Trocken ist leicht übertrieben, es regnet seit zwei Tagen und das ausgerechnet an den Tagen, an denen Katinka aus dem Wasser soll. Der Himmel ist wolkenverhangen und immer wieder rollt so eine graue Regenwalze heran. Ich sitze im Cockpit und schaue dem Naturschauspiel zu. Seit sechs Tagen bin ich jetzt in der Nikau Marina und werde heute zur Norsand Werft wechseln, um dort Katinka zunächst einmal abzustellen. Die Tage hier in Whangarei vergingen wie im Flug. Am Tag nach meiner Ankunft treffe ich mich mit der Crew der SY Freya, die wir in Papeete kennengelernt haben. Im Hundertwasserhaus gibt es ein Restaurant und wir lassen uns das vorzügliche Abendessen schmecken. An Gesprächsstoff fehlt es uns, wie unter Seglern üblich, nicht. Da uns der Trubel in den Bars rund um das Hafenbecken zu laut ist, ziehen wir uns auf die Freya zurück und trinken dort gemütlich noch ein Bier. Am nächsten Tag mache ich mich zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um ein paar Einkäufe zu tätigen. Ich bestelle ein neues Funkgerät, da mir der Raymarine-Service in Papeete mein altes Gerät zerstört hat. Tatsächlich kommt es drei Tage später auch an und ich kann es abholen. Auf dem Rückweg zur Marina hält plötzlich neben mir ein Auto, und ich springe rein. Ich lerne Renate kennen, die auf dem Weg zum Inox-Händler ist und mich in der Marina abliefert. Renate ist auch aus Deutschland, lebt aber schon eine ganze Weile in Neuseeland. Sie hat die Stellvertretung des TO-Stützpunktleiters inoffiziell eingenommen und kennt sich sehr gut in Whangarei aus. Ich bin ganz froh, dass ich Renate getroffen habe, denn von der Stadtmitte bis zur Nikau Marina ist es doch ein gutes Stück zu laufen.
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Nikau Marina Whangarei, Neuseeland |
Ein Tag bevor Katinka aus dem Wasser soll, kommt Kevin vorbei und vermisst das Boot. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich mit einem Kran herausgehoben werde. Das erweist sich allerdings als eine Fehlannahme. Jetzt wird mir klar, warum Kevin so akribisch und genau das Boot vermisst. Die lichte Breite des Bootes und die Breite des Travelers lassen die ganze Sache spannend werden. Kevin ist der Meinung, das geht gerade so. Ich bin gespannt.
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Ankunft in Norsand Whangarei, Neuseeland |
Da ich an diesem Tag das einzige Boot bin, soll ich eine Stunde früher kommen als abgemacht. Ich bereite also die Leinen vor und lege um 15:00 Uhr ab, um langsam die Meile bis Norsand zurückzulegen. Zum Glück ist es fast windstill und so ist das Ablegemanöver, als Einhandsegler, nicht besonders schwierig. Ich weiche der kleinen Untiefe vor Norsand aus und fahre in einem großen Bogen von Nordwest in die Box hinein. Mit insgesamt acht Leinen wird Katinka in dem kleinen Becken fixiert und ausgerichtet. Es ist tatsächlich Millimeterarbeit.
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Katinka auf Landgang |
Der Traveler wird ins Wasser gefahren und das Boot wird immer wieder neu ausgerichtet. Endlich ist das Gefährt unter dem Boot, und die Stempel werden so platziert, wie am Tag zuvor ausgemessen. Nach gut einer Stunde steht Katinka dann auf dem Trockenen. Das heißt, erst einmal auf dem Waschplatz. Der Rumpf wird abgedampft und dann ist endlich Feierabend. Die erste Nacht verbringe ich auf dem Traveler.
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Katinka beim Rumpfreinigen Norsand, Neuseeland |
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Coffeeshop Whangarei, Neuseeland |
Am nächsten Morgen brauche ich erst einmal einen Kaffee. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass ich in der Werft eingesperrt bin. Kurzerhand klettere ich über den Zaun und mache mich auf den Weg zum nahegelegenen Coffeeshop. Ein Sandwich und ein Kaffee wecken in mir wieder die Lebensgeister und ich gehe die zweite Etappe unseres Landgangs an. Auf dem Rückweg zur Werft finde ich das Tor nun geöffnet vor. Weitere Messungen folgen und es wird diskutiert, ein Rad der Zwillingsbereifung des Travelers zu demontieren. Auch nach dem Messen ist man sich nicht ganz sicher, ob es reichen wird. Letztendlich entschließt man sich, es auszuprobieren. Über die Schotterpiste geht es zum Abstellplatz. Schräg gegenüber steht die SY Lady Blue. Man trifft also alte Bekannte wieder, die wie wir offensichtlich den gleichen Weg haben.
Katinka wird zwischen zwei Boote geschoben und mit Holzplanken auf dem Kiel abgestellt. Nach innen gibt es keinen Spielraum, also dürfen die Bretter nicht überstehen. Immer wieder wird das Maß überprüft, bis man sich sicher ist, dass es funktionieren wird. Das Boot wird abgestellt, die Stempel nach unten gelassen und sämtliche Holzblöcke werden auf dem Traveler entfernt. Katinka steht jetzt frei auf dem Boden. Jetzt muss nur noch der Traveler heraus. Zentimeter für Zentimeter wird das Gefährt herausgezogen. Ich bin erstaunt, mit welcher Präzession man das macht. Tatsächlich kommt der Traveler berührungslos unter der Katinka hervor. Guter Job, Jungs!
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Millimeterarbeit |
So, nun steht Katinka an Land. Irgendwie weint der Himmel und auch mir ist es schwer ums Herz, aber es ist momentan die beste Lösung. Ich hoffe, Katinka findet schnell wieder jemanden, der sie ins Wasser bringt und viel Spaß mit ihr hat. Für mich heißt es jetzt in den nächsten Tagen Abschied zunehmen. In der Gewissheit, unsere Katinka gut untergebracht zu haben, freue ich mich auf unsere Katinka-Enjoy und hoffe auf weiterhin spannende Erlebnisse mit unserem neuen Boot. Wie üblich halten wir euch auch weiterhin hier an dieser Stelle auf dem Laufenden und wünschen weiterhin jederzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
Eine Ära endet, eine neue beginnt! Toi, toi, toi und Handbreit
AntwortenLöschenHannes SV MariaNoa auf dem Weg nach Toau