Nachdem unser Außenborder einen Vollservice erhalten hatte, galt es, ihn auch auszuprobieren, um festzustellen, ob dieser Service sein Geld wert war. Runde drei Seemeilen von uns gibt es das sogenannte Aquarium. Eine Vertiefung im Außenriff, in der Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens Faaa. Aus irgendeinem Grund hat es dort eine Cessna nicht mehr ganz zum Flughafen geschafft und sie dient jetzt als Tauchattraktion in 10 Meter Tiefe. Das musste ich Gottfried nicht zweimal erzählen. Mit Schnorchel und Flossen bewaffnet wollen wir uns das einmal näher anschauen.
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Schnurrt wie ein Kätzchen, wenn man ihm gut zuredet |
Ich ziehe also am Seil, um den Außenborder zu starten, und stelle zufrieden fest, dass er läuft. Allerdings, als ich den Choke wieder hineindrücke, würgt er ein bisschen, bis er dann wieder ausgeht. In der Zwischenzeit treibe ich im Marinabecken Richtung Ausgang. Selbst nach mehrmaligem Betätigen verweigert der Motor seinen Dienst. Ich wollte die Schrauben am Spiegel des Dinghys schon lösen, um den Motor zu versenken, als Gottfried rief: „Der stinkt aber arg nach Sprit.“ Ich öffne den Deckel und das Gehäuse ist mit Sprit vollgelaufen. Der Schlauch vom Benzinfilter war durch den Federspanner nicht gesichert und baumelte gelangweilt im Motorraum umeinander. Ich stecke ihn also wieder drauf und sichere ihn. Der Motor springt wieder an und läuft. Sicherheitshalber filtern wir noch das Benzin, weil dies noch Restbestände vom Voreigner waren, und dann geht es tatsächlich los. Der Außenborder hat mit seinen 18 PS deutlich mehr Kraft als unser 10-PS-Motor, mit dem wir die Reise begonnen haben, und bringt das Dinghy innerhalb von Sekunden ins Gleiten, obwohl Gottfried und ich keine Leichtgewichte sind. Wir donnern also von der Papeete Marina zum Flughafen, wobei wir das Potenzial des Motors nicht voll ausnutzen können, da eine garstige Windwelle uns immer wieder hart aufschlagen lässt. Wohl ahnend, dass der Rückweg kein Zuckerschlecken sein wird, lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und hatten einen riesigen Spaß in den Wellen.
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Spaß in den Wellen |
Nach drei Seemeilen erreichen wir das Aquarium und machen an einer Boje fest. Mit der GoPro geht es ins Wasser und nach ein paar Zügen taucht unter uns auch schon das Flugzeug auf. Daneben liegt noch ein alter Kahn, der fast auf die Cessna draufgefallen wäre. An der Kante des Aquariums tummeln sich viele Rifffische, obwohl die Korallen nicht gerade spektakulär sind. Trotzdem ist der Spot einen Besuch wert. Der Rückweg ist dann wie befürchtet eine nasse Angelegenheit und ein Höllenritt. Aber immerhin, der Motor hat seine Feuertaufe nach anfänglichen Schwierigkeiten bestanden und Gottfried und ich hatten eine Menge Spaß. Nach dieser Unternehmung folgte diese Woche noch eine weitere.
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Flugzeugwrack im Aquarium |
Es ist noch dunkel morgens um halb fünf Uhr in Papeete. Die Stadt erwacht gerade und die ersten Autos fahren über die zweispurige Straße an der Promenade entlang. Dazwischen immer wieder eine Ruhephase, die diesen Morgen zu etwas ganz Besonderem macht, bevor der hektische Betrieb in der Stadt wieder losgeht. Eine angenehme Kühle liegt in der Luft und der Himmel ist sternenklar. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. Genau der richtige Tag für unser Vorhaben. Wir wollen zum weißen Kreuz von Papeete. Ein attraktiver Aussichtspunkt ca. 230 Meter über dem Meeresspiegel mit einer phantastischen Aussicht auf Moorea und den nördlichen Bereich von Tahiti.
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Moorea vom weißen Kreuz von Papeete |
Vor allem das Hafenbecken ist von dort oben sehr gut zu beobachten. Bewusst haben wir die frühe Stunde des Tages gewählt, da der Aufstieg ein paar Stunden später durch die Hitze des Tages sehr mühsam werden kann. Um fünf Uhr, es ist immer noch dunkel, ziehen Gottfried, Peter und ich los. Vorbei an den noch geschlossenen Geschäften der Innenstadt geht es Richtung Süden dem Mount Orohena entgegen. Ein paar Garküchen öffnen bereits und die ersten Gäste versorgen sich mit einem Frühstück. Im Industriegebiet biegen wir links in ein Wohngebiet ab. Die letzte Bordsteinschwalbe tut ihren Dienst und wittert so kurz vor Feierabend noch ein Geschäft. Vielleicht war es auch ein Diverser, das ließ sich im dämmrigen Licht des frühen Morgens nicht eindeutig erkennen. Der Weg, der zunächst flach begann, wird immer steiler und wir erreichen die besseren Wohnlagen, in denen hohe Mauern die Häuser vor neugierigen Blicken schützen. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen, die Temperaturen sind aber mit 26°C immer noch sehr angenehm. Wir sind aber weiß Gott nicht die einzigen, die zu so früher Stunde unterwegs sind. Am Waldrand kommen uns die ersten Wanderer und Jogger entgegen. In der Zwischenzeit haben wir die asphaltierte Straße mit einem Wanderweg getauscht. Die Schatten der Bäume schützen uns weiterhin vor der großen Hitze. Wir wähnen uns schon im Ziel, als nach einer Kehre noch einmal ein deftiger Anstieg auf uns wartet. Jetzt kommen wir doch noch ins Schwitzen, da sich der Baumbestand weitestgehend lichtet. Nach gut einer Stunde Aufstieg haben wir dann das weiße Kreuz von Papeete erreicht. Rund 3,5 Kilometer sind jetzt nicht unbedingt weit, aber für unsere Seglerwaden durchaus anspruchsvoll. Tatsächlich hat man von hier oben einen wunderbaren Ausblick. Selbst Moorea tut uns heute den Gefallen und die Konturen der Insel sind klar zu erkennen. Meistens versteckt sich die Insel unter einer Dunstglocke, was heute nicht der Fall ist.
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Hafen von Papeete, Tahiti |
Im Hafen können wir einen einlaufenden Frachter beobachten, der den ganzen Fährbetrieb erst einmal zum Erliegen bringt. Von zwei Schleppern wird er im Hafenbecken gedreht und an das Endladedock bugsiert. Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns auf den Rückweg. Vorbei an der Andachtsstätte Maria No Te Hau und der kleinen Kirche Archeveche De Papeete erreichen wir wieder die quirlige Stadt. Mit einem gemeinsamen Frühstück schließen wir zufrieden diese Unternehmung ab.
Den Rest der Woche verbringen wir mit der Vorbereitung für unsere Weiterreise. Erste Informationen über Samoa und Wallis und Fortuna werden gesammelt. Euch, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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