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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Maria und wie sie auf den Gambiers zum Himmel fährt

Die Einfahrt zum Pass liegt vor uns. Pass ist schon fasst übertrieben. Es ist ein Zick Zack Kurs. Wir stehen vor Akamaru und wollen in das Flachwasser hinein. Der Pass wird 100 Meter nach der Einfahrt von einem Korallenstock versperrt, den muss man nach steuerbord umfahren, um direkt danach wieder einen Boomie vor sich zu haben. Der Pass ist schmal, ehe man dann im Flachwasser ist. 1,5 Meter bei Hochwasser, einen Meter bei Ebbe. Auf der großen Sandfläche stehen immer wieder kleine Korallenstöcke, sogenannte Boomies, die es zu umfahren gilt. 

Ankerplatz Akamaru, Gambier Islands

Wir werfen den Anker auf 1,5 Meter. Der Wind fällt in Böen bis 25 Knoten in das Ankerfeld und bei 15 Knoten Westwind rucken wir, immer wieder, in den Hahnepot ein. Gaby ist begeistert und möchte am liebsten gleich wieder weg. Eigentlich ist es hier wunderschön. Die Farben leuchten und das Ankerfeld ist riesig. Um diese Jahreszeit sind wir allein. Im ganzen Archipel gibt es nur noch zwei Boote. Die schwedische Hathor und unsere Katinka. Mit seinen zwei Meter Tiefgang hätte Christer hier keine Chance. Wir mit unseren 1,10 Meter schaffen es gerade so. Bei Niedrigwasser haben wir noch einen Meter Wasser unter dem Tiefenmesser. Zieht man den Kiel noch ab, ist das die sogenannte Handbreit. Selbst mit dem Dinghy muss man sich hier den Weg an Land suchen. Ein kleiner Hai schwimmt neugierig, im kristallklaren Wasser, um unser Boot. Um uns herum leuchtendes Türkis. Ein Traumankerplatz bei Südwestwind, noch besser bei gar keinem Wind. 

Türkis

Warum sind wir aber trotz diesen Wetterbedingungen hier? Wir waren mal wieder beim BBQ in Taravei und erfahren dort, dass Maria von Mangareva für elf Monate nach Akamaru umzieht. Zu Maria Himmelfahrt am 15. August. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, und uns gleichzeitig auch noch die Insel anschauen. Auch wenn es über Nacht stark windet, finden wir etwas Schlaf und werden früh am Morgen von den ersten Booten, aus Mangareva, geweckt. Draußen vor dem Pass wartet das städtische Pontonboot, da das Flughafenpassagierschiff, wegen seinem Tiefgang, nicht in die Lagune einfahren kann. Maria wird also umgeladen und mit Pauken und Trompeten, an Land gebracht. Nur sind es in Polynesien keine Pauken und Trompeten, sondern Gitarre und Ukulele. 

Gaby am Strand von Akamaru, Gambier Islands

Wir fahren ebenfalls an Land und machen das Dinghy an einem umgefallenen Baumstamm fest. Ich bringe einen Heckanker, im schneeweißen Sand, aus. Maria ist inzwischen auf dem Steg eingetroffen und wird auf einer Trage von vier „Jungfrauen“ auf den Schultern gehalten. Eine Menge Leute sind von Mangareva herüber gekommen, um der Prozession beizuwohnen. Der Zug formiert sich und läuft unter Musik und Gesang der Kirche entgegen. 

Maria auf Akamaru, Gambier Islands

Die Kirche mit ihren zwei Türmen ist natürlich, für die Insel, viel zu groß geraten, obwohl sie heute nicht alle Besucher aufnehmen kann. Laval hat mit seinen Missionaren Akamaru zuerst besiedelt. Die Kirche ist also die älteste auf den Gambiers. 

Kirche auf Akamaru, Gambier Islands

Zahlreiche Steinhäuser stehen verfallen im Dschungel. Die Natur holt sich eben alles wieder zurück. Die Häuser die genutzt werden und natürlich die Kirche selbst, stehen in einem wunderschön gepflegten Garten. Da wir selbstverständlich den Einheimischen den Vorrang lassen, können wir am eigentlichen Gottesdienst nicht teilnehmen, die Kirche ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns auf der Insel ein bisschen um. Während die alten Steinhäuser, aus der Missionarszeit zerfallen, bewohnen die wenigen Polynesier, die hier auf der Insel leben, ihre hier üblichen Holzhäuser. Wir laufen durch einen Bananenhain auf eine Vanille Plantage zu. Hier wird auf zwei Fußballfeld großen Flächen, Vanille angebaut. Die Luft duftet süßlich nach den Schoten. Ein Einheimischer erklärt uns stolz, dass ihm das hier alles gehört. Wir freuen uns für ihn. 

Vanille auf Akamaru, Gambier Islands

Zurück an der Kirche, haben sich der ein oder andere, der auch keinen Platz innerhalb des Gotteshauses gefunden hat, im Schatten, ein Plätzchen gesucht und wartet auf das Ende des Gottesdienstes. Im Nebengebäude der Kirche ist ein kleiner Imbissstand aufgebaut. Auf dem Hof finden wir einen kleinen Backofen, der aus der Gründerzeit stammen muss. Nach 1,5 Stunden wird Maria wieder aus der Kirche getragen. Wir wundern uns, hieß es doch sie bleibt für elf Monate dort. Aber das ist auch so. Die Gemeinde stellt sich nur für eine weitere Prozession auf. Maria wird noch einmal über die Insel getragen, bis sie schließlich, tatsächlich für elf Monate, in der Kirche verweilt. So also fährt Maria, auf den Gambiers, zum Himmel. Wir verabschieden uns von der Insel und wollen die Flut nutzen um wieder nach Mangareva zu segeln. 

Wir auf Akamaru, Gambier Islands

Hat man einmal den Track am Plotter aufgezeichnet, ist es einfacher wieder herauszufinden. Allerdings muss man schon aufpassen, wo genau die Korallenstöcke stehen. Wir nutzen da Satellitenbilder auf OpenCPN und halten natürlich Ausschau vorne am Bug. Mit dem Segeln wird es leider nichts, weil der Weg, zurück nach Mangareva, mit Perlmuschelbojen gespickt ist. Die Dinger gibt es im gesamten Archipel und sind, bei einem Seegang von einem Meter, erst ziemlich spät zu erkennen. Man muss also ständig aufpassen und den Kurs korrigieren. Unter Segeln ist das sehr mühsam. Deshalb fahren wir unter Maschine zurück und erreichen ein windgeschütztes Ankerfeld, indem wir eine ruhige, tief schlafende Nacht verbringen. Diese wird die letzte für die nächsten Tage sein, da schon das nächste Tief mit bis zu 50 Knoten Wind, vor der Haustür steht. Die nächsten Tage bringen also wieder kalte Luft aus Süd, sodass wieder lange Hosen und Wollsocken, angesagt sind. Wenn wir bis nächste Woche nicht erfroren sind, melden wir uns wieder und wünschen euch solang, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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