Direkt zum Hauptbereich

Video Specials

Glück des Tüchtigen

Der schon bekannte Weg hinaus aus Papeete in das angrenzende Industriegebiet, das sich rund um den Hafen erstreckt, liegt am Morgen noch im Schatten und es ist schön kühl. Die Vögel in einem der zahlreichen Bäume, die die Uferstraße säumen, übertönen den Morgenverkehr. Auch die alten Männer, die sich jeden Tag, gekleidet in ihren bunten Hawaii-Hemden, treffen und mit ihren Ukulelen Musik machen, sind schon dort. Der typische polynesische Klang ist schon von Weitem zu hören. In Papeete gehen die Leute schon früh ihren Geschäften nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass schon einiges auf der Straße los ist.  Papeete Uferstraße Nachdem mein Schalldämpfer der Auspuffanlage durch die Überhitzung bei der Ankeraktion in Moorea zum Teil geschmolzen ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Bei Yanmar heißt dieser Dämpfer „Wassersammler“, obwohl er gar kein Wasser sammelt, sondern es lediglich über ein paar eingegossene Züge an seinem Durchfluss hindert. Im Prinzip laufen Abgase und Se

Motorschaden

Der Wind pfeift mir um die Ohren, während wir vor Moorea stehen, die Schleppleine spannt und ich das Großsegel setze. Laut Wettervorhersage soll es jetzt neun Knoten haben. Tatsächlich haben wir fünfzehn Knoten Wind und die Wellenhöhe ist auch keine 1,5 Meter, sondern drei Meter. Ich schaue etwas besorgt, weil ich weiß, was da auf uns zukommt.

Cook Bay Moorea

Ein paar Tage zuvor: Wir liegen immer noch in der Cook Bay vor Anker. Der Wind frischt ein wenig auf und immer wieder fallen Böen von über 30 Knoten in die Bucht. Eine englische Yacht kommt rein und lässt den Anker viel zu dicht an unserem fallen. Als er sein Missgeschick bemerkt und wieder Anker aufgeht, ist es für uns zu spät. Unser Anker fängt an, zu slippen. Ich starte den Motor und wir holen den Haken ein. Um von den anderen freizukommen, suchen wir uns einen Platz mit mehr Raum. Leider ist es dunkel und die starken Böen machen das Manöver nicht gerade einfach. Plötzlich sehe ich Rauch aus dem Salon und der Motorentlüftung aufsteigen. Mich ergreift Panik, da ich zunächst denke, unser Boot brennt ab. Kurz darauf geht der Motoralarm an. Gaby, die vorne am Anker steht und von alldem nichts mitbekommt, rufe ich zu, den Anker sofort herunterzulassen. Etwas verwirrt: Was ist jetzt schon wieder los? – fällt der Anker auf drei Meter. Ich schalte den Motor aus und der Rauch lässt nach. Unter der Salonsitzbank, unter der der Motor verbaut ist, zischt und brodelt es. Die Zylinderkopfdichtung hat sich spektakulär verabschiedet. Somit dürfte jetzt auch geklärt sein, woher der Öldruckverlust und der Leistungsverlust gekommen sind. Dass der Spezialist auf den Marquesas und vor allem der Yanmar-Service in Papeete die Ursache nicht feststellen konnte, spricht wohl für diesen Service.

Motorschaden

Ich gehe vor zu Gaby und sag: „Gib ein bisschen mehr Kette, das muss jetzt halten, sonst haben wir ein Problem.“ „Was ist passiert?“, fragt sie. Ich sage ihr, dass der Motor kaputt ist. Fassungslos schaut sie mich an. Wir liegen jetzt ganz gut und die nächsten Tage verbringen wir damit, zu organisieren, wie wir hier wieder wegkommen und wo wir am besten den Schaden reparieren können. Die SY Freya ist schon weg und auch die SY Lady Blue liegt nun in der Nachbarbucht. Die größere Frage ist allerdings: Wohin? Für Tahiti spricht die kürzere Distanz. Raiatea wäre mir persönlich lieber, weil ich gehört habe, dass die Werft dort ansprechende Arbeit abliefert. Wir sprechen das Für und Wider ab und entscheiden uns für Raiatea. Helmut von der Freya, der perfekt Französisch spricht, klärt dies für uns ab. Doch beide Werften winken wegen Überarbeitung ab. So bleibt uns nichts anderes übrig, als doch wieder nach Tahiti zurückzusegeln. 18 Meilen gegen den Wind.

