Das Straßennetz auf Tahiti ist überschaubar. Im Prinzip gibt es nur eine Straße rund um die Insel. Damit es nicht zu einfach ist, teilt man diese in die westliche, mit dem Namen RT1, und die östliche, mit dem Namen RT2. Auf diesen beiden Straßen tummeln sich 98 % des gesamten Verkehrs auf Tahiti und der kann erheblich sein. Ab fünf Uhr morgens nimmt der Verkehr in Papeete stetig zu und mündet um sieben Uhr in die Rushhour. Nichts geht mehr, naja, vielleicht noch allenfalls stockend. Am Nachmittag um vier Uhr dann das gleiche in die andere Richtung. Durch die hohen Berge im Landesinneren fehlt es an einer Querverbindung von Ost nach West. Allerdings gibt es eine Straße von Nord nach Süd, die RT20. Diese schlängelt sich durch das Papeno'o-Tal im Norden und führt durch das Vaihiria-Tal im Süden. Dass es überhaupt eine Straße durch das Innere der Insel gibt, war uns bisher nicht bekannt. Umso neugieriger wurden wir und wir wollten wissen, wie diese Straße aussieht. Dass die Straße nicht gerade sehr gut befestigt sein kann, war uns von Anfang an klar. Das Beste, was wir im Autoverleih bekommen konnten, war ein alltagstauglicher SUV. Aber kann er auch die Strecke RT20? Wir werden sehen.
Früh am Morgen brechen wir auf. Die Crew der SY Tuvalu und Katinka Enjoy ist gut gerüstet. Die Kühltasche ist voll mit Getränken und auch an das Essen haben wir gedacht. Aus Sicherheitsgründen nehmen wir das Iridium Go mit. Man weiß ja nie. In Urarii Manu biegen wir vor dem Fluss Papeno'o auf die RT20 ab. Der Einfachheit halber hat man das Tal und den Fluss gleich benannt. Die RT20 weist von Anfang an keinen Asphalt auf. Durch die Regenfälle der letzten Tage ist der Weg mit zahlreichen Pfützen übersät. Kann man zu Beginn noch die Pfützen umfahren, weil der Weg noch breit genug ist, wird die Straße nach einem Kilometer so schmal, dass wir vor einer ersten Wasserbarriere stehen. Roswitha steigt aus und läuft durch die braune Brühe, während wir im Auto gebannt auf die Wassertiefe achten. Zwei zu eins, dass wir es schaffen könnten. Allerdings fällt der Weg steil zur Pfütze ab. Schlimmstenfalls müssen wir den SUV aus der Pfütze herausschieben. Vorsichtig tasten wir uns vor und wir kommen durch. Mit der steigenden Anzahl solcher Hindernisse wird unser Fahrer immer mutiger und Roswitha kann sitzen bleiben. Nach circa drei Kilometern kommt die erste Furt.
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Furt durch den Papeno'o, Tahiti |
Wir müssen den Fluss queren. In einer Hütte sitzt ein Einheimischer und lacht uns aus. „Mit dem Ding kommt ihr da nicht durch.“ In der Tat ist der SUV nicht das geeignete Fahrzeug für diese Strecke. Ein 4 × 4 sollte es schon sein. Nichtsdestotrotz nehmen wir die zweite Option und benutzen die Brücke, die bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt ist. Also für uns gerade so ausreichend. Einen weiteren Kilometer weiter kommen wir an einen Stausee. Jetzt müssen wir die Furt benutzen, doch dies geschieht ohne Probleme, da der Wasserpegel trotz Regenfällen niedrig ist und der Stausee noch nicht überläuft. Gelbrote Steine kennzeichnen die Streckenbegrenzung. Wenn man das Gelbe des Steins nicht mehr sieht und nur noch die rote Markierung herausschaut, ist man in Gefahr.
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Wasserfall im Papeno'o, Tahiti |
Kurz nach dem Staudamm sind ein paar steile Rampen zu überwinden. Der SUV kommt an seine Grenzen und es ist zu befürchten, dass wir aussteigen müssen, um die Rampe zu bewältigen. Doch wir schaffen es gerade noch. Immer weiter geht es in das Tal und wir erreichen ein Tiki. Immer wieder kommt uns ein Pick-up entgegen, der auf der Ladefläche Sitze montiert hat und zahlende Gäste über diese unebene Piste fährt. Runde 100 Euro soll so eine Tagestour kosten. Dass wir mit unserem Auto hier nicht gerne gesehen sind, ist den Fahrern am Gesicht anzusehen. Es dauert auch nicht lange, da stoppt uns ein solcher Fahrer, der gerade mit seinen Gästen eine Pause einlegt. Er weist uns darauf hin, dass wir mit diesem Auto hier eigentlich gar nicht fahren dürfen. Erstaunt frage ich, ob die Straße gesperrt ist. „Das nicht“, erwidert er, „aber die Autoverleiher verbieten die Straße“, das stehe im Vertrag.
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Auf verbotenen Wegen, Tahiti |
Tatsächlich wird bei der Rückgabe des Autos die Frage gestellt, wo wir mit dem Auto überall waren. Und es wurden die GPS-Daten ausgelesen. Offensichtlich hat uns der nette Herr beim Autovermieter verpfiffen. Klar, da sind ihm und seinen Kollegen satte 400 Euro durch die Lappen gegangen, da muss man natürlich sofort einen Riegel davor schieben. Die Sache ist umso ärgerlicher, weil wir seinem Rat folgen und umdrehen.
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Vaihiria-Tal, Tahiti |
Wir fahren über die Küstenstraße in den Süden, ins Vaihiria-Tal. Zumindest wollen wir uns einmal den Ausgang der RT20 anschauen. Was gleich auffällt: Die Straße ist hier viel trockener. Allerdings auch hier sehr schmal und holprig. Leider schlägt unser Vorhaben, mit einem geeigneteren Fahrzeug wiederzukommen und die gesamte Strecke zu befahren, fehl. Es steht nämlich tatsächlich in den Verträgen der Autovermieter, dass man mit einem Leihfahrzeug, auch wenn es sich um einen Offroader handelt, nicht auf unaspaltierten Straßen fahren darf. Somit bleibt die RT20 den Einheimischen vorbehalten, die mit ihren Fahrzeugen Touristen quer durch eine wunderschöne Landschaft karren. Für uns ist es ein verbotener Weg.
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Winschenwartung |
Wie geplant habe ich diese Woche dann auch noch die Winschen gewartet. Fünf Stück mit unterschiedlichem Wartungszustand. Jetzt sind sie alle auf dem gleichen Stand und wir haben zumindest bis Neuseeland gut laufende Winschen. Technisch ist jetzt alles so weit abgearbeitet, dass wir uns in der nächsten Woche auf das Bunkern von Vorräten konzentrieren können. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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