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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Landgang

Zwei Kübel Wasser leere ich über mich hinunter. Ich steh am Heck und schaue aufs Meer hinaus, während ich mich einseife. Von wegen Shampoo schäumt nicht, wenn man es mit Salzwasser benutzt. Vielleicht liegt es auch am Verschmutzungsgrad des Objekts. Im Hintergrund trommelt es in Vaitahu, dem kleinen Dorf auf Tahuata, in der gleichnamigen Bucht, in der wir gerade liegen. Es hört sich an, als ob dort ein Kriegstanz stattfindet. Ich werde den Gedanken nicht los, dass der Kochtopf schon parat gemacht wurde, um uns als Festschmaus vorzubereiten. Das Trommeln klingt aggressiv und hält eine ganze Weile an. Ich springe ins Wasser, was mir bei mehr als 28°C, keine Mühen bereitet. Wenn ich schon im Kochtopf enden soll, dann wenigstens sauber.

Ankerfeld Vaitahu, Tahuata

Allerdings war bei unserem Landgang, den wir heute gemacht haben, um die Insel etwas kennenzulernen, von Aggressivität, nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Menschen sind hier sehr nett und freundlich. Aber wir haben uns natürlich vorbereitet und uns über die Geschichte der Marquesas informiert. Die einzelnen Clans, die in Tälern aufgegliedert waren, haben sich bis aufs Blut bekriegt und nicht wenige, der unterlegenen Feinde, wanderten in den Topf. Wobei Männer niedrigen Ranges und Frauen im allgemeinen, kein Menschenfleisch aßen. Wie auch immer, die Zeiten sind vorbei, was bleibt sind die Traditionen und die verschiedenen Rituale, die mit lautem Trommeln einhergehen. Der erste Europäer, der Tahuata entdeckte, war der Spanier Alvaro Mendana de Neira, am 25 Juli 1595. Er verbrachte ein paar Tage in der Bucht von Vaitahu, welche er „Bay of the Madre de Dios“ nannte. 180 Jahre später, 1774, kam dann James Cook in diese Bucht. Doch die Marquesas waren nicht so einfach zu missionieren. Erst 1838 setzte Dupetit-Thouars auf Tahuata Missionare ab, die er bei seinem zweiten Besuch, 1842 auch noch vorfand.

Erinnerung an Dupetit-Thouars

Der Schweiß fließt in strömen und tropft unaufhaltsam auf die Betonplatten, die die Straße nach Motopu, im Nordosten der Insel, markieren. Wir ziehen, wie ein mit Beton gefüllter Laster, eine triefende Spur hinter uns her. Von der Ankerbucht ist im Norden ein Kreuz am Hügel auszumachen und wir wollen wissen, was es mit dem auf sich hat. Wir haben uns gut vorbereitet. Neben gutem Schuhwerk, haben wir auch diesmal eine Flasche Wasser dabei. An den zahlreichen Zitronenbäumen, am Wegesrand, pflücken wir uns eine ab und pressen ihren Saft in die Flasche. Die Zitronen sind hier nur Tischtennisball groß, haben aber eine Intensität, die seines gleichen sucht. Für eine 1,5 Liter Flasche reicht eine, dieser kleinen Dinger, vollkommen aus. Es geht zum Teil, steil bergan. Unter den großen Bäumen suchen wir den Schatten, was sehr angenehm ist, aber nicht viel nutzt. Über den Kamm weht eine kühle Brise und wir genießen den Blick auf die Bucht und die Westküste von Tahuata. Unterhalb des Kreuzes steht eine Madonnenfigur geschützt durch eine kleine, künstliche Grotte. Die Betonplatten sind inzwischen einer Schotterpiste gewichen und wir folgen der Straße weiter Richtung Norden. Hiva-Oa ist nur durch einen schmalen Kanal getrennt und wir sehen die Südwest Küste. Hier oben gibt es viele Bauernhöfe. Es werden Zitronen, Mangos und Kokospalmen, angebaut. 

Zitronenbaum auf Tahuata, Marquesas

Ab und zu findet man auch ein paar Schweine, in einem kleinen Verschlag. Da uns der Weg, nach Motopu, zu Fuß, zu weit ist, kehren wir irgendwann um, und laufen ins Dorf zurück. Jimmy hat zwar heute keine Lust zu arbeiten, aber er hat freundlicherweise das Internet offen gelassen und so können wir uns auf einer Bank unter einem schattenspendenden Mango Baum, ausruhen und unsere Nachrichten abrufen. Leider sind die 10 GByte von meiner Pre-Paid Karte, für diesen Monat schon wieder aufgebraucht, so dass ein offenes Wifi immer sehr hilfreich ist. Gerne hätten wir auch etwas getrunken, und der Hunger plagt uns auch ein wenig, aber wir haben uns hier in Französisch Polynesien daran gewöhnt, dass es keine Restaurants im herkömmlichen Sinne gibt. Auch bei Jimmy muss man per WhatsApp vor-reservieren und hoffen, dass noch weitere Gäste den Weg zu Jimmy gefunden haben. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als aufs Boot zurück zu kehren und unsere Essensbestände zu plündern. Letztendlich ist für mich, als Halbschwabe, das sowieso viel lieber, da man doch etwas Geld sparen kann und weil wir ja „Low Budget“ unterwegs sind, hilft das der Reisekasse ungemein. 

Tromeln auf Tahuata, Marquesas

Trotzdem müssen wir dem Trommeln noch näher auf den Grund gehen und deshalb können wir unseren Ankerplatz noch nicht verlassen. Allzu neugierig sind wir, was es mit der Trommelei tatsächlich auf sich hat. Deshalb bleiben wir noch ein bisschen, um dieses Rätsel zu lösen. Bis dahin wünschen wir euch, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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