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Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist.  Papeete Uferstraße Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Se

Ein Lächeln öffnet Türen

Da sich wie erwartet nach der letzten Woche, als Bigboss seine Freigabe über meine Ersatzteile noch nicht erteilt hatte, nichts getan hat, stehe ich mal wieder geduldig vor der Magazintheke des Sin Tun Hin Shops und warte, bis ich an die Reihe komme. Johann begrüßt mich mit einem Lächeln, das ich erwidere. In Französisch-Polynesien zu lächeln öffnet oft verschlossene Türen wie von selbst – unterlässt man es, geht die Tür nie auf. Wie auch immer, er zieht einen Karton hervor, aus dem die Zylinderkopfdichtung, aufrecht stehend, eine bedenkliche Biegung annimmt und ich jetzt nicht genau weiß, ob ich heulen oder lachen soll. Ich entscheide mich für Letzteres und ziehe die Dichtung aus dem Karton, als wollte ich den Typ ablesen, und lege sie dann flach auf den Tresen. In seinem gebrochenen Englisch erklärt mir Johann, dass alle Teile, bis auf eines, angekommen sind.

Ersatzteile angekommen

Bei dem fehlenden Teil stellt sich jedoch heraus, dass bei der Übertragung meiner Bestellliste ein Zahlendreher vorgekommen ist. Zum Glück ist das Teil vorrätig und kommt ebenfalls in den Karton. Ich bedanke mich und peile zielstrebig und glücklich, jetzt endlich loslegen zu können, die Kasse an, zücke meine Kreditkarte und werde jäh von der Kassiererin gebremst. Von Johann erhielt ich eine Sammelnummer, von der ich ausging, mit dieser zu bezahlen. Weit gefehlt, die Teile müssen alle kontrolliert und abgehakt werden. Ich lächele. Also alles raus aus dem Karton und nach der Kontrolle wieder einpacken. Dummerweise ist ein Teil auf der Rechnung im Karton nicht zu finden. Suchend werde ich mit Blicken abgescannt, mit der flankierenden Frage, ob ich das Teil woanders eingesteckt habe. Selbst meine schönen blauen Augen und der Dackelblick, der sonst immer funktioniert, helfen bei der Dame nichts. Ich lächele. Also noch einmal alles raus aus dem Karton und das Ganze noch einmal. Leider blieb das Teil immer noch verlustig. Mittlerweile hat sich ein breitschultriger Security-Mann hinter mich gestellt und beobachtet die Aktion aufmerksam. Ich lächele. Nachdem das Teil auch bei der zweiten Überprüfung nicht aufgetaucht ist und der visuelle Check meiner Person auch negativ ausgefallen war (ich hatte ein T-Shirt, kurze Hosen und Flip-Flops an), wurde der Security-Mann auf die Suche nach dem fehlenden Teil geschickt. Unverrichteter Dinge zurückkommend, bat er die Kassiererin um die Stückliste und verschwand wieder. Ich lächelte. Aber auch das half nichts und so wanderten der Security-Mann und ich samt dem Karton mit meinen Ersatzteilen wieder zurück an den Magazintresen. Johann war inzwischen verschwunden und ein Kollege übernahm die Kontrolle. Jedes Teil auf der Liste wurde mit den Teilen auf der Theke verglichen und anschließend auf der Liste und am Teil gekennzeichnet. Zu guter Letzt stellt sich heraus, dass drei Teile fehlen, die zwar auf der Rechnung aufgeführt, aber nicht im Karton waren. Ein erneuter Scan des Security-Mannes meiner Person ergab keine Auffälligkeiten. Also wurden die noch fehlenden Teile aus dem Magazin aus gefasst und dem Karton hinzugefügt. Ich lächelte. Immerhin verzichtete die Kassiererin an der Kasse, die Teile ein weiteres Mal zu inspizieren und hielt mir den Kreditkartenleser unter die Nase. Mit knapp über 1000 Euro streikt meine erste Kreditkarte, doch die zweite akzeptiert den Betrag. Ich verabschiede mich und lächele.

Einzelteile putzen...

Zum Glück hat die Zylinderkopfdichtung den rauen Umgang überlebt und ich kann mit dem Zusammenbau beginnen. Nach und nach finden die Teile, die ich vier Wochen zuvor abgebaut hatte, wieder ihren Platz. Bis jetzt habe ich noch keine Schraube übrig und fehlen tut auch keine. Insofern sollte alles noch passen. Letztendlich wird sich zum Schluss zeigen, ob der Motor läuft. Ich bin da zuversichtlich und lächele.

... und wieder zusammenbauen

Aber im Gegensatz zu unserem Umfeld sind unsere Herausforderungen geradezu lächerlich. Die Crew der SY Tuvalu kämpft gerade gegen das österreichische Gesundheitssystem, ähnlich wie Don Quichotte gegen die Windmühlen, und mit der gleichen Effizienz, wie das auch in Deutschland der Fall wäre. Die Rückkehr, jetzt schon mehrmals verschoben, wird sich neu wohl in den Dezember hinausziehen. Die SY Fulmo liegt noch immer in Mexiko und wollte schon seit vier Wochen wieder unterwegs sein, um den Pazifik ein zweites Mal Richtung Marquesas zu überqueren. Bei der SY Maria Noa gibt es Probleme mit einem ihrer Saildrives und deshalb braucht sie einen Platz zum Auskranen in Papeete. Ja, und unser alter Schwede kann wahrscheinlich im Moment nicht sprechen, weil er sich seine Kauleiste in Thailand richten lässt. Die SY Freya ist auf dem Weg nach Fidschi und arbeitet sich am Wetter ab. Immerhin hatten wir Funkkontakt über Kurzwelle, was mich immer sehr freut. Lediglich die SY Lady Blue spielt glücklich auf Tonga mit Walen, was mir wieder einmal ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.

Sonntagsmarkt in Papeete, Tahiti

Es ist Sonntag und um 4.30 Uhr ist es noch dunkel. Trotzdem quälen wir uns aus der Koje und gehen auf den Markt. Am Sonntag ist immer ein großer Markt in Papeete. Das bedeutet, dass nicht nur die Markthalle Waren anbietet, sondern auch in den Nebenstraßen Stände aufgebaut sind, die frisches Obst und Gemüse anbieten. Leider muss man dafür sehr früh aufstehen. Des Weiteren wird an verschiedenen Ständen gegrilltes Schweinefleisch angeboten, welches hier in Papeete als Delikatesse gilt. Wir wollen das testen und stellen uns geduldig, mit einem Lächeln, in die schier endlose Schlange. Nach einer halben Stunde haben wir drei Portionen zu je 1000 XPF und sind gespannt, wie es schmecken wird. Auch frischer Thunfisch in allen Variationen wird angeboten. Die Qualität reicht von Bonito über Tiefrot bis Rose. Daneben diverse Rifffische, die man als Ausländer nur auf dem Markt kaufen kann. Einen selbst gefangenen Rifffisch würde ich wegen der Gefahr von Ciguatera nicht essen. Die Einheimischen kennen sich aus und wissen, welche Fische essbar sind. Trotz Müdigkeit schlendern wir über den Markt und kaufen an diversen Ständen Obst und Gemüse ein. Zurück auf der Katinka wird zunächst das Schweinefleisch probiert, das hervorragend schmeckt. Ein Lächeln zeichnet sich in mein Gesicht. Es lohnt sich also, am Stand anzustehen, um mal eine Portion zu probieren.

Schlange stehen beim Schweinefleisch

In diesem Sinne, allen Lesern und Feinschmeckern eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.



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