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Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist.  Papeete Uferstraße Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Se

Selbst ist der Mann

Eine ereignisreiche Woche geht zu Ende. Neben der Motorreparatur sind ja auch noch die Olympischen Spiele mit den Surfwettbewerben auf Tahiti. Die Tickets für die Veranstaltung sind schon lange ausverkauft und standen wegen Platzmangel sowieso nur wenigen zur Verfügung. Funktionäre boten die Eintrittskarten den Sponsoren zum Kauf an, sodass nicht viel für die Bevölkerung von Tahiti übrig blieb. Für das Fußvolk, zu dem wir uns dazu zählen, wurden Public-Viewing-Bereiche eingerichtet. In diesen Zonen gibt es einen Partybereich und einen Funbereich für die Kinder. Außerdem präsentieren sich verschiedene Organisationen und werben um Mitglieder. 

Publing Viewing in Papeete, Tahiti

Nachdem wir uns wieder in der Marina Papeete eingerichtet haben und der Liegeplatz bezahlt ist, können wir uns mit der Motorreparatur beschäftigen. Der Plan ist, den Yanmar-Service in Papeete zu aktivieren, um die Zylinderkopfdichtung zu wechseln. Also spreche ich bei besagtem Service vor. Grundsätzlich ist das kein Problem, aber. Immer wenn das Wort „aber“ kommt, weiß ich, dass ich es letztendlich selber machen muss. Also wir waren beim „aber“ stehengeblieben. Aber es sind im Moment Sommer- bzw. hier in Tahiti auf der Südhalbkugel Winterferien. Personal ist sowieso knapp und jetzt noch knapper. Florian, der den ganzen Servicebereich schmeißt, meint, er wird sehen, was er tun kann, und gibt mir Bescheid. Das Zweite, was ich in den fünf Jahren gelernt habe, ist die Floskel „Bescheid geben“, funktioniert nie. Ausnahmslos. Entweder du richtest dich auf eine lange Wartezeit ein, in der du dich immer wieder nach dem Stand erkundigst, bis es deinem Gegenüber endlich zu viel wird und er dir jemanden schickt, oder du machst es eben selbst. Auf dem Rückweg zur Katinka reift die Entscheidung, die Kopfdichtung selbst zu wechseln. 

Zylinderkopf

Das kleine Problem an der Sache: Ich habe noch nie so eine Kopfdichtung gewechselt. Anhand meines Teilekataloges studiere ich die Bauteile, die entfernt werden müssen, um überhaupt an die Zylinderkopfdichtung heranzukommen. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass fast der ganze Motor zerlegt werden muss. Tja, da hilft auch kein Jammern, also frohen Mutes ans Werk. Ich löse die Frischwasserleitungen und entferne die Ansaugrohre für den Turbolader, damit ich nachher den Ansaugkrümmer wegschrauben kann. Als Nächstes muss der Luftkühler weg und dann der Frischwasserkühler. Auch die Frischwasserpumpe ist mit dem Zylinderkopf verschraubt. Den Auspuff und die Lichtmaschine kann ich lösen und zur Seite legen. Um den Ansaugkrümmer abnehmen zu können, müssen noch die Dieselleitungen von der Einspritzung gelöst und, zumindest für Zylinder 1 und 2, von der Pumpe abgeschraubt werden. Jetzt geht auch der Ansaugkrümmer weg. Der Zylinderkopf liegt nun frei und kann demontiert werden.

Luftkühler

Soweit so gut. Ich habe mir eine Pause verdient. Wir gehen zum Public-Viewing und wollen die Surf-Wettkämpfe auf der großen Leinwand verfolgen. Die Sonne scheint und im Park ist eine Menge los. Auch wenn das Wetter für uns Nicht-Surfer optimal ist, ist es das für die Surfer eben nicht. Ohne Welle kann man nicht surfen, zumindest wenn die Welle das einzige Antriebsmittel ist. Die Wettkämpfe werden also auf den nächsten Tag verschoben. Schade! Trotzdem schauen wir uns alles an, finden sogar einen Eiswagen und gönnen uns ein Eis.

Olympische Spiele 2024 Fun Zone Papeete, Tahiti

Zurück auf dem Boot fange ich an, den Zylinderkopf zu demontieren. Der Zylinderkopf hat 18 Schrauben und leider liegen vier davon unter der Stößelbrücke. Die muss also auch noch weg. Ich bin begeistert. Inzwischen ist das Boot eine einzige Baustelle. Überall fliegen Motorteile umeinander. Das Problem sind nicht die Bauteile an sich. Das Problem ist: Sie sind rußig, ölig, einfach schwarz. Wenn man nicht aufpasst, versaut man hier alles. Unter den Fingernägeln sammelt sich der schwarze Dreck und sie sind kaum noch sauber zu bekommen. Vermutlich hilft da nur noch abschneiden. 

Ziemliche Drecksarbeit

Nachdem alles demontiert ist, nehme ich mir den Teilekatalog und suche alle Dichtungen und O-Ringe heraus, die ich beim Zusammenbau ersetzen möchte. Mit meiner Ersatzteilliste stehe ich am nächsten Tag wieder beim Yanmar-Service. Florian staunt nicht schlecht, als er sieht, dass ich die Zylinderkopfdichtung in der Hand halte. Er verspricht mir, die Teile möglichst schnell zu beschaffen, und liefert mir noch am selben Tag einen Kostenvoranschlag. Rund 800 € kosten die Ersatzteile, ein stolzer Preis für ein paar Dichtungen. Florian empfiehlt mir, wenn ich den Wasserkühlkreislauf schon ausgebaut habe, diesen komplett zu reinigen. Da werden wohl auch noch ein paar Dichtungen benötigt werden. Also weiß ich schon, was ich nächste Woche zu tun habe. Früher habe ich gearbeitet, um Geld zu verdienen. Heute arbeite ich, um uns unseren gemeinsamen Traum zu erfüllen. Es gibt Tage, da denke ich darüber nach, was jetzt besser ist, aber dann sage ich mir, der Arbeitsplatz ist unschlagbar und die Herausforderungen sind einmalig. Ich glaube nicht, dass ich in meinem früheren Leben einen Motor zerlegt hätte, und spannend ist es allemal, ihn wieder zum Laufen zu bringen. 

Frischwasserkühler

Jetzt gehen wir erst einmal mit Tim, der uns beim Anlegen in der Marina behilflich war und uns mit dem Beiboot in die Marina gezogen hat, ein Bier trinken. Montag ist in der Brauerei, in Papeete, immer „Black Monday“, Bier und Flammkuchen zum halben Preis. Bei den Ersatzteilpreisen müssen wir solche Angebote nutzen. Bis zur nächsten Woche immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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