Zurück in die Zukunft
36 Kilo hängen an meinem Arm und ich schwitze, dass meine Klamotten von innen völlig durchnässt sind. Dazu kommt der Regen, der den Rest, der noch trocken ist, auch noch einfeuchtet. Am Morgen habe ich den Bus von Whangarei nach Auckland genommen und bin am nationalen Flughafen ausgestiegen. Nicht ganz freiwillig, da es zu regnen angefangen hat und der Bus aufgrund des Ausbaus des internationalen Flughafens, nicht näher als einen Kilometer an diesen herankommt.
Hunderwasserhaus in Whangarei, Neuseeland |
Folgen Sie der grünen Linie, heißt es auf einem Schild, in der auch die Minuten der Gehzeit angegeben sind. 16 Minuten stehen da, die aber nur mit leichtem Handgepäck erreichbar sind. Hinzu kommt, dass diese grüne Linie weitestgehend im Freien verläuft und nur an wenigen Stellen überdacht ist. Solange es nicht regnet, kein Problem, aber Segler sind bekanntlich wasserscheu und es gießt in Strömen. Ich erreiche endlich die Halle des internationalen Bereichs des Flughafens von Auckland.
Flughafen Auckland, Neuseeland |
Nach ein paar Minuten Orientierung gehe ich zielstrebig auf die Drop off Zone zu, um meinen Koffer loszuwerden. Dass der Koffer so schwer ist, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eine nette Stewardess ist mir beim Einchecken behilflich, änderte aber schlagartig die Gesichtsfarbe, als ich den Koffer, auf ihre Anweisung hin, auf das Gepäckband lege. Die Anzeige fängt an zu blinken und zeigt 36,5 kg an. „Das geht nicht“, sagt sie, „32 kg sind das Maximum.“ Entweder ich reduziere das Gewicht auf 32 kg, dann muss ich Übergepäck bezahlen, oder ich vermindere auf 23 kg und gebe ein zweites Gepäckstück auf, was dann schließlich billiger kommt. Also kaufe ich mir in einem der zahlreichen Shops, eine „billige“ Reisetasche und lade um. Beim zweiten Versuch werde ich dann mein Gepäck los und strebe der Zollabfertigung und der Handgepäckkontrolle zu. Mir knurrt der Magen. In der Hoffnung, die Kontrolle schnell hinter mich zu bringen und dann gemütlich in einem Restaurant zu Mittag zu essen, biege ich um die Ecke.
Ich bin noch völlig entspannt. |
Ich sehe in einer Halle, so groß wie ein Fußballfeld, hunderte von Menschen vor mir, die sich in einer mit Bändern abgesteckten Schlange, von einer Wand zur anderen bewegen. Für die nächsten zwei Stunden bin ich Teil dieser Menschenmenge und bewege mich Schritt für Schritt auf die Immigration zu. Endlich habe ich diese Halle hinter mich gelassen und sitze nun bei Fish and Chips in einem dieser Restaurants mit Blick auf das Rollfeld. Der Regen hat immer noch nicht nachgelassen, aber ich trockne so langsam ab. Der Flug, wie sollte das auch anders sein, wird verspätet eingecheckt, aber letztendlich sitze ich in dem Flieger, der mich wieder nach Papeete zurückbringt. Fünf Flugstunden für eine Strecke, für die ich von Mitte November bis Anfang Dezember 17 Tage gebraucht habe. Nicht nur wegen der Kürze der Flugzeit ist die Rückreise deutlich angenehmer als die Anreise. Wegen der Datumsgrenze, die ich jetzt von West nach Ost überschreite, ist es eine Reise zurück in die Zukunft. Ich komme in Papeete früher an, als ich in Auckland losfliege. Um halb neun Uhr abends fliege ich los und lande am selben Tag, um zwei Uhr morgens, in Papeete. Ich schnappe mein Gepäck vom Band und hoffe auch um diese Uhrzeit, ein Taxi zu bekommen. In der Menschenmenge sehe ich ein bekanntes Gesicht. Eigentlich wollte mich Gaby in der Marina empfangen, aber die Crew der Tuvalu, Roswitha und Gottfried haben ein Taxi organisiert und die frühe Stunde nicht gescheut, mich am Flughafen, abzuholen.
Neuer Arbeitsplatz auf der Katinka Enjoy |
Es wird schon langsam hell, als wir nach der Wiedersehensfeier auf der Katinka Enjoy, in die Kojen fallen. Ich schlafe lange und merke, wie so langsam die Anspannung der letzten Wochen von mir abfallen. Auch wenn die Zukunft einen eingeholt hat, kann man den Jetlag nicht überlisten und es braucht ein paar Tage, bis alles wieder seinen gewohnten Lauf nimmt.
Die nächsten Tage sind mit Arbeit ausgefüllt. Das neue Funkgerät muss installiert werden, natürlich passen die Stecker nicht, aber zumindest die MMSI kann programmiert werden. Ein weiteres Erfolgserlebnis stellt sich ein, als ich die MMSI des AIS-Geräts umstellen konnte. Allerdings waren ein paar E-Mails mit dem Support notwendig. Die Starlinkantenne habe ich positioniert und das ganze System auf 12 V umgestellt. Jetzt fehlt mir nur noch der Zugang zum internen Schiffsnetzwerk, welches sich weiterhin hartnäckig vor mir verschließt und den Zugang verweigert. An den Abenden sind wir immer auf einem anderen Schiff oder an dem schon zur Tradition gewordenen Black Monday in der hiesigen Brauerei. Der angekündigte Besuch für Mitte Januar erleidet jäh einen Rückschlag, da der Visumantrag für die USA-Durchreise wahrheitsgemäß ausgefüllt und als Reiseland auch Kuba eingetragen wurde. Darauf wurde das Visum abgelehnt. Ob unsere Gäste das bis Mitte Januar auf die Reihe bekommen, steht in den Sternen, was uns aber nicht davon abhalten wird, nach den Feiertagen einen Abstecher nach Moorea zu machen. Wir halten Euch wie immer auf dem Laufenden. Zu Weihnachten wünschen wir allen unseren Lesern ein besinnliches Fest, lasst Euch reichlich beschenken und bleibt gesund. Dieses Jahr wird es noch einen Blogeintrag geben, bis wir dann mit vollem Elan in das neue Jahr durchstarten werden. Bis dahin wünschen wir Euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
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