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Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist.  Papeete Uferstraße Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Se

Neue Segel auf der Katinka

In Panama haben wir die verschlissene Genua flicken lassen. Über den Pazifik, bis zu den Gambiers, hat dann das Großsegel sehr gelitten. Zunächst weil kein Wind vorhanden und das Schlagen des Segels kaum zu verhindern war, dann weil der Wind auf den letzten Meilen doch noch bis 30 Knoten anstieg. Beide Situationen haben ihre Spuren hinterlassen. Immer wieder haben wir Pflaster darüber geklebt und so sind wir noch einmal über 2000 Meilen, bis Tahiti gesegelt. Doch irgendwann ist es auch mal mit dem Kleben zu Ende. Zum Schluss konnte man das Groß nicht mehr anfassen, ohne dass sich ein Riss gebildet hat. Die letzten 800 Seemeilen von den Marquesas nach Tahiti, die ich einhand segelte, waren grenzwertig. 

Moorea bei Sonnenuntergang, Tahiti

Da Gaby sich in Deutschland aufhielt und es ohnehin abzusehen war, dass wir längere Zeit auf Tahiti verweilen, war der Zeitpunkt günstig, neue Segel zu bestellen. Am 20.03. erteilte ich den Auftrag für eine Genua und ein Großsegel. Der Segelhersteller in Greifswald arbeitet mit einem Hersteller in Thailand zusammen. Die Lieferzeit wurde mit sechs Wochen angesetzt. Es dauerte dann etwas über zwölf Wochen, aber kleine Verzögerungen muss man eben einkalkulieren. Zumindest war die Kommunikation immer hervorragend und wenn ich eine Frage stellte, wurde sie bis zum nächsten Tag beantwortet. Für die Zollabwicklung beauftragte ich einen hiesigen Agenten, was sich als sehr clever erwies. Der kostete zwar noch einmal 200 € extra, die Zollabfertigung war aber in zwei Tagen erledigt. Als Yacht in Transit wurden auch keine weiteren Zollgebühren fällig. Am 27.06. ist es dann so weit. Die Segel aus Thailand haben den Zoll in Papeete durchlaufen und sind bei meinem Agenten abholbereit.

Zwei Segel und Zubehör, alles in einer Pappschachtel 

Ich stehe vor einem schweren Paket und versuche den Sackkarren darunterzuschieben. Knapp 65 Kilo zerre ich, in teils gebückter Haltung, über den Asphalt. Auf dem Bürgersteig Hindernisse umfahrend erreiche ich, völlig durchgeschwitzt, den Eingang zur Marina. Nur noch über den Steg zum Boot kommen und dann ist es geschafft. Irgendwie frage ich mich, wie zwei Segel, das eine 46qm, das andere 33qm inklusive Latten, in eine Kiste, mit den Abmessungen 60x80x60cm, passt. Immerhin ist die längste Latte auf der Katinka vier Meter. Um so erstaunter bin ich, dass alles vorhanden ist. Die Segel in zwei Segelsäcken sauber verpackt und eine zwölf Meter lange Latte zu einem Ring, mit Kabelbindern, zusammengerollt. Die alten Segel sind schnell abgeschlagen und die neue Genua ist ebenso schnell eingezogen und aufgerollt. Da Wind aufkommt, verzögert sich die Montage des Großsegels um ein paar Tage.

Neues Groß auf der Katinka, Papeete Tahiti

Der Mara'amu, ein kräftiger Ostwind, der von Zeit zu Zeit in Französisch Polynesien einmal auftritt, bremst unseren Tatendrang ein wenig. Doch speziell in Papeete stellt sich bald wieder das ruhige Wetter ein, welches wir hier gewohnt sind. Leider erweist sich die Montage des Großsegels nicht ganz so einfach wie gedacht. Es fängt damit an, dass die Mastbefestigungen nicht so angeordnet sind, wie ich diese auf dem Plan vermerkt habe. Es gibt zwei verschiedene Arten von Mastrutschern. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr, aber auf der Katinka gibt es zwei. Der eine Mastrutscher hat eine Schraube und wird mit der am Segel montierten Lattenaufnahme verschraubt. Der andere Mastrutscher hat einen Bolzen, der eine am Segel vernähte Lasche aufnimmt. Die Mastrutscher an sich sind auf einem Profil am Mast montiert und bewegt sich mittels Kugeln nach oben und unten, wenn das Segel mit dem Fall bewegt wird. Insgesamt gibt es auf der Katinka elf Mastrutscher, fünf für die Latten und sechs für die Ösen. In der alten Version waren zwischen den zweituntersten Latten jeweils zwei Ösen eingesetzt. Bei der neuen Version wechselt immer ein Rutscher mit Öse und ein Rutscher für eine Latte ab. 

Mastrutscher. Oben mit Schraube, unten mit Öse.

Die Anordnung zu wechseln ist nicht so ganz einfach, da beim Entfernen eines Mastruschers aus dem Profil die Kugeln herausfallen. Eine sehr unangenehme Sache, weil diese Kugeln die Eigenschaft haben über Bord zu springen. Verhindert man dies, lassen sie sich nur sehr schwer wieder einfädeln. Darum ist es besser, sie im Profil zu belassen. In meiner Backskiste finde ich noch ein Stück Profil, sodass ich mit dem Profilstück aus dem Mast, zwei Stücke zur Verfügung habe und die Mastrutscher darauf parken kann. Ich bringe die Segelbefestigungen also in die richtige Reihenfolge und kann nun endlich mit der Montage des neuen Großsegels beginnen. Wir kommen zur ersten Lattentasche und eine vier Meter lange Latte wird jetzt benötigt. Mit einem Seitenschneider zwicke ich einen Kabelbinder nach dem anderen ab. Die Spannung auf dem Ring ist enorm. Gaby hilft mir und als wir an den letzten Kabelbinder kommen ist es mir lieber, sie ist nicht so nahe dran. Ich schicke sie also weg, beachte dabei aber nicht, dass ich selber ungünstig stehe. Es macht Zwick, Peng, Hollaröduillö. Der Segellattenring springt auf und peitscht auf meinen linken Fuß. Immer wieder der linke Fuß denke ich noch, bevor ich vor Schmerzen die Besinnung verliere. Ich kann mich gerade noch an der Genuaschot festhalten und freue mich schon mal auf Weihnachten. Nach geraumer Zeit geht es dann mit der Segelmontage weiter. Segellatte zuschneiden, einfädeln, Mastrutscher montieren. Hinterher stellt sich heraus, dass zwei Zehen gebrochen sind und der Große blau anläuft. Jetzt laufe ich vermutlich sechs Wochen getapet durch die Gegend, bis die Knochen wieder zusammengewachsen sind. Na gut, es gibt Schlimmeres. 

Zwei gebrochene Zehen und ein blauer Großer

Jedenfalls hat die Katinka jetzt wieder neue Segel und ist für weitere Abenteuer bereit. Um meine Schmerzen zu lindern, werden wir heute unseren Sundowner auf der Lady Blue nehmen. Horst, den wir in der Karibik kennengelernt haben, ist vor ein paar Tagen in Tahiti angekommen und hat jetzt einen Platz in der Papeete Marina ergattert. Dass das nicht so einfach ist, hab ich ja schon an anderer Stelle erwähnt, darum muss das natürlich gebührend gefeiert werden. Meinem Fuß wird es guttun.
Bis zum nächsten Mal, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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