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Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist. 

Papeete Uferstraße

Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Seewasser durch und treten am Auspuffende aus, um sich wieder im Meer zu verlieren. Auf Französisch heißt Wassersammler „collecteur d'eau“. Vorsichtshalber suche ich noch den Begriff für Schalldämpfer, der „silencieux“ heißt. So gerüstet betrete ich den ersten Laden, mit wenig Hoffnung auf Erfolg. Doch das Originalteil von Vetus, das bei uns in der Katinka verbaut ist, springt mir förmlich ins Gesicht. Ich bin begeistert und schnappe mir das Teil, völlig euphorisch, aus dem Regal. Die dicke Staubschicht, die sich auf dem Teil abgelegt hat, verteilt sich großflächig im Gang und ich stehe genau darunter. Offensichtlich liegt der Wassersammler schon länger dort. An der Kasse wird er noch einmal ordentlich geputzt, bis er wie neu aussieht. Der Aus- und Einbau birgt dieselben Herausforderungen wie alle Tätigkeiten auf einem Boot, die da wären: zu wenig Platz, nach fest kommt ab, wenn sich was lösen soll, löst sich erst einmal gar nichts, umgekehrt, wenn was halten soll, löst es sich garantiert. Also alles normal und nach Einbau wird die Maschine neu gestartet.

Wassersammler Auspuffanlage

Was soll ich sagen: Schnurrt wie eine Nähmaschine. Wasseraustritt, Temperatur, alles in Ordnung. Lediglich bleibt der Öldruck weiterhin annähernd null. Wieder leuchte ich mit der Lampe den Motor ab, um ihn auf irgendwelche Leckagen zu überprüfen. Doch es ist alles dicht. Tja, da bleibt nicht mehr viel. Als Nächstes kommt die Ölpumpe in Verdacht. Mit besorgter Miene studiere ich das Handbuch und lokalisiere auf den Plänen das Corpus Delicti. Bei unserem Motor sitzt sie noch relativ günstig, trotzdem ist es ein enormer Aufwand, an sie heranzukommen, was natürlich wieder die Zerlegung des halben Motors voraussetzt. 

Yanmar Ölpumpe

Ich halte mich an dem dünnen Strohhalm fest, dass es vielleicht doch ein elektrisches Problem ist. Bevor ich mich erneut über den Motor hermache, baue ich das Bedienpanel aus und lege eine provisorische Leitung zum Ölgeber am Motor. Die Wahrscheinlichkeit eines Leitungsbruchs ist noch geringer als der Defekt der Ölpumpe, aber beim Starten schlägt der Zeiger aus und zeigt die gewohnten vier Bar an. Ich traue meinen Augen nicht und rechne jeden Moment damit, dass die Öldruckanzeige wieder in den Keller fällt, aber sie bleibt brav auf Normaldruck stehen und lässt sich auch nicht von meinen negativen Gedanken beeinflussen. Als Glück des Tüchtigen bezeichnet man so etwas bei uns in Deutschland, hätte ich doch sonst den halben Motor wieder zerlegen müssen. Die Leitung ist schnell verlegt und bald ist alles wieder zusammengebaut. Ein letzter Probelauf signalisiert, dass wieder alles in Ordnung ist. Das Projekt Motorrevision kann somit von der To-Do-Liste gestrichen und als abgeschlossen betrachtet werden. Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, aber als Laie, der noch nie einen Motor auseinander, geschweige wieder zusammengebaut hat, bin ich auch etwas stolz auf meine Leistung.

Black Monday in Papeete, Tahiti

So etwas muss natürlich entsprechend gefeiert werden, und so treffen wir uns mit der Crew der Nica und der Maria Noa im Les 3 Brasseurs zum Black Monday, bei einem Eimer Bier. Während die Maria Noa am Sonntag aus den Tuamotus in Papeete eintraf, folgte die Crew der Nica mit dem Flugzeug aus Europa einen Tag später. Trotz Jetlag ließ es sich die Crew der Nica nicht nehmen, an der Party teilzunehmen. Es zeigt also, dass Segler hart im Nehmen sind. Aber auch die Maria Noa hatte es nicht ganz einfach, aus den Tuamotus nach Papeete zu kommen. Wie so oft sind die Wettermodelle hier in der Region sehr ungenau und sogar manchmal gegensätzlich, was die Planung nicht gerade einfach macht. Es gibt viel zu erzählen, da wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben, und entsprechend lang wurde der Abend. Ich glaube, die beiden Crews hatten danach einen tiefen und festen Schlaf. Wir sind da schon ein bisschen routinierter, auch deutlich ausgeruhter und haben nicht so viel Nachholbedarf, was den Schlaf betrifft. In diesem Sinne bis zur nächsten Woche immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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