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Vollstress

Die letzten Tage hinterlassen ihre Spuren. Meine Körperausdünstungen sind wohl nur noch von jenen Menschen zu ertragen, die sie schon über zwanzig Jahre gewohnt sind, sprich also von einer Person. Obwohl sie es auch schon mit dem Kreislauf hat und nur noch Tee trinkt. Das will bei Gaby etwas heißen, wenn sie nur noch Tee trinkt. In lichten Momenten frage ich mich, ob es vielleicht an mir liegen könnte. In dieser Woche haben wir viel geschafft. Für unsere Verhältnisse sogar sehr viel. Die alte Katinka ist durch den Umzug über fünf Zentimeter aus dem Wasser gekommen. Trotz des größeren Bootes stellen wir plötzlich fest, dass wir auf unserem alten Schiff deutlich mehr Stauraum hatten. Schon am frühen Morgen rinnt der Schweiß bei dem Versuch, unser Hab und Gut auf das neue Boot zu bringen. Kiste für Kiste schleifen wir von einer Seite des Stegs auf die andere. Ein Glück, dass wir beide Boote zusammenlegen konnten. Das erspart uns den Weg über die am Nachmittag feuer heißen Planken des Stegs. Auf die Aluminiumbegrenzung des Geläufs tritt man besser gar nicht. Diese sind so heiß, dass man Spiegeleier darauf braten könnte. 

Katinka Enjoy Cockpit, Tahiti

Wir stapeln erst einmal alles und räumen später ein. Allerdings funktioniert das auch nicht so richtig, weil wir irgendwie auch noch laufen können sollten. Also legen wir einen Tag ein, an dem wir schon mal einiges in die Schapps verstauen. Unterbrochen wird das ganze Umziehen durch diverse Alarme, die wir auf dem neuen Boot nicht sofort zuordnen können. Als Erstes ging der Gasalarm los. Ausschalten ließ er sich nicht, auch als wir jede Taste, die vorhanden war, gedrückt hatten. Der schrille Ton zehrt an den Nerven, während ich die Bedienungsanleitung suche. So plötzlich, wie der Alarm gekommen war, so plötzlich ist er auch wieder weg. Ok, sagen wir uns, weiter im Text. Spätestens als der Alarm zwei Tage später wieder einsetzt, ärgere ich mich, dass ich die Bedienungsanleitung nicht gelesen habe. Klassischer Fall von RTFM. Als ich die Stelle fand, war der Alarm auch schon wieder zu Ende. Doch jetzt weiß ich, dass ich die Taste mindestens zwei Sekunden gedrückt halten muss, um den Alarm abzustellen. Damit das Ganze nicht zu einfach wird, ertönt am nächsten Tag ein anderer Alarm. Noch schriller, noch lauter. Ich komme gerade wieder voll bepackt von der Katinka, lass alles liegen und stehen und frage mich, was jetzt schon wieder los ist. Der Piepton kommt aus dem Bereich der Klimaanlage für den Salon. Die Klimaanlage ist aber gar nicht eingeschaltet. Also krieche ich auf allen vieren umher und versuche das Geräusch zu orten. Es ist ein Testsignal für die Mann-über-Bord-Barke, die auf das interne Netzwerk der Katinka Enjoy geschaltet ist und über eine Taste am Steuerpult weggedrückt werden kann. Solchen Luxus hatten wir bisher noch nicht, was uns zunächst einmal etwas irritiert, aber gut zu wissen, dass er vorhanden ist.

Katinka Enjoy Sitzecke, Tahiti

Der nächste Tag beginnt mit Regen. Es klatscht richtig runter und der Himmel ist mit Wolken verhangen. Die Stromversorgung ist bis auf 74 % nach unten gegangen, beste Gelegenheit, einmal den Generator auszuprobieren. Wir starten den Generator, was auf Anhieb funktioniert, und er tuckert so vor sich hin. Genau der richtige Zeitpunkt, um gleich mal die Waschmaschine zu testen. Also beschäftigen wir uns wieder einmal mit RTFM und setzen das Gerät in Gang. Keine halbe Stunde später piepst es wieder aus einer anderen Ecke. Am Schaltterminal blinkt die Batterieanzeige des Generators ganz aufgeregt. Ich wundere mich ein wenig, da ich davon ausgegangen bin, dass beim Gebrauch des Generators die Batterien automatisch geladen werden. Das ist nicht so, denn ich finde auf dem Paneel einen Schalter, der die Batterieladung zuschaltet. Nach Betätigung geht es den Batterien wieder gut und der Alarm hört auf. Wir haben auch eine Alarmanlage an Bord, die auf der einen Seite visuell, aber auch akustisch arbeitet. Jedoch nach all den Alarmen, die wir bisher unbewusst ausgelöst haben, traue ich mich im Moment nicht, die Alarmanlage zu aktivieren. Wer weiß, wie laut die ist und ob ich sie dann auch wieder deaktiviert bekomme. Ich glaube, das hebe ich mir auf, bis ich aus Neuseeland zurückkomme.

Katinka Enjoy Pantry, Tahiti

Diese Woche hatten wir dann auch Besuch. Christer der „Alte Schwede“ ist wieder zurück, worüber wir uns sehr freuen. Und dann ist da noch die Crew der Fulmo. Die beiden haben wir in Santa Marta, Kolumbien, kennengelernt. Die Fulmo hat sich dann für Mexiko entschieden, sodass wir zeitlich versetzt den Pazifik überquerten. Letztendlich wären wir uns auf Tahiti schon früher begegnet, da die Fulmo schon eine Weile auf Tahiti ist, aber die zwei haben sich in Mexiko ein neues Boot zugelegt und haben den Pazifik ein zweites Mal überquert. So nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts. Wie auch immer, diese Woche sind sie wieder aufgetaucht und machen als Sea Bass weiter. Haben aber jetzt das gleiche Problem wie wir, dass sie nun zwei Boote haben.

Katinka Enjoy Eignerrumpf, Tahiti

Apropos Neuseeland. Diese Woche waren auch die Rumpfreiniger da. Um nach Neuseeland problemlos mit dem Boot einreisen zu können, muss der Rumpf sauber sein. Auf der Katinka haben wir Coopercoat, was sehr einfach zu reinigen ist. Trotzdem muss das natürlich gemacht werden und die Reinigung darf nicht länger als zehn Tage vor Abreise erfolgt sein. Während der eine mit Tauchermaske und Schnorchel den Rumpf bearbeitet, ist der andere mit Tauchflasche unterwegs und macht die Schiffsschrauben und den Kiel sauber. Das Ganze habe ich dann in einem Hull-Cleaning-Certificate dokumentiert und unterschreiben lassen. So vorbereitet dürfte es bei der Einreise nach Neuseeland keine Probleme geben. Wir werden sehen. Jetzt gilt es erst einmal, die letzten Dinge umzuziehen, und dann geht es los, die alte Katinka auf ihre Reise nach Neuseeland vorzubereiten. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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