leider schläft er dann bis zur Mittagszeit wieder ganz ein. Das Tief im Süden hat schon einiges durcheinandergebracht und die letzten Stunden bis zu unserem Ziel werden noch einmal zur Herausforderung.

Das Wetter ändert sich

Vor zehn Tagen sind wir in Bora Bora gestartet. Das Wetterfenster sah nicht schlecht aus. Aber wie das mit Wettervorhersagen so ist, kann man sich auch gleich von einer Wahrsagerin die Karten legen lassen. Für das Gebiet zwischen Französisch-Polynesien und Samoa scheint es nur wenige Wetterdaten zu geben, die zu einem Wettermodell herangezogen werden können. Wie auch immer, lagen alle Wettermodelle falsch. Das ist deshalb erstaunlich, weil in der Vergangenheit mindestens ein Modell immer gepasst hat. Du musst halt immer das Richtige erwischen. Was uns nur selten gelingt. Für den heutigen Tag waren z. B. bei allen Modellen maximal 10 Knoten Wind vorausgesagt.

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Wir segeln also mit 10 Knoten dahin. Gaby hat sich ins Innere verzogen, während ich am Steuerstand tapfer dem Regen trotze. Ich fange sogar bei 27 °C Lufttemperatur an zu frieren und muss meinen Friesennerz anziehen. Auch eine erotische Neuerfahrung, ein Friesennerz und sonst gar nichts. Nachdem der Wind dann am Nachmittag tatsächlich die 10 Knoten erreicht hatte, fing er plötzlich an, über Nordwesten nach Westen zu drehen. Gegen Abend kommt er dann aus Süd und frischt wieder auf 17 Knoten auf. Irgendwie entwickelt man, wenn man länger unterwegs ist, einen gewissen Instinkt. Wir reffen das Groß und nehmen die Genua ganz weg. Keine halbe Stunde später bläst es schon wieder mit 35 Knoten, diesmal aus Südost. Wir laufen vor dem Wind ab, weil wir sonst mitten in der Nacht Pago Pago erreichen würden. Bis um Mitternacht dauert es diesmal. Zum Glück beruhigt sich der Wind, und wie zuvor schläft er dann wieder ganz ein. Wir haben noch 30 Seemeilen bis Pago Pago. Ich berge das Groß und werfe einen Motor an. Mit drei Knoten Schleichfahrt nähern wir uns dem Ziel und werden Pago Pago bei Sonnenaufgang erreichen. Ich leg mich aufs Ohr, weil ich mittlerweile 24 Stunden auf den Beinen und todmüde bin. Zwei Stunden später haben wir wieder zwischen 17 und 20 Knoten Wind. Das Boot ist auch schon wieder fünf Knoten schnell. Viel zu schnell, dass der Plan aufgeht, und so haue ich den Rückwärtsgang rein und reduziere die Geschwindigkeit auf drei Knoten.

Einklarieren auf American Samoa

Wir erreichen Pago Pago in den frühen Morgenstunden. Harbour Control weist uns an, bei den anderen Booten vor Anker zu gehen. Wir ankern auf acht Metern im Schlamm. Glücklich, nach elf Tagen angekommen zu sein, fällt die Schwere der Müdigkeit über uns her. Trotz Müdigkeit mache ich das Beiboot klar, um die Einklarierung hinter mich zu bringen. Laut meinen Informationen heißt es zuerst beim Hafenmeister die notwendigen Papiere vorlegen, dann Bio-Security, Customs und Immigration aufsuchen. Doch es kommt anders. Über Kanal 16 werde ich angefunkt. Bitte Anker aufholen und an das Dock bei der Marina versetzen. Dort würden alle Offiziellen warten und uns einklarieren. Super, denke ich mir, aber es hilft ja alles nichts. Wir holen den Anker wieder nach oben und versetzen uns an die Betonmauer, an die uns der Wind mit über zwanzig Knoten andrückt. Die Fender leisten Schwerstarbeit. Die Dame von der Port Control lächelt mich freundlich an und möchte sechs Kopien der Crewliste. Da ich natürlich nicht so viele parat habe, erstelle ich welche handschriftlich. Währenddessen füllt sich das Boot. Alle oben erwähnten Disziplinen sitzen plötzlich um unseren Salontisch und legen mir ihre Formulare vor, die ich auszufüllen hätte. Während Gaby sich mit dem ein oder anderen Offiziellen zum Fotoshooting an Deck positioniert, fülle ich brav jedes Formular aus. Die Immigration nimmt die Pässe mit und bringt sie eine halbe Stunde später gestempelt zurück. „Ihr könnt die gelbe Flagge jetzt herunternehmen, willkommen in American Samoa.“ 

Herzlicher Empfang auf American Samoa

Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Während ich das letzte Formular ausfülle, füllt sich der Salon wieder mit den Offiziellen, was mich im ersten Moment sehr überrascht. Die Crew der Tuvalu ist inzwischen mit dem Dinghy eingetroffen, und man vereinbart, die Einklarierung ganz pragmatisch auf unserem Boot durchzuführen, da wir ja zusammen hier angekommen sind und wir uns ja kennen. Ich muss ein bisschen lächeln, weil so etwas in Deutschland nie möglich gewesen wäre. Wir warten also das Einklarieren der Tuvalu auf der Katinka Enjoy auch noch ab und versetzen dann wieder zu unserem Ankerplatz. Mit der Gewissheit, in American Samoa eingereist zu sein, verfallen wir in einen tiefen Schlaf, der uns erst wieder am nächsten Morgen erwachen lässt. Was wir in American Samoa so alles erleben, erzähle ich euch das nächste Mal. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Kommentare

  1. Gut angekommen😄Das freut uns sehr. Liebe Grüsse Joe & Elke

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