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Kultur, wo man gar keine erwartet

Wie die Maikäfer liegen wir auf dem Rücken und schauen uns den Sternenhimmel an, der mit Hereinbrechen der Nacht immer mehr dieser weißen Lichtpunkte erkennen lässt. Wir versuchen, die Balance zu halten, was uns anfänglich nicht gleich gelingt. So kugeln wir von unserer Sitzgelegenheit auf die grüne Wiese, nicht ohne vereinzelten Gelächter, aufgrund der Komik der Situation. Erneut graben wir uns in unsere aufblasbaren Sitzmöbel ein und versuchen es diesmal, indem wir einander festhalten. Klappt schon besser. Die beiden Sitze hatten wir vor unserer Reise auf der Boot in Düsseldorf erstanden. Jene Messe, die für den Bootssport alles bereithält und die führende in Europa ist, wenn nicht sogar weltweit. Ein dünner luftundurchlässiger Stoff ist zu einer Wurst zusammengenäht und hat vorne eine Öffnung, die man mit einem Schnellverschluss verschließen kann. Mit einer drehenden Bewegung fängt man also Luft ein und verschließt die Wurst über den Schnellverschluss und fertig ist der Sitz. Allerdings benötigt man ein bisschen Übung, um das Gleichgewicht zu halten. Nach kurzer Zeit gelingt es uns noch gerade rechtzeitig zu Beginn der Aufführung.

Opernabend auf Papeete, Tahiti

Heute ist Kultur angesagt. Im nahegelegenen Park, Jardin de Paofai, wird Romeo und Julia aufgeführt. Auf einer großen Leinwand können wir kostenlos einer Aufzeichnung aus der Pariser Oper beiwohnen. Jeder, der Lust hat, kann sich auf der Wiese vor der Leinwand ausbreiten. Bevor es losgeht, werden von der Musikschule in Papeete auf einer Bühne ein paar Arien von anderen Opern dargeboten. Carmen macht den Schluss, bevor dann Romeo und Julia beginnt. Unsere Sessel sind bequem und die einzigartige Kulisse, in einem Park, auf einer Wiese, eine Oper zu erleben, macht den Abend zu einem Erlebnis. Doch nicht genug, damit wird am nächsten Tag im gleichen Format das Ballett der Nussknacker aufgeführt. Diesmal sind wir schon geübter und schaffen es auf Anhieb, uns an unsere Sitzgelegenheit anzupassen. Auch diesmal werden auf einer Bühne zunächst einmal ein paar Stücke aufgeführt, bis es dann anschließend wieder an die Pariser Oper, per Leinwand, geht. Mit diesen beiden Aufführungen sind wir uns einig, für die nächste Zeit genügend Kultur erlebt zu haben und so widmen wir uns wieder den Vorbereitungen zur Bootsübernahme.

Der Nussknacker, Ballett in Papeete, Tahiti

Das Versichern eines europäischen Bootes ist nicht so einfach, wenn es nicht in Europa unterwegs ist. Die zahlreichen Versicherungsanbieter winken alle entschieden ab, wenn es um eine Kasko-Versicherung mit weltweiter Abdeckung geht. Lediglich blieben zwei Versicherungen übrig. Allerdings sind dann einige Angaben zu machen. Ob das jetzt sinnvoll ist, hinterfrage ich schon lange nicht mehr. Zu dem Antrag werden Unterlagen wie ein seglerischer Lebenslauf, eine Riggkontrolle, die Motorwartung, sowie die letzten Abnahmen der Sicherheitseinrichtungen benötigt. Außerdem eine aussagekräftige Bebilderung der Yacht, nicht älter als sechs Monate. Ich stelle die Unterlagen zusammen und lasse sie der Versicherung zukommen. Unterdessen macht unser Vorbesitzer noch ein letztes Mal einen Ausflug nach Moorea. Da seine seglerischen Kenntnisse rudimentär sind, ging ich davon aus, dass er auch diesmal den Motor benutzt. Leider habe ich nicht mit dem Ehrgeiz eines Franzosen gerechnet. Diesmal wollte er es noch einmal wissen und hat versucht, das Großsegel zu setzen. Irgendwie ist ihm da das 1. Reff in die Quere gekommen. Mangels Erfahrung und weil man mit den Elektrowinschen einfach kein Gefühl hat, zieht man halt so lange, bis irgendwas nachgibt. In dem Fall war es die Reffleine, die er schlichtweg abgerissen hat. Was da sonst noch alles kaputtgegangen ist, werde ich nachher bei der Inspektion des Ganzen sehen. Auf jeden Fall sehr unerfreulich, die Sache.

Always relaxed

Eine weitere unerfreuliche Sache ist das Wetter bzw. die Wettervorhersage. Seit nun zwei Wochen wird kontinuierlich Ost bzw. Nordostwind vorhergesagt. Tatsächlich haben wir in Papeete aber Westwind. Da das Hafenbecken nach Westen offen ist, führt das zu einem unangenehmen Schwell. Die Boote sind permanent in Bewegung. Dadurch, dass die Leinen immer wieder aneinander reiben, haben wir leider einen Fender verloren. Außerdem ist während unserer Abwesenheit eine Spring gerissen. Gestern drehte dann der Wind wieder auf Ost und wurde kräftiger. Schnell war die unangenehme Bewegung im Boot weg und gegen Abend lag das Boot wieder ruhig. Das Wetter hat mich also zwei Wochen ganz schön auf Trab gehalten, da ich im Moment noch auf zwei andere Boote, während der Abwesenheit der Eigner, schaue. Außer den erwähnten Verlusten ist aber alles in Ordnung und so haben wir angefangen, auf unserem Boot mal wieder groß reine zumachen. Das war dringend erforderlich, da sich immer wieder Ruß ablagert. Tja, und nächste Woche werden wir dann unsere neuen Katinka übernehmen. Bis dahin wünschen wir euch wie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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