In Papeete tut sich wieder was. Seit dieser Woche sind die Kreuzfahrer zurück. Fahrende Hochhäuser, die sich am frühen Morgen anschleichen und an der Pier festmachen und spät in der Nacht wieder ablegen, um den Pazifik zu durchqueren, oftmals mit dem Ziel Australien.
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Kreuzfahrtschiff in Papeete, Tahiti |
Der heutige Kreuzfahrer, nicht zu verwechseln mit den Kreuzfahrern, die aufgrund einer Initiative von Papst Urban II dem Ruf folgten, Jerusalem zu befreien. Jene Kreuzritter, die sich im Jahr 1096 aufmachten und im Jahr 1099 über einen Monat die Stadt belagerten, ehe sie eingenommen werden konnte, dürften von einem anderen Schlag gewesen sein als der heutige Kreuzfahrer. Auf der Hafenpromenade bewegt sich der gemeine Kreuzfahrer deutlich gemächlicher, hat allerdings vermutlich genauso viel Gewicht zu schleppen wie damals der Kreuzritter mit Kettenhemd und Waffen. Allerdings ist das weder seiner Aufmachung noch dem Equipment, welches er mit sich führt, zuzuschreiben. Vielmehr zeichnet sich der Kreuzfahrer heutzutage durch eine gewisse Übergewichtigkeit aus. Ob er sich nun aufgrund seiner Körpermasse oder auf sonstige körperliche Vorbelastungen so langsam bewegt, sei dahingestellt, aber es ist auffallend.
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Die Crown Princess, Tahiti |
Zurzeit liegt das neunzehnstöckige Hochhaus Crown Princess vor uns. Im Fachjargon heißt es übrigens nicht Stockwerk, sondern Deck. Die Passagierkapazität liegt bei 3080 Passagieren. Hinzu kommen noch einmal 1200 Crewmitglieder, also eine gewaltige Anzahl an Menschen. Mit 290 Meter Länge und einer Höhe von 59 Metern zählt dieses Schiff wohl zu den größeren. Neben verschiedenen Sportarten, denen man in einem der neun Pools frönen kann, gibt es auch einen 9-Loch-Golfplatz auf dem Schiff. Mag man es nicht so sportlich, kann man sich in Kunstgalerien, Auktionen oder in der Bibliothek den Tag verkürzen. Ja, und was wäre so ein richtiges Kreuzfahrschiff ohne Hochzeitskapelle? Abgerundet wird das Ganze durch verschiedene Boutiquen und Duty-free-Shops, in denen man günstig Designerklamotten erwerben kann. Wobei der Kreuzfahrer an sich nicht der potenzielle Kunde von dieser Art Gewand sein kann. Vielleicht dann doch eher für die Krankenschwester, die mit ihm reist. Wie auch immer: Das, was auf der Hafenpromenade entlang flaniert, kommt in der kakifarbenen Shorts daher und ist mit einem quer geringelten T-Shirt bekleidet. An die Temperaturen nicht gewöhnt, bilden sich unter den Achseln unterschiedlich ausgeprägte, feuchte Stellen. Die Beine, die offensichtlich mit dem höchsten Sonnenschutzfaktor, den es gibt, geschützt werden, unterscheiden sich nur in Nuancen von den weißen Socken, die in bequemen Sandalen stecken. Ein Hut sowie eine Sonnenbrille schützen den Kopf vor überwiegender Sonneneinstrahlung. Als Fotomotiv dient die Crown Princess, die man nun mit einem gewissen Abstand versucht, ganzheitlich auf dem Handy abzulichten. Leider liegen störend die Segelyachten davor, sodass man schon die ganze Promenade ablaufen muss, um freies Sichtfeld zu bekommen. Und dann ist es durch die Größe des Schiffes immer noch ziemlich schwer, alles in den Kasten bzw. aufs Handy zu bekommen. Hat man es endlich geschafft, bleibt einem nicht mehr viel Zeit, rechtzeitig zum Nachmittagstee zu gelangen und sich anschließend auf das Abendessen vorzubereiten. Auf dem Schiff gibt es drei Speisesäle und fünf Spezialitätenrestaurants. Daneben noch einige Cafés, die 24-Stunden-Speisen anbieten. Wem das noch nicht reicht, hat die Möglichkeit, einen 24-Stunden-Zimmerservice zu nutzen. Neben zwei Kinos gibt es diverse Bars – ich glaube, heute sagt man Lounges dazu –, sodass man den Abend ausklingen lassen kann.
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Freilichtkino auf der Crown Princess, Tahiti |
Natürlich hat das Ganze auch seinen Preis. Einmal für den Passagier, der für eine dreiwöchige Reise um die 3000 Euro hinlegen muss, aber auch für die Umwelt. Bedenkt man, dass ein Pflegeheim in Deutschland um die 4000 Euro im Monat kostet, ist die Vollpension auf dem Schiff geradezu ein Schnäppchen. Man ahnt es schon. Der, der dabei draufzahlt, ist nicht der Passagier, sondern die Umwelt. Bewegt man so ein Schiff, werden da schnell einmal 650.000 Liter oder 530 Tonnen Diesel am Tag durch den Schornstein geblasen. Selbst im Hafen werden für die Stromerzeugung immer noch 60.000 Liter oder 50 Tonnen Diesel am Tag verbraucht. Alles in allem muss man da ganz schön viel bunkern, um über den Pazifik zu kommen. Von Los Angeles nach Sydney sind es ungefähr 7500 Seemeilen. Dafür benötigt die Crown Princess, wenn sie dann durchfahren würde, 14 Tage. Das wären dann 9.100.000 Liter oder 7420 Tonnen Diesel. Pro Person würden dann circa 152 Liter Diesel pro Tag verbraucht werden. Mit unserer Katinka würden wir für die gleiche Strecke, unter Motor, 62,5 Tage unterwegs sein. Dafür würden wir dann 72 Liter Diesel pro Tag verbrauchen, also insgesamt 4500 Liter. Da wir zu zweit sind, wären der theoretische pro Kopfverbrauch 36 Liter am Tag. Also nicht einmal ein Viertel. Gut, wir haben kein 5-Sterne-Menü und unser Entertainmentprogramm beschränkt sich auf solche Überfahrten, dann mehr oder weniger auf unsere E-Reader. Dafür sehen wir Delfine und haben wenigstens ab und zu frischen Fisch. Aber das mit dem Sonnenschutzfaktor auf den Beinen ist schon phänomenal. Bei Gelegenheit muss ich mal so ein Crewmitglied fragen, welche Sonnencreme sie ihren Passagieren empfehlen. In diesem Sinne nichts für ungut: Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.
Kein Seglerblog ohne mindestens eine Seite gepflegtes Kreuzfahrerbashing >:-) (Ja, hatte ich auch schon, genau wie gegen die World-ARCler, die das Mehr-Jahres-Budget einer typischen 2er-Crew verbraten, nur um in 1 1/2 Jahren im Pulk um die Welt zu hetzen. "Wir" sind halt die Guten :-))
AntwortenLöschenWas die Sonnencreme angeht: Kannst ja mal nach Lars (https://www.youtube.com/watch?v=djPkvRHEkP0) Ausschau halten, der sowas im eigenen Shop vertreibt. Der müßte eh gerade irgendwo in Deiner Gegend rumdümpeln ...
Fair winds ...