Katinka im Schlepp, Moorea

Das Großsegel ist oben und ich kappe die Schleppleine zur SY Lady Blue. Horst ist aus der Opunohu Bay kurz vor seiner Abreise nach Raiatea herübergekommen und hat uns ins freie Wasser geschleppt. Mit einem Windwinkel von 40° fangen wir an aufzukreuzen. Später schaffe ich sogar 32°, ein neuer Amwindrekord auf der Katinka. Der Wind kommt aus Ostsüdost, genau aus der Richtung, wo wir hinwollen. Für Mensch und Material mal wieder ein Höllentrip. Zumal die Wettervorhersage wieder einmal die durch örtliche Gegebenheiten abweichenden Bedingungen großzügig ausreizt. Der Wind kommt also nicht aus Südost mit 12 Knoten, sondern wie schon erwähnt fast aus Ost und hat eine Stärke von 22 bis 26 Knoten, in der Böe bis 32 Knoten. Dementsprechend ist auch die Welle nicht moderate 1,5 Meter hoch, sondern eben drei Meter. Anfänglich segeln wir genau Richtung Nord. Durch Segeltrimm schaffen wir aber immerhin dann 10° nach Ost. Es wird also eine lange Reise. Um 15.00 Uhr sind wir losgesegelt, um 17.00 Uhr setzt hier in 17° Süd die Dämmerung ein. Der Unterschied ist einfach: Man sieht im Vorfeld nicht mehr, dass es kracht, man hört es nur noch. Die Pazifikwelle hat deutlich mehr Energie als die Atlantikwelle und versucht uns immer wieder von unserem Kurs abzubringen, der immer noch 10° ist. Im Nordosten taucht die Marlon Brando Insel Onetahi auf. Bei den Einheimischen heißt die Insel nur noch Brando-Insel, weil dort einmal ein Film mit ihm gedreht wurde. Dummerweise liegt vor der Insel, die zu einem kleinen Atoll gehört, ein militärisches Schießgebiet. Um kurz nach 20.00 Uhr sind wir schon fast mittendrin, bis mir klar wird, was die Symbolik auf der Karte eigentlich bedeutet. Also denke ich, es ist wohl besser zu wenden, und leite dieses auch sogleich ein. 180° ist der neue Kurs, somit direkt nach Süden und wieder keinen Zentimeter nach Ost. Auch jetzt kitzele ich alles aus den Segeln heraus und schaffe das ein oder andere Grad nach Ost. Dazu kommt, dass der Wind nach gut einer Stunde auf Ostnordost dreht und wir einen Kurs von 160° anlegen können. Um 0.20 Uhr sind wir in der Abschattung von Tahiti, im Kanal zwischen Moorea und Tahiti. Dadurch, dass der Wind plötzlich weg und die Fahrt aus dem Katamaran draußen ist, ist es das natürlich auch mit der Wende. Eine Halse muss es richten und nimmt uns wieder wertvolle Strecke Richtung Ost. Langsam kommt wieder Fahrt in unsere Katinka, aber der Wind lässt nicht lang auf sich warten und so pflügen wir mit bis zu 6 Knoten durch die Welle, die nach wie vor infernalisch an die Bordwände klatscht. Der Wind hat wieder auf Ost zurückgedreht und wir lassen die Brando Insel jetzt deutlich an Backbord liegen. Die Idee ist, mit diesem Schlag auf die Höhe von Papeete zu kommen und dann, nach der Wende, einfach nach Süden zu segeln. Doch wie das im echten Leben so ist, gibt es immer eine Diskrepanz zwischen der Idee und dem tatsächlichen Umsetzen. Der Wind dreht immer weiter nach Nordost und zwingt uns um 3.00 Uhr zu wenden, da wir sonst wieder nach Westen abdriften würden. Inzwischen haben wir 30 Knoten Wind und die Bedingungen sind nicht einfach. Wir fahren die Wende und schaffen es genau, nach Süden zu fahren. Doch das Glück des Tüchtigen ist uns diesmal hold. Je näher wir an Tahiti herankommen, desto mehr dreht der Wind auf Südost und wir erreichen die letzte Meile nach Osten und können direkt auf den Papeetepass zuhalten. Unser Empfangskomitee besteht aus Tim von der SY Nica und Ralf von der Barbarella. Wir haben das vor unserer Abreise aus Moorea mit Gorm, dem Eigner der SY Nica, organisiert und stehen seit geraumer Zeit mit Tim in Kontakt, der hinter dem Pass auf uns wartet. Eine halbe Meile vor dem Pass setze ich mich mit der Portcontrol Papeete über Kanal 12 in Verbindung und melde meine Ankunft an. Ich bekomme die Freigabe und wir laufen in den Pass ein und bergen kurz danach die Segel. Puh, nach 83 Seemeilen und 22 Stunden haben wir eine Distanz von 16 Meilen überbrückt. Ich will nur noch schlafen! 

Wieder auf Tahiti.

Aber zuvor muss unsere Katinka noch in die Box der Papeete Marina. Helmut von der SY Freya hat uns seine, die er bis September bezahlt hat, zur Verfügung gestellt. Tim und Ralf schleppen uns mit dem Beiboot in den Hafen. Nachdem wir festgemacht haben, fällt so einiges von uns ab und wir fühlen uns beide erleichtert. Morgen sehen wir weiter und schauen, ob wir den Motor repariert bekommen. In diesem Sinn, wie immer, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Kommentare

  1. Lieber Ralf, na bei euch ist es ja auch nicht langweilig. Wir kommen Anfang Oktober nach Papeete und wünschen uns sehr dass ihr noch da seid … und wünschen euch, dass ihr schon längst mit repariertem Motor auf und davon seid. SY MariaNoa

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts