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Video Specials

Sterben Economy-Flüge im Computerzeitalter aus?

Der Film, den ich ausgewählt habe, unterhält mich nur mäßig. Die Nebengeräusche sind trotz voller Lautstärke der Kopfhörer enorm, sodass ich bei längeren Dialogen, bei denen in normaler Sprachintensität gesprochen wird, nicht alles verstehe. Ich habe das Gefühl, dass durch die Kopfhörer das Fluggeräusch, ein monotones Rauschen, noch verstärkt wird. Das Display zeigt mir eine Flughöhe von fast 12000 Metern und eine Geschwindigkeit von über 900 Kilometern pro Stunde an. Am oberen Rand des Bildschirmes bewegt sich ein kleines Flugzeug und färbt den weißen Balken hinter sich blau ein. Eine Zeitangabe gibt die geflogene und die noch zurückzulegende Zeit an. Ja, die technischen Spielereien haben sich seit dem Computerzeitalter gewaltig verändert.  Abflug Tahiti Ich falle in eine Art Tagtraum. Ihr kennt das. Man kann nicht schlafen, weil die Umgebung einen wach hält, obwohl man eigentlich hundemüde ist. In der „Schweineklasse“ – zivilisiertere Leute als ich sagen auch Holzklasse (auf Neudeuts

Die Segelyacht Kiqdlue (Aus dem Grönländischen: Kochendes Wasser auf offenem Feuer)

Mit dem Dinghy setzen wie über. Die Yacht liegt nur 100 Meter von uns entfernt, trotzdem sind wir froh, als wir angekommen sind. Es ist nass, es ist kalt und der Wind bläst mit 20 Knoten aus Südwest. Für Europäer ist kalt vielleicht übertrieben, immerhin haben wir noch gut über 20°C und außerdem ist es Winter auf der Südhalbkugel, doch fühlen sich 20°C, barfuß, eiskalt an. Besonders wenn die Füße nass sind und das werden sie unweigerlich, wenn man vor Anker liegt und auf das Beiboot angewiesen ist. Den ganzen Tag hat es immer wieder geregnet und das Dinghy ist voll mit Regenwasser. Klar ist es selbstlenzend, doch dann müsste ich, wie ein Irrer durchs Ankerfeld jagen, während ich den Stöpsel ziehe und das Wasser sich nach hinten raus drückt. Das überlasse ich doch lieber den Jetbootfahrern, von denen es hier auch einen gibt. Er benutzt die vor Anker liegenden Boote als Wendemarke und heizt oft über eine Stunde hier umher. Dabei hätte es etwas weiter draußen genug Platz, aber dort sieht ja niemand was für ein toller Hecht er ist. Jugendliches Balzgehabe eben, es sei ihm gegönnt. Also schöpfe ich mal wieder das Beiboot leer.

SY Kiqdlue, Mangareva

Bevor der nächste Squall durchzieht machen wir mit unserem Dinghy an der Kiqdlue fest. Eine ein Meter hohe Welle steht in der Bucht und wir haben einige Mühe, an Bord zu kommen. Jens hat uns zum Essen eingeladen und bis zuletzt ein Geheimnis daraus gemacht, was es zum Abendessen gibt. Jetzt erklärt er was da so gut riecht, während wir im Cockpit sitzen und ihm aufmerksam zuhören. Bei Jens darf man den Part, wenn er zum Wesentlichen kommt, nicht verpassen. Seine Einleitungen sind großzügig und haben mit dem, was er sagen will, erst einmal nichts zu tun. Irgendwann wechselt er dann das Thema und kommt zum Punkt. So auch jetzt. Während wir warten, was es heute zum Essen gibt - ich hab übrigens schon einen riesigen Hunger – erzählt er von einem Stück Holz, das er seit Tasmanien mit sich rum schippert, und das er nun als ein Schild mit der Aufschrift „Privat“ verwenden will. Der Polizeibeamte, der auf der Insel Dienst tut, hat ihn zusammengestaucht, als er einklarieren wollte und auf dem Polizeiposten niemand antraf. Er suchte dann auf dem Gelände nach jemanden den er fragen konnte und lief dabei auf Privatgelände, welches nicht gekennzeichnet war. Jens fand dann auch den Polizisten, was dem weniger gut gefiel. Jetzt bekommt dieser ein, von Jens, geschnitztes Schild aus einem Stück Holz, dass niemand mehr, in die peinliche Lage kommt, unautorisiert auf Privatgelände herumlaufen zu müssen. Ja, so ist Jens. Während er uns diese Geschichte erzählt und wie er an das Stück Holz gekommen ist, wechselt er ansatzlos zum Essen und verkündet uns, dass es Lamm gibt. Hierzu hat er ein paar Hammelknochen erstanden, die er mit Kartoffeln, Spinat und ein paar Oliven, in einer Auflaufform, im Ofen, hat garen lassen. Dazu hat er sich in Unkosten gestürzt und eine Flasche Rotwein gekauft. 

Mondnacht auf den Gambiers

Da es im Cockpit zu kalt ist, nehmen wir am großen Tisch im Salon platz. Kiqdlue ist eine Yacht aus den späten 80ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Yacht lag schon auf Grund und Jens hat sie dann geborgen und wieder hergerichtet. Seitdem segelt er mit dem Boot um die Welt. Das ist jetzt, immerhin auch schon, 23 Jahre her. Die Yacht im klassischen englischen Baustil ist innen stockdunkel. Es gibt keine Fenster und durch den Niedergang scheint, jetzt am Abend, nur noch wenig Licht. Die Einrichtung ist dunkles Teak, am Eingang zum Vorschiff steht ein Dieselofen. Es ist gemütlich und warm. Damit wir uns in der Dunkelheit nicht aus den Augen verlieren, hängen, an einer Schnur, quer über den Tisch gespannt, zwei Stirnlampen herunter. Jens erzählt uns die Geschichte von Kiqdlue. Ein riesiges Loch, als sie vor Neufundland gestrandet war, galt es zu stopfen. Als die Flut kam und das Schiff auf die andere Seite legte, machte er das Loch mit Sperrholz zu und legte eine Teerschicht drüber. Die Lenzpumpen und ein kräftiger Fischkutter taten ihr übriges. Zuhause in Grönland wurde das Schiff dann gründlich in Stand gesetzt und segelt heute noch. Aber Jens ist nicht nur ein sehr guter Geschichtenerzähler, er fertigt auch Skulpturen aus Holz und Stein. Gerade an Bord hat er sich auf Holz spezialisiert, weil das weniger Sauerei macht. Ein paar Tage zuvor hatten wir uns über Deutschland und Frankreich unterhalten und über die Gebiete Elsass und Lothringen, die in den vielen Fehden zwischen den beiden Ländern, ja immer mal gewechselt haben. Die Skulptur zeigt den Deutschen Michel und die französischen Marie, getrennt durch den Fluss Rhein. Mit den Händen berühren sie sich über den Strom, zur Freundschaft. Eine sehr schöne Skulptur, die irgendwann in einer Ausstellung auf Grönland zu sehen sein wird. Ein schöner Abend geht zu Ende und wir verabschieden uns von Jens, nicht bevor wir eine Gegeneinladung ausgesprochen haben. 

Ankerfeld Mangareva

So verbringen wir den Winter weiterhin auf den Gambiers, und erwarten ein Sturmtief nachdem anderen, welche im Süden des Archipels durchgehen, die Inseln aber immer wieder streifen. Meiner Schulter geht es langsam besser und ich fange mit Übungen an, um wieder etwas Kraft in den Arm zu bekommen. Gar nicht so einfach nach vier Wochen. Es ist erstaunlich wie schnell die Muskulatur abbaut, wenn sie nicht gebraucht wird. Ich bin zuversichtlich, dass ich das wieder hinbekomme. Bis dahin wünschen wir euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

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