Es ist fünf Uhr am Morgen und etwas tranig lasse ich das Wasser in den Kaffeefilter laufen. Die letzten Nächte waren wie erwartet sehr unruhig. Die Tiefdruckrinne aus Nordwesten hat tatsächlich viel Regen gebracht und das Becken in der Marina war durch den Schwell sehr bewegt. Die Boote schaukelten hin und her und die Festmacher kamen an ihre Leistungsgrenze. Dämpfer, die in den Leinen eingeflochten waren, hat es einfach zerrissen. Die Leinen selbst ächzten fürchterlich und durch den heftigen Regen und den Schwell wurde einiges an Blattwerk und Ästen in das Hafenbecken gespült.
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Sturmreste in Papeete, Tahiti |
Drei Tage dauerte die ganze Geschichte, bis sich das Wetter wieder ein wenig beruhigte. Heute bin ich auf dem Weg nach Taravao. In der Bucht vor Taravao liegt Christer, unser schwedischer Freund. Es sind ein paar Reparaturen zu erledigen und ich fahre mit dem Bus an der Westküste entlang gegen Süden. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde und zwanzig Minuten. Der Wind hat inzwischen auf Nord gedreht und die heftigen Regenfälle der letzten Tage haben aufgehört. Allerdings ist es immer noch stark bewölkt. In der Zyklonenzeit ist das Wetter halt unbeständig und man muss jederzeit mit einem Regenguss rechnen. Die Temperaturen liegen zwar immer noch bei angenehmen 28°C, aber im Bus bemerke ich davon nur wenig. Dank Klimaanlage bildet sich bei mir eine leichte Gänsehaut, obwohl die Innentemperatur immer noch 20°C haben dürfte. Nach eineinhalb Stunden bin ich komplett durchgefroren, als mich der Bus vor der kleinen Marina Nautisport ausspuckt. Christer erwartet mich bereits und mit seinem Dinghy sind wir schnell auf seinem Boot und können uns dem Tagesgeschäft widmen. Diverse Arbeiten sind zu erledigen. Ein Anschluss für eine Notpumpe wird installiert, das Problem eines Kurzschlusses in der Salonbeleuchtung wird gelöst. Der Alarm der Temperaturanzeige für den Motorkühlkreislauf funktioniert nicht und der Autopilot hat die ein oder andere Schwierigkeit, dauerhaft seinen Dienst zu tun. Letztendlich sind wir den ganzen Tag mit diesen Herausforderungen beschäftigt und ich bin mir sicher, das war noch lange nicht alles. Aber für heute ist erst einmal Schluss und Christer bringt mich mit seinem Leihwagen wieder nach Papeete.
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Nach dem Regen ist jeder wieder zufrieden |
Sicherlich hätten wir das ein oder andere noch erledigen können, aber der Wind aus Nordost nimmt immer mehr zu und in der Ankerbucht wird es ein wenig unruhig. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, so wird es noch einmal notwendig sein, in den Süden von Tahiti zu fahren. Starlink gehört auch noch installiert, aber dafür muss zunächst ein Loch in die Decke des Cockpitdachs gefräst werden.
In der Zwischenzeit bilden sich über Fidschi weitere Tiefs, die allerdings südlich von Tahiti durchziehen werden. Auf der Nordseite der Insel hat sich wieder der Nordostpassat durchgesetzt. Der Nordostpassat ist der Garant für gutes Wetter in Tahiti. Allerdings folgt der Schwell etwas verzögert. Während der Wind schon lange auf Ost, Nordost zurückgeschwenkt ist, kommt der Schwell immer noch aus Nordwest. Was die Welle nicht hindert, ins Hafenbecken einzudringen und kräftig an den Festmachern zu zerren.
Unsere Gäste haben es rechtzeitig geschafft, die Katinka Enjoy vor dem Wetterumschwung zu verlassen, und sind inzwischen wieder zuhause angekommen. Jetzt heißt es erst einmal ausschlafen und den Jetlag überwinden.
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So langsam sagen wir der Pflanzenpracht auf Tahiti Ade. |
Wir haben uns mittlerweile bei Dauerregen die Zeit mit dem Anschauen von Filmen vertrieben. Außerdem habe ich das Tauchequipment instandgesetzt und das Starlinkproblem auf der Tuvalu wegen des langsamen Routers zumindest zeitweise in den Griff bekommen. Dass die Zyklonenzeit sich so langsam dem Ende neigt, können wir auch an der Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen von Papeete einlaufen, feststellen. Es wird also Zeit, uns so langsam auf unsere Abreise vorzubereiten. Nächste Woche werde ich noch die Winschen warten. Den Rumpf werde ich noch einmal vor Abfahrt reinigen lassen und wir werden noch genügend Proviant bunkern, um nicht teuer auf den kleinen Inseln Französisch-Polynesiens einkaufen zu müssen. Und dann sind wir auch schon zur Abfahrt bereit. Wieder neue Abenteuer unter Segeln mit einem neuen Schiff. Wir freuen uns darauf und hoffen, dass ihr auch mit dabei seid. Bis zur nächsten Woche wünschen wir euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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