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Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist.  Papeete Uferstraße Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Se

Bigboss, Herr der Ersatzteile

Der Shop zur Sing Tun Hin Marine liegt außerhalb von Papeete, am Ende eines Industriegebietes, das zahlreiche nautische und andere Unternehmen beherbergt. Der Weg dort hin ist, wie schon öfter beschrieben, weit, aber durchaus nicht langweilig. Im Stadtkern von Papeete trifft man auf Straßenmusiker, die auf Ukulelen und selbst gebauten Basstonnen die Passanten unterhalten. Meist eine Gruppe von vier bis fünf Mann; man hört schon von Weitem ihren Gesang und den unverwechselbaren Ton der Ukulelen. Ein Stückchen weiter kommt man dann an dem großen Fährterminal vorbei, an dem der öffentliche Verkehr zur Nachbarinsel Moorea aufrechterhalten wird. Die Fähren pendeln alle zwei Stunden, von morgens 5 Uhr bis abends 17 Uhr, zwischen den beiden Inseln. Somit ist an dem Terminal immer etwas los. Autos werden verladen, Menschen betreten über die lange Gangway die Fähre, Waren werden aus und eingeladen. Auf dem großen Vorplatz werden Ankommende vom Sicherheitspersonal geleitet oder angewiesen, ihr Fahrzeug an anderer Stelle abzustellen. Den unaufhörlichen Verkehr, der sich seit den frühen Morgenstunden über die vierspurige Straße mal zäh, mal weniger zäh, dafür immer laut quält, interessiert das, was am Terminal passiert, natürlich nur wenig. Vermutlich sind die Leute so auf den Verkehr konzentriert, dass sie von den Aktivitäten der Fähren gar nichts mitbekommen. Als Nächstes kommt man am Marinestützpunkt vorbei. Der Stützpunkt ist natürlich verriegelt und verrammelt und am Eingang mit einer Schranke und schweren Eisentoren versehen. Ohne besondere Erlaubnis und unkontrolliert schon gar nicht hat hier keiner Zutritt. Der Zaun ist oben noch einmal mit einer Stacheldrahtrolle gesichert und bestimmt auch videoüberwacht. Zwischen den Gebäuden hindurch kann man einen Blick auf den Hafenbereich erhaschen. Hier liegt meist eine Fregatte oder ein Schnellboot der Marine, oft auch beides. Am Nachbarsteg findet man manchmal auch ein Schiff der US Coast Guard. Wobei ich mich schon gefragt habe, was das hier in Papeete eigentlich macht. Nach dem Marinestützpunkt fängt dann das weitläufige Industriegebiet an. Hier gibt es praktisch alles. Vom Baumarkt über den Marineshop bis zum Computerladen, es werden Farben gemischt, Getränke gelagert und Bleche verarbeitet. Es gibt ein paar größere und kleinere Werften und sogar einen Laden, der Klaviere verkauft. Reifenhändler und Autowerkstätten fehlen genauso wenig wie Diskotheken, die hier draußen niemanden stören. Durch die stets große Hitze stehen die meisten Tore offen und man kann sehen, was in den einzelnen Betrieben abläuft. Über einen kanalisierten Wasserlauf, der in das große Hafenbecken von Papeete mündet, kommt man in den ruhigeren Bereich der Industrieansammlung. Nach gut einer halben Stunde Fußmarsch erreiche ich den Shop der Sin Tun Hin Marine. Ich möchte den Druck ein bisschen aufbauen und frage nach meinen Ersatzteilen. Wohl wissend, dass diese Aktion in Polynesien nichts bringt und sich der Polynesier durch meine Anwesenheit auf keinen Fall aus der Ruhe bringen lässt. Aber ich habe von Tevaite den Namen erfahren, wer für die Ersatzteile zuständig ist. Tevaite ist die Sekretärin, die den Motorservice betreut, und als ich meine Rechnung bezahle, habe ich Sie nach dem Namen gefragt, den Sie mir bereitwillig nannte. Ich frage also nach Johann und werde auch so gleich fündig. Nach einem kleinen Smalltalk – der Smalltalk ist in Polynesien sehr wichtig, um Vertrauen aufzubauen – zieht er einen Zettel hervor, mit meiner Ersatzteilliste. Er weiß also sogleich, wen er vor sich hat, und spätestens jetzt weiß ich, dass ich an der richtigen Stelle gelandet bin. Es möge jetzt der ein oder andere meinen, das Ziel wäre erreicht. Mitnichten, Smalltalk und Vertrauensbildung können in Polynesien auf keinen Fall die Abläufe verändern. Die Teile sind zwar da, können aber aus dem Lager nicht aus gefasst werden, weil sie der Bigboss noch nicht freigegeben hat. Immerhin erfahre ich, dass das so um eine Woche dauert. Wollen wir hoffen, dass Bigboss nicht in den Sommerferien ist und nach drei Wochen wiederkehrt. Die WhatsApp-Nummer wird zum zehnten Mal ausgetauscht und man verspricht mir, sich zu melden. Das hat auch noch nie funktioniert, und so werde ich mich am Montag wieder auf den Weg machen und der Sin Tun Hing Marine einen Besuch abstatten, in der Hoffnung, Bigboss hat die Lieferung freigegeben. Aber es ist ja nicht so, als ob wir an Bord nichts zu tun hätten. Die Starlink-Antenne hat nun ihr festes Zuhause gefunden und an der David habe ich auch ein paar Stellen gefunden, die einer Ausbesserung bedürfen. Die Wasserpumpe, die wir letzte Woche gewechselt haben, tut ihren Dienst und so können wir wenigstens wieder einen Punkt von unserer langen, langen „To Do Liste“ streichen. Das Feiern haben wir auch nicht verlernt und so verbringen wir jeweils einen schönen Abend in der Cocoon Lounge und im Lou Pescadou, die wir sehr empfehlen können. Mittlerweile hat es unser Zeitungsartikel aus der Stuttgarter Zeitung um die halbe Welt geschafft. Wir werden jetzt schon am Ankerplatz angesprochen: „Hey, ihr seid doch die aus der Stuttgarter Zeitung!“ „Wir haben euren Artikel gelesen.“ Das finden wir natürlich super und freuen uns darüber. Erstaunlich, wie sich so ein Artikel verbreitet. In diesem Sinne immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Papeete bei Nacht, Tahiti

Rostige Davidhalterung


Starlink-Halterung an Bord der Katinka


